Interview: „Politik über die Parteigrenzen hinweg“

KALLMÜNZ (lz). Am 8. Oktober 2023 ist in Kallmünz Bürgermeisterwahl. Als Gegenkandidat zu Bürgermeister Ulrich Brey (CSU) geht Martin Schmid von den Freien Wählern ins Rennen. Schmid ist Fraktionssprecher seiner Partei im Marktgemeinderat und ein „echtes Kallmünzer Gewächs“.

FW-Kandidat Martin Schmid setzt auf Kommunikation und Leidenschaft für die Heimat
Martin Schmid und Dr. Eva Schropp im aktuellen LOKAL-Interview. Foto: Ludwig Schmid

Der 42-Jährige arbeitet derzeit als Studienrat an einer Realschule. Als seine Hobbys bezeichnet er Fußball, Tennis und Reisen sowie generell das Vereinsleben. Seit über 20 Jahren ist er in der Vereinsführung des ATSV tätig sowie Mannschaftsführer beim TC Kallmünz. Darüber hinaus engagiert er sich beim Kultureck Kallmünz e.V. und beim Bergverein.

Im Team die Heimat gestalten – das war für ihn die Motivation für den Eintritt in die Politik. Weitblickendes und lösungsorientiertes Handeln sowie das Miteinander-Reden sind für ihn grundlegend bei allen politischen Entscheidungen.
Schmid wird nicht nur von den Kallmünzer Grünen in seiner Kandidatur unterstützt, sondern auch von der SPD und engagierten Bürgern (siehe Artikel an anderer Stelle). Vorgestellt hatte er sich bei den Grünen am 20.6.2023.

LOKAL sprach mit dem Kandidaten sowie mit der Grünen Marktgemeinderätin und Vorsitzende des Vereins Kultureck e.V., Dr. Eva Schropp.

LOKAL: Herr Schmid, Sie haben für Ihre Bürgermeisterkandidatur ein 12-Punkte-Programm erarbeitet. Können Sie uns dieses kurz vorstellen?
Martin Schmid: Der Grundgedanke ist, anhand von 12 Schwerpunktthemen Kallmünz und das Umland weitsichtig und ganzheitlich zu entwickeln. Wissenschaftlich begleitet werden meine Überlegungen durch das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK), das im Herbst 2022 für Kallmünz vorgestellt wurde. Daraus habe ich dann die besagten 12 Punkte abgeleitet, die sich wiederum in Einzelziele gliedern:
Ein familienfreundlicher Markt Kallmünz für alle Generationen; Sicherheit als Grundbedürfnis – Katastrophenschutz; unsere Wirtschaft – einzigartige Arbeitsplätze in einer Urlaubsregion; Kommunikation und Weitblick statt politischer Engstirnigkeit; Sauberkeit und ein zukunftsfähiges Mobilitätskonzept; unser Umland – Kallmünz mit seinen 31 Gemeindeteilen; realisierbare und finanzierbare Wohnräume und Baumaßnahmen; der Künstlerort – Förderung von Kunst, Kultur und sozialem Miteinander; die Bewältigung der Klimakrise als eine der größten Herausforderungen; Vereine als sozialer Motor; eine bodenständige Politik mit christlichen Werten und Traditionen; eine weitsichtige Finanzplanung in geeignete Investitionsprojekte durch das Abgreifen von Fördermitteln.

LOKAL: Frau Dr. Schropp, generell ist Ihnen die Berücksichtigung der im Rahmen des ISEK erarbeiteten Maßnahmenkonzepte und Entwicklungsziele wichtig. Warum?
Dr. Eva Schropp: Das ISEK wurde von der Gemeinde Kallmünz in Auftrag gegeben. Ich finde es wichtig, dass derartige teure Entwicklungskonzepte nicht in der Schublade verschwinden, sondern die dargelegten Handlungskonzepte auch priorisiert und durchgeführt werden!

LOKAL: Herr Schmid, bei der Bürgermeisterwahl werden Sie von den Mitgliedern von Bündnis 90/Die Grünen unterstützt. Wie kam es dazu?
Schmid: Ich denke, dass es in der Kommunalpolitik weniger um Parteizugehörigkeiten geht. Im Mittelpunkt unserer Bemühungen steht unsere Heimat. Für sie und die Leute, die dort leben, will ich mich einsetzen. Ich möchte miteinander arbeiten, nicht gegeneinander. Ich bin froh, dass das die Fraktionsmitglieder von Bündnis 90/Die Grünen und übrigens auch die von SPD und engagierten Bürgern so sehen und mich bei meiner Kandidatur als Bürgermeister unterstützen.
Ich wünsche mir ein überparteiliches „Team Kallmünz“, in dem man fair und respektvoll miteinander umgeht.

LOKAL: Frau Dr. Schropp, was gefällt Ihnen als Grüne – neben Punkten wie Artenschutz und Unterstützung des Fernwärmeprojekts – besonders gut an dem Konzept von Martin Schmid?
Schropp: Mir gefällt vor allem auch gut, dass sich Herr Schmid ein intensives Leerstandsmanagement auf die Fahne schreibt. Ich bin sicher, dass er bei seinem Konzept auch im Blick hat, dass Kallmünz, wie auch jede andere Gemeinde, durch gezielte Begrünung einer Überhitzung vorbeugen kann. Gerade die Alte Regensburger Straße böte hier Potential.
Auch die Idee des Regionalmarktes kann ich voll und ganz unterstützen. Hier wäre sicher ein Gesprächskreis mit den Landwirten ganz wichtig. Kallmünz mit seinen 31 Gemeindeteilen ist weit mehr als der Hauptort. Hier eine regelmäßige Dorfsprecherrunde zu initiieren, wäre sicher zielführend. Als Vorsitzende des KulturEcks bin ich da ganz auf seiner Seite, wenn er von einer Förderung der Kultur spricht.
Dazu gehört für mich auch, das Otthaus, das der Gemeinde geschenkt wurde, zu einem Begegnungsraum zu machen und nicht meistbietend an einen Investor zu verkaufen. Eine stärkere Anbindung an den ÖPNV wäre mir ebenfalls wichtig.

