SCHWANDORF (mk). Zur Eröffnung der Ausstellung „Zum Wohlsein“ zum Thema Brauerei- und Wirtshausgeschichten am 11. Juni 2024 war der Andrang im Stadtmuseum so groß, dass schon nach kurzer Zeit das bereitgestellte Bier vergriffen war …

Die Ausstellung widmet sich der Brauerei- und Wirtshausgeschichte der Stadt. Gastwirtschaften und Wirtshäuser waren einst wichtige Orte des gesellschaftlichen Lebens, und auch in Schwandorf gab es eine große Anzahl davon.
Die Ausstellung präsentiert Sehenswertes und Seltenes aus historischen Brauerei- und Wirtshausbeständen der Region.
In seiner Eröffnungsrede betonte 2. Bürgermeister Andreas Wopperer, Brauereien seien ein Stück Heimatidentität, auf das man stolz sein könne. Zudem hätten Wirtshäuser auch eine soziale Funktion und seien Orte der Geschichten, wo auch aktuelle Nachrichten schnelle Verbreitung fänden und die Gerüchteküche brodele. Wopperer appellierte an die Gäste: „Gehen Sie ins Wirtshaus und lassen Sie diese uralte Tradition nicht aussterben!“
Die Idee zur Ausstellung stammt von zwei Schwandorfer Sammlern, Michael Hötzl und Thomas Rinner, die aus ihrem privaten Fundus Exponate zur Verfügung stellten. Besonders interessant ist die lange Geschichte des Braurechts in Schwandorf, das bereits seit dem Hochmittelalter existierte. Früher gab es in der Stadt mehrere Brauhäuser, von denen einige in unmittelbarer Nähe des heutigen Stadtmuseums lagen.
Klimawandel machte Weinanbau zunichte
Museumsleiterin Eva Maria Keil dankte den Exponategebern, die es ermöglichten, diese Seite der Stadtgeschichte zu präsentieren. Die Ausführungen des Heimatforschers Ludwig Weingärtner drehten sich zunächst nur um Wein, der im Landkreis rund um Schwandorf sogar eine noch längere Tradition habe. Aufgrund einer Veränderung des Klimas hin zur „Kleinen Eiszeit“ und des Dreißigjährigen Krieges sei der Weinanbau jedoch bis nach 1648 zurückgegangen.
Das Brauen von Bier habe eine Jahrtausende alte Tradition. Seit dem Hochmittelalter im 12. Jahrhundert sei das Handwerk ein Sonderrecht der Edelleute und Städte gewesen. 1299 bekam Schwandorf durch Herzog Rudolf Stadtrechte – verknüpft damit war ebenso das Braurecht. Doch schon 1163 wurde in Schwandorf der erste Weizen gebraut. Die Kapuzinermönche vom Kreuzberg riefen im Jahre 1761 eine eigene Brauerei ins Leben. Im 19. Jahrhundert sei dann die Brauerei richtig in Gang gekommen, stockte jedoch wieder im Ersten Weltkrieg. „Zu dieser Zeit hat es nur noch fünf Brauhäuser gegeben“, so Weingärtner.
Am Ort der ehemaligen Taverne „Die goldene Gans“ betreut heutzutage die Familie Stoijc ihre Gäste im „Schmidt-Bräu“. Der letzte kommunale Brauer aus den ersten Tagen des 20. Jahrhunderts sei das Gasthaus Baier. Heute existieren ebenso noch die Privatunternehmen Schlossbrauerei Naabeck und die Weißbierbrauerei Plank in Wiefelsdorf. Die einst zahlreichen Gasthäuser und Bierwirtschaften mit traditionellen Namen wie „Zur Post”, „Zum weißen Rössl” oder „Zum schwarzen Adler” sind verschwunden.
Die Ausstellung zeigt Fotomaterial und Sammelstücke, die diese Geschichte anschaulich machen und die Bedeutung von Gastronomiebetrieben für das soziale und kulturelle Leben eines Ortes verdeutlichen.
Die Ausstellung ist noch bis zum 6. Oktober 2024 im Stadtmuseum zu erleben. Ein gelungener Auftakt für alle Geschichts- und Kulturinteressierten!
Hier eine Auswahl der Exponate …



