Nanobots im Blut ?!

INGRID LIEZ …

„Ich bin doch nicht geimpft!“, empört sich eine junge Frau vor den Türen der Stadtbücherei, in der ich – neben meiner Arbeit für LOKAL – tätig bin. So darf ich die Dame nicht hereinlassen. Ihr Ton ist arrogant-herablassend, aber das ist noch gar nichts, denkt man an die zahllosen Anti-Corona-Demos, die in deutschen Großstädten von Hamburg bis Magdeburg in den letzten Wochen stattfinden: Pöbeleien, Anspucken und Angriffe auf Medienvertreterinnen und auch Polizistinnen bis hin zu Morddrohungen an Politiker*innen sind da an der Tagesordnung.

Leider gibt es mittlerweile auch in kleineren Städten wie Schwandorf Demos, die größtenteils von Mitgliedern der rechten Szene bzw. AfD-Vertreter*innen organisiert wurden. Das „Spazierengehen“ als eine Form des Protests gegen staatliche Maßnahmen findet an vielen Orten ebenfalls statt, das ordnungsgemäße Anmelden einer Demo wird damit umgangen.

Jede,r hat das Recht, seine Meinung zu äußern. Und nicht alle, eher die wenigsten Demonstrierenden, sind offen aggressiv. Viele gehen mit, weil sie Angst haben – vor der Impfung, vor der Impfpflicht, Angst um die eigene Existenz, die durch Verordnungen der Regierung – z. B. Schließung von Gasthäusern oder körpernahen Dienstleistungsbetrieben – hervorgerufen wurde. Verständlich, wenn jemand Angst um die persönliche Freiheit hat und Angst um körperliche Unversehrtheit – auch wenn man nicht in der DDR aufgewachsen ist.

Die Skepsis gegenüber dem Staat rührt wohl besonders in den östlichen Bundesländern daher, dass man damals in dem wirklichen Unrechtssystem mit den Menschen unmenschlich umgesprungen ist. Weiterhin rührt die Skepsis wohl auch daher, dass viele Medien ihrem eigentlichen Auftrag seit Langem nicht mehr jederzeit gerecht werden – um der Einschaltquoten bzw. Auflagenzahlen willen werden immer mal wieder Tatsachen falsch dargestellt, aufgebauscht oder aus dem Zusammenhang gerissen, so dass sich ein verzerrtes Bild ergibt.

Die Macht der Medien zur Lenkung von politischen oder ökonomischen Interessen darf keinesfalls unterschätzt werden! Kein Wunder also, wenn es plötzlich heißt: „Lügenpresse“, denn gemäß dem Motto „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht“ werden viele der sogenannten „kleinen Leute“ misstrauisch und glauben gar nichts mehr, besonders, wenn sie nicht viel Geld auf dem Konto haben und sehen, dass eine bestimmte Schicht in unserem Land immer reicher wird. Leider geraten diese Leute dann im Internet auf Medienseiten abseits jeder Seriosität und wissen nicht, wie sie die dort erhaltenen Informationen verifizieren sollen. Alle seriösen Info-Kanäle z. B. von Wissenschaftlern haben da keine Chance mehr.

Jedoch: Beschimpfungen und Schlimmeres können keinesfalls der Weg zu mehr Gerechtigkeit oder Freiheit sein. Und schon gar keine Vergleiche oder gar Gleichsetzung mit dem Holocaust!! Wir leben nicht in einer Diktatur, denn in einer solchen dürften die Leute gar nicht demonstrieren. Die Demonstration als ein probates Mittel in der Demokratie zur Meinungskundgebung wird leider von der rechten Szene für ihre Zwecke instrumentalisiert und die Menschen merken es zum Teil noch nicht einmal.

Die „Gegenseite“, diejenigen, die die Regierungsmaßnahmen als dem Wohl der Bevölkerung dienlich erkennen, demonstrieren nicht, melden sich jedoch jetzt in vielen Städten zu Wort und erschaffen eine Gegenöffentlichkeit – in Schwandorf durch die „Schwandorfer Erklärung“.
Die Menschen, die staatliche Übergriffe fürchten, wollen sich und ihren Befürchtungen eine Stimme verleihen – Verrückte und Schwurbler inbegriffen! Sensationsheischend greifen die Medien Aussagen dieser Abgedrehten gern auf: „Ich habe gehört, dass in fünf Jahren 80% der Weltbevölkerung tot sein werden. Denn durch die Impfung haben sie jetzt Nanobots im Blut, die durch 5G aktiviert werden und dann die Blutadern zerschneiden.“ Ich weiß nicht, warum man einer solchen Aussage mehr Glauben schenken sollte als der wissenschaftlichen Erklärung, was ein mRNA-Wirkstoff ist. Vielleicht, weil man die Wissenschaft nicht wirklich versteht?

Die Corona-Proteste haben viele Wurzeln. Sie sind auch Resultat eines jahrzehntelangen sozialen Gärungsprozesses und, so denke ich, das Resultat eines versagenden Bildungssystems.

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