LOKAL: Und was sehen Sie doch eher kritisch?
Schropp: Ich vermisse – noch – eine Priorisierung der Punkte sowie Aussagen dazu, ob in Kallmünz, so wie in vielen anderen Gemeinden auch, ein durch Mitglieder des Marktrates und der Bürgerschaft besetzter Klimabeirat eingerichtet werden soll. Ich würde mir ein tragfähiges Konzept für Blühstreifen an den Straßenrändern (Zuständigkeit vorausgesetzt) sowie für Blühwiesen wünschen, dass sowohl der Naturschutz gefördert als auch Geld gespart werden kann.

LOKAL: Herr Schmid, was antworten Sie auf diese Einwände?
Schmid: Für viele meiner Punkte werden Priorisierungen im ISEK vorgegeben. Es macht Sinn, sich bestmöglich an diese wissenschaftliche Expertise zu halten, solange wir es uns als finanzklammer Markt leisten können.
Was den Klimabeirat betrifft, so setze ich auf das Engagement der Bürgerinnen und Bürger. Die „Zukunftswerkstatt“ setzt sich für einen nachhaltigen Lebensstil ein. Mit der Organisatorin Maria Wolf und ihrem Team bin ich im ständigen Kontakt, da ich selbst „Mitglied“ der Gruppierung bin.
Für das Anlegen von Blühflächen hat sich der Bund Naturschutz Kallmünz bereits ein Konzept überlegt. Auf das würde ich gerne zurückgreifen.

LOKAL: Sie befürworten für Kallmünz die Gründung eines Wirtschaftsforums. Welche Vorteile sehen Sie darin für die Gemeinde?
Schmid: Ich verfolge viele Aktionen in Burglengenfeld, wo es auch ein Wirtschaftsforum gibt, das als Verein organisiert ist. Mir gefällt der Gedanke, dass Einzelhändler, Dienstleister oder Gastronomen die Möglichkeit haben, koordiniert zusammenzuarbeiten und somit als Ideengeber und Initiatoren zur Entwicklung eines Ortes aktiv beitragen können. Somit kann es zu den verschiedensten Synergieeffekten kommen. Auch für Vereine sehe ich da großes Potential.

LOKAL: Und wie sehen Sie das, Frau Dr. Schropp?
Schropp: Ich kann nur sagen: Ja! Das ist wichtig und richtig. Unternehmer sind Fachleute in eigener Sache.

LOKAL: Stichpunkt „sanfter Tourismus“: Was zeichnet diesen für Sie aus, Herr Schmid?
Schmid: Kallmünz ist wunderschön, was viele Gäste nach Kallmünz lockt. Gerade an sonnigen Wochenenden kann das aber für manche Einwohner auch zur Belastung werden. Seit ich vor drei Jahren in den Marktrat gewählt wurde, habe ich entscheidend mehrere Projekte mit vorangetrieben, die mittelfristig sicherlich zu einem „sanften Tourismus“ beitragen können. Zu nennen wären die Sperrung des inneren Marktes für den Durchgangsverkehr an Wochenenden oder die geplante Errichtung eines Großparkplatzes samt Mobilitätsdrehscheibe für den ÖPNV an der Gessendorfer Straße. Die Entwicklung des Schmidwöhrs mit der neuen Erlebnisstation und dem kürzlich geschaffenen Naabzugang sehe ich als große Bereicherung – übrigens alles Projekte, denen eine gemeinsame Initiative von Freien Wählern, SPD und engagierten Bürgern sowie Bündnis 90/Die Grünen zugrunde liegt!

LOKAL: Die Sorgen der Bürger*innen im direkten Gespräch ernst zu nehmen, ist eine der Kernbotschaften bei den Freien Wählern. Unterschreiben Sie das, Frau Dr. Schropp?
Schropp: Ja, die Sorgen ernst zu nehmen und klar über die Konsequenzen eines Vorhabens zu informieren, ist wichtig. Wenn eine Veränderung auf uns zukommt, sind nicht alle Feuer und Flamme, manche haben Angst. Durch Gespräche lässt sich sicher die eine oder andere Angst nehmen. Hier würde ich mir auch ein neues Format wünschen: Eine Redezeit für die Bürgerschaft vor der Marktgemeinderatssitzung zu den jeweils aktuellen Punkten der Tagesordnung.

LOKAL: „Für Kallmünz dauerhaft etwas bewegen – mit einer glasklaren Politik auf Augenhöhe mit den Bürgern“ – würden Sie beide unter dieser Überschrift Ihre Zusammenarbeit beschreiben?
Schropp: Ich ja.
Schmid: Ja, klar. In meiner Vorstellung von einem „Team Kallmünz“ spielen engagierte Leute und Vereine eine ganz zentrale Rolle.

LOKAL: Wir danken Ihnen beiden ganz herzlich für das Gespräch!

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