KALLMÜNZ (sr/lz). Die alten hellgrauen Raiffeisen-Gebäude am Ortseingang des Markts Kallmünz sind den Einwohner*innen des idyllischen Städtchens am Zusammenfluss von Naab und Vils ein vertrauter Anblick, auf den viele nicht verzichten wollen.
Stammen das Lagerhaus samt Turm denn auch aus den Dreißiger- bzw. Sechzigerjahren des vorigen Jahrhunderts und bestehen aus einer langlebigen Bausubstanz. Seit fast drei Jahren liegt das Lagerhausgelände brach.
Die Raiffeisen Waren GmbH Hemau baute in Oberpfraundorf neu und machte den Betrieb in Kallmünz dicht. Die Raiffeisengenossenschaft Jura mit Hauptsitz in Hemau versprach, das Gelände in Abstimmung mit der Marktgemeinde sinnvoll und ortstypisch zu entwickeln.
Nun verdichten sich die Hinweise, dass die Raiffeisen das Gelände teuer an einen Investor verkaufen möchte, über den noch nichts Näheres bekannt ist. Viele Marktgemeinderäte befürchten, dass auf dem Gelände ein gesichtsloser, nach maximalen Gewinnabsichten konstruierter Baukomplex entsteht. Ähnliche Fälle in der näheren Umgebung schreckten sie auf – so berichtet eine gemeinsame Pressemitteilung der FW-, SPD und engagierte Bürger- sowie der Grünen Marktgemeinderäte.
Das alte Lagerhaus liegt unmittelbar am Ortseingang an der Zufahrt zur Vilsbrücke und verfügt über enorme bauliche Ausstrahlung. Seit vielen Jahrzehnten prägen vor allem das Lagerhausgebäude sowie der später erstellte Getreideturm die Silhouette vor dem mächtigen Felsmassiv des Burgberges. „Unzweifelhaft ist dieser Bereich für das Ortsbild von Kallmünz eminent wichtig“, betont SPD-Marktgemeinderat Josef Wein. „Der alte Ortskern von Kallmünz würde in seiner Ansicht stark beeinträchtigt, sollte auf dem Lagerhausgelände keine dazu passende Gestaltung erfolgen.“
Erhaltungssatzung bereits auf den Weg gebracht
Ein wenig hat der Marktgemeinderat schon vorgesorgt. Auf Betreiben von Marktgemeinderäten der Freien Wähler, SPD und engagierten Bürgern sowie von Bündnis 90/Die Grünen hatte das Gremium bereits einstimmig beschlossen, eine Erhaltungssatzung zu erlassen. Diese erlaubt der Marktgemeinde, nicht in das Ortsbild passende Neubauprojekte oder das Ortsbild störende Umbauten zu untersagen. Nur fehlen derzeit noch die konkreten Kriterien, nach denen entsprechende Entscheidungen getroffen werden sollen.
Die Erarbeitung einer solchen, mit Inhalten gefüllten Erhaltungssatzung dauere seine Zeit, so Wein. Damit die Raiffeisen bzw. ein Bauinvestor die Marktgemeinde nicht vor vollendete Tatsachen stellen kann, beantragte nun eine Reihe von Marktgemeinderät*innen, in die Satzung schon vorneweg möglichst die Erhaltung des Turmes und des ältesten Gebäudes aufzunehmen.
Daneben wird gefordert, auf dem restlichen Lagerhausgelände sowie auf dem angrenzenden Netto-Areal nur Gebäude zuzulassen, die den Ortsbildcharakter nicht beeinträchtigen.
Vielfältige zukünftige Nutzung möglich
Die Marktgemeinderäte machen sich auch Gedanken über die Nutzung der zu erhaltenden und neuzugestaltenden Bauwerke. Am liebsten wäre es ihnen, wenn dort ein Mix aus Wohnen, Gewerbe, Gastwirtschaft oder Café und ein kleines Hotel entstehen würde. Dies würde die Attraktivität als Fremdenverkehrsort steigern und zugleich den Kallmünzer Bürger*innen ein interessantes Zentrum zum Wohnen und Arbeiten bieten.
„Wir können an dieser Stelle sehr viel falsch machen, aber auch sehr viel Gutes für Ortsbild und Leben in Kallmünz bewirken. Wir wollen, dass wertvolles Altes erhalten bleibt, sowie Neues angemessen gestaltet wird. Das sind wir den Menschen in unserer Marktgemeinde schuldig. Im Idealfall findet sich ein Investor, der zusammen mit dem Marktrat ein Konzept für das Areal entwickelt“, betonen die proaktiven Marktgemeinderät*innen unisono. „Wir hoffen, dass auch Bürgermeister Brey selbst unserem Antrag positiv gegenübersteht.“
In der Tat äußerte sich auch Erster Bürgermeister Ulrich Brey auf Anfrage von LOKAL im Sinne einer Erhaltung der Gebäude: „Was erhaltenswert ist, sollte gerettet werden.“ Für Brey ausschlaggebend ist das Konzept, das hinter der Entwicklung des Geländes stehen soll. Über den potentiellen Käufer des Geländes ist allerdings auch dem Bürgermeister noch nichts bekannt.
Für Brey ist außerdem klar, dass es der Wunsch vieler Kallmünzer*innen ist, die Gebäude zu erhalten: „Wenn man Bestehendes integrieren kann und auch neue Ideen mit dem Ortsbild in Einklang bringt, ist wohl die Akzeptanz in der Bevölkerung da. Man sollte hier für alles offen sein.“