95 Jahre Heimat- und Volkstrachtenverein Schmidmühlen

Gelungene Weihnachtsfeier mit vielen Tanzeinlagen und Ehrungen

SCHMIDMÜHLEN (sr). Das Wort besinnlich wird gerne in der Vorweihnachtszeit gebraucht. Man soll zur Ruhe kommen und sich so auch auf das Wesentliche besinnen. Dazu gehört nicht nur das Wahrnehmen von Erfolgen oder Misserfolgen, sondern auch ein Besinnen auch Werte und Traditionen. Für diese Anliegen ist der Heimat- und Volkstrachtenverein die „erste Adresse“.

Geehrte Mitglieder des Trachtenvereins mit stellvertr. Gauvorsitzenden Tobias Lehner (hi.R.v.l.). Foto: Popp

So feierte man zum Jahresabschluss nicht nur nach alter Überlieferung und Tradition die Trachtenweihnacht, sondern besann sich auf den gemeinsamen Nenner, den sich der Verein auf seine Vereinsfahne geschrieben hat: „Sitt´ und Brauch der Alten, wollen wir erhalten!“ Gerade was die Bewahrung der gelebten Tradition anbelangt, ist der Trachtenverein im Landkreis Amberg – Sulzbach führend. Nicht nur auf viel Arbeit, sondern auch auf ein durchaus erfolgreiches Jahr konnten die Trachtler zurückblicken. Nach wie vor ist der Trachtenverein eine große Familie.

Trotz der einmaligen Verankerung im Markt muss sich der Verein immer wieder auf das Neue beweisen. Zu groß ist die „Konkurrenz“ mit modernen Trends, der Schnelllebigkeit der Zeit und der Flexibilität, die das Berufsleben erfordert. Gerade was Tradition und Brauchtum anbelangt, setzte der Heimat- und Volkstrachtenverein in diesem Jahr wichtige Impulse und schärfte so nicht nur das Vereinsprofil, sondern auch das Profil des Marktes Schmidmühlen als traditionsbewusste Kulturgemeinde.

Da bot die gelungene Weihnachtsfeier einen glanzvollen Abschluss unter das Vereinsjahr. Dieses war wieder gespickt mit vielen Veranstaltungen und noch mehr Planung und Koordination. Mit einem überaus gelungenen Heimatfest feierte der Verein heuer sein 95-jähriges Bestehen, aber auch die oberpfälzer Trachtenbewegung. Vereinsvorsitzender Markus Mehringer blickte dabei auf eine lebendige Vereinsgeschichte, die im Juli 1929 „beim Espach“ ihren Anfang machte, zurück und erinnerte an die vielen Mitglieder, die sich für den Trachtenverein, aber auch für ihre Heimatgemeinde engagierten.

Es war noch die Zeit, in der weder Radio noch Fernsehen noch Computer das Leben der Menschen bestimmte. Selbst gestalten und selbst für den Verein die Verantwortung zu übernehmen- andere Alternativen gab es nicht. Der Trachtenverein mit seinem selbst gegebenen Motto, Brauchtum, Sitt und Trachten zu erhalten war geradezu dafür prädestiniert für ein kreatives Gestalten des Vereins- und Gemeindelebens. Dies ist auch heute noch so.

Auch bei diesem Trachtenfest blieb der Verein gewachsenen Tradition treu geblieben, und eröffnete das Heimatfest mit verschiedenen Tanzeinlagen. Plattler und Drischldrescher zeigten ebenfalls ihr Können. Es war ein buntes und überaus gelungenes Fest, das vielen Mitgliedern, Bürgerinnen und Bürger und den vielen Gästen sicher in positiver Erinnerung bleiben wird.

„Neben“ diesem Fest war der Trachtenverein in vielerlei Hinsicht aktiv. So beteiligte sich der Verein mit zahlreichen Beiträgen am Marktfest. Neben dem Mitwirken beim Festzug organisierte der Verein zusammen mit den Drischldrescher einen „Tanz in den frühen Morgen“, der viele Volkstänzer aus der Oberpfalz anlockte.

Getragen von diesem Wunsch, Trachten, insbesondere die Dirndl, nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, trafen sich auch heuer wieder Frauen beim Heimat- und Volkstrachtenverein Schmidmühlen, um Dirndl, die dem historischen Anspruch voll und ganz entsprechen, selbst zu nähen. Da diese oberpfälzer Trachten eben auch sehr auf einen Ort oder eine Region bezogen, sind sie nicht von der „Stange“ zu kaufen und müssen in traditioneller Handarbeit gefertigt werden. Über viele Wochenende kamen Trachtlerinnen aus der Oberpfalz, um „ihre Dirndl“ selbst zu nähen und so ein Stück Heimat zu erhalten. Organisiert und vorbereitet wurde der Kurs von Ilona Reheis. Unter der Anleitung von Gertraud Kerschner, der stellvertretenden Vorsitzenden des Sachausschusses für Trachtenforschung und Trachtenpflege wurde nach teilweise historischen Vorlagen genäht: Dirndl, Mieder, Rock oder auch Schürzen.

Letzte größere Veranstaltung in diesem Jahr war der ein Brauch, den der Trachtenverein seit Mitte der 60iger Jahre des letzten Jahrhunderts pflegt: den Nikolausdienst. So auch heuer. Einst pflegte dies die Kolpingfamilie, nach deren Auflösung übernahm diesen Dienst der Heimat- und Volkstrachtenverein. Und eben dieser Nikolaus darf bei einer Weihnachtsfeier des Trachtenvereins nicht fehlen. Auf ihn warteten die Mitglieder schon ganz gespannt und noch mehr auf seine Geschichten, von Missgeschicken einzelner Mitglieder, aber auch von gelungenen Dingen. Wie schon in den letzten Jahren war im Trachtenheim ein brillanter Geschichten- und Gedichte–Erzähler als Nikolaus zu Gast.

Einen schönen Abschluss bildeten Ehrungen für langjährige Mitgliedschaften, die stellvertretender Gauvorsitzender Tobias Lehner (Regenstauf) zusammen mit den beiden Vorsitzenden Markus Mehringer und Manuel Müller vornahm. Tobias Lehner nahm die Gelegenheit wahr, sich bei den Mitgliedern zu bedanken und zugleich das herausragende Engagement des Vereins hervorzuheben. Der Heimat- und Volkstrachtenverein ist ein wirklich bodenständiger Verein, der viel für das Trachtenwesen leistet, so der Gauvertreter in seiner Ansprache. Er appellierte an die Schmidmühlener Trachtler, sich verstärkt für den Erhalt der bayerischen Lebensart einzusetzen. Diese sieht Tobias Lehner immer mehr aus dem Leben der Menschen verschwinden.

Ehrungen

20 Jahre: Markus Mehringer, Michaela Mehringer, Ferdinand Holler
30 Jahre: Karl Fochtner, Markus Hummel, Christian Kossak
40 Jahre: Alfred Kossak, Theresia Kossak
50 Jahre: Josef Blaschko, Karoline Böhm, Karl Wiesner
60 Jahre: Erwin Aigner, John Kappel, Renate Senft, Erich Weigert