Schmidmühlen: Die Tracht erhalten

SCHMIDMÜHLEN (sr). „Mit jedem in traditioneller Handarbeit gefertigten Dirndl wird ein Stück Heimat bewahrt“, so Markus Mehringer, Vorsitzender der „Lauterachtaler“.

Zahlreiche Frauen trafen sich immer wieder im Trachtenheim wie unter anderem auf dem Foto Andrea Simon, Andrea Spies, Michaela Mehringer, Helga Weigert und Alice Rudolf. Foto: Josef Popp

Sitt und Tracht der Alten, wollen wir erhalten“ – dies haben sich die Trachtenvereine auf ihre Fahnen geschrieben und diesen Leitspruch wollen sie auch leben. Die Frauen und Männer legen großen Wert auf die Traditionen – und das zeigen sie auch mit ihrem G’wand.

Und fallen so bei jedem Festzug sofort ins Auge – die Trachtenträger der Heimat- und Volkstrachtenvereine aus der Oberpfalz, die sich mit ihren Trachtengwand nicht verstecken brauchen. Alle vereint sie nicht nur der tief empfundene Wunsch, Tradition und Brauchtum und damit Werte zu erhalten, sondern auch der Stolz auf das originale Oberpfälzer G’wand, wie man es schon vor mehr als hundert Jahren hatte.

„Selbst ist die Frau“ – dies gilt auch bei den Trachtenvereinen. Für traditionsbewusste Frauen gilt: „Tracht zu tragen ist eine Ehre.“ Da es diese oberpfälzer Tracht, eben auch sehr auf einen Ort oder eine Region bezogen, nicht von der „Stange“ zu kaufen gibt, müssen sich – insbesondere halt die Trachtlerinnen selbst behelfen, nämlich mit traditioneller Handarbeit. „Frau“ traf sich immer wieder mit coronabedingten Unterbrechungen zu einem gemeinsamen Trachtennähkurs bei einem Trachtenverein in Schmidmühlen.

So „zog“ sich der Kurs über Monate hin. Gemeinsam aber geht es halt immer besser, zumal man auch immer etwas Neues erfahren kann. Organisiert und vorbereitet wurde der Kurs von Ilona Reheis, vom Heimat- und Volkstrachtenverein Schmidmühlen. Unter der Anleitung von Gertraud Kerschner, der stellvertretenden Vorsitzenden des Sachausschusses für Trachtenforschung und Trachtenpflege wurde nach teilweise historischen Vorlagen genäht: Dirndl, Mieder, Rock oder auch Schürzen. Bei diesen Treffen hielt man sich genau an den Schnitt, den Gertraud Kerschner für jede einzelne Teilnehmerin gezeichnet hatte. Die nötigen Utensilien wie Stoff, Nähzeug oder Nähmaschine brachte jede Teilnehmerin selbst mit. Da wurde miteinander getüftelt, probiert, verworfen. Die Kleidung soll ja nicht nur genau passen, sondern auch gefallen – und man soll sich darin wohlfühlen, wie Gertraud Kerschner erklärt. So entstanden an den Nachmittagen viele Unikate. Rock und Schürze wurden entweder gestiftelt oder in Falten gelegt. Die Mieder wurden teilweise mit Ärmeln genäht, daher ist hier keine Bluse nötig.

Neben der „Alltagstracht“ gibt es auch noch einen „Festtagstracht“. Oder bei Beerdigungen eben die Trauertracht – mit Schürze, Tuch, Schmieserl und Strümpfen in Schwarz. Fachkenntnis ist hier gefragt, es kommt auf das Detail an. So kommt diesen Handarbeitstreffen eine große Bedeutung zu. Die Trachtendamen treffen sich übrigens regelmäßig und abwechselnd bei verschiedenen Trachtenvereinen. Bei einem Abschlusstreffen im Trachtenheim dankte der Vorsitzende Markus Mehringer vor allem Gertraud Kerschner, aber auch bei allen Teilnehmern für diesen gelungenen Kurs. „Es war uns eine große Ehre, als Gastgeber fungieren zu können“, betonte der Trachtenvorsitzende. Und der Vorsitzende weiter: „Mit jedem in traditioneller Handarbeit gefertigten Dirndl wird ein Stück Heimat bewahrt.“

Ein Blick zurück aus der Monatszeitschrift „Die Oberpfalz“ aus dem Jahr 1911

Dort kann man nachlesen: „Wohl jeder, der die im Festzug vorbeigeführten prächtigen Trachten der Oberpfalz sah, wird bedauern, dass diese immer mehr verschwinden. Möchten daher diejenigen, die noch die Tracht der Eltern und Großeltern tragen, sich nicht beirren lassen, und wer noch solch´ alte Trachten im Besitz hat, möchte sie wieder hervorsuchen und in Ehren tragen. Dieser kritische Bericht zeigte Wirkung: Die Oberpfälzer besannen sich auf ihre Tracht und holten vielerorts wieder ihre bodenständige Tracht aus den Truhen und Schränken. In den darauffolgenden Jahren gründeten sich viele Heimat- und Volkstrachtenvereine, die diese Tradition und die Tracht bewahren und pflegen wollen.

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