Bunkern wie ein Prepper?

INGRID LIEZ …

„Gehörst du jetzt auch zu diesen Verrückten?“, „Es passiert doch nichts!“, „Die Regierung wird sich schon kümmern, wenn der Strom ausfällt …“ Solche und ähnliche Antworten bekommen „Prepper“, wenn sie davon erzählen, dass sie sich zu Hause Vorräte für den Notfall zugelegt haben.
Das Wort kommt übrigens vom Englischen „prepare“, also „vorbereiten“. Vorbereitet sein auf einen längeren Blackout, eine nationale oder internationale Katastrophe, klimatisch bedingte Unwetter mit großflächigen Zerstörungen, den dritten Weltkrieg. Also mal ehrlich: Was vor Corona noch absolut lächerlich erschien, ist spätestens seit der Ahrtal-Flut oder der Tatsache, dass im Januar ganz Europa nur knapp einem großen Blackout entging, und jetzt dem Ukraine-Konflikt mit einem unberechenbaren Diktator gar nicht mehr so lachhaft.

Und doch schimpft man auf diejenigen, die die Mehl- und Ölvorräte in den Lebensmittelgeschäften weggekauft haben. Zugegeben, das ist unfair, wenn für andere nichts mehr bleibt. Man hätte schon viel früher mit dem Ansammeln anfangen sollen. Eben wie die Prepper, die nicht nur haltbare Lebensmittel, Dosenbrot und Schokolade bunkern, sondern auch alle anderen Dinge des täglichen Bedarfs wie Hygieneartikel, Medikamente und Batterien, dazu noch Taschenlampen, Notstromaggregate, Sonnenenergie-Powerbanks und batteriebetriebene Radios, Wasserfilter, Fluchtrucksack und vieles mehr. Es lebe MacGyver und seine Überlebens-Bastelideen, die Heizung aus Tontöpfen und das Kochen mithilfe von Teelichtern!

So fand auch ich mich vor Kurzem vor meinem Vorratsregal wieder, nachschauend, welche Lebensmittel ich dahabe. Mit der Zeit hat sich einiges angesammelt, von großen Sechserpacks 1,5 l-Wasserflaschen über Gemüse- und Obstkonserven, Nudeln, saure Gurken und Saft, Ketchup und Essig bis zu Zwieback, Streichhölzer und Kerzen.

Wein ist auch noch genug da, komme ich also im Vollrausch gut durch die Apokalypse. Zum Lachen?

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe rät durchaus, sich auf Notsituationen vorzubereiten. Was wichtig ist, kann man etwa unter www.bbk.bund.de/DE/warnung-vorsorge nachlesen.

Es gibt sogar verschiedene Listen zum Ausdrucken, damit man den Überblick behält, z. B. unter www.krisenvorsorge-ratgeber.de. Das BBK empfiehlt, sich Essen und Trinken für zehn Tage zu Hause einzulagern. Das heißt, zwei Liter Flüssigkeit, ebenso 2200 kcal pro Person und Tag. Leider ist das etwa für eine 5-köpfige Familie mit Stadtwohnung aus Platzgründen gar nicht machbar.

Das Ganze solle Stück für Stück aufgebaut und dabei natürlich auch die Haustiere nicht vergessen werden, heißt es auf der Website. Besonders wichtig seien lange haltbare Produkte wie Zucker und Salz, Honig, geschälter Reis, Essig, Maisstärke, Hartweizennudeln und Spirituosen. Sinnvoll ist es auch, wenn man viele Lebensmittel selbst zubereiten, also etwa einkochen oder mit Salz und Zucker haltbar machen kann. Das gesamte Haushaltswissen von Oma und Opa wird wieder aktuell.

Grundsätzlich, so scheint es mir, ist es wichtig, dass wir uns nicht immer nur auf „Vater Staat“ oder auf irgendwelche anderen Institutionen verlassen, dass sie uns „retten“ und versorgen. Sondern dass wir wieder ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass wir letztendlich selbst für uns und unser Wohlergehen (bzw. Überleben!) verantwortlich sind.

So erhält auch das zwischenmenschliche Miteinander im unmittelbaren Umfeld wieder mehr Bedeutung: Zusammenstehen und sich gegenseitig unterstützen in schwierigen Zeiten ist noch wichtiger als der bestens bevorratete Keller. Nicht der nur für sich selbst hamsternde Prepper wird überleben, sondern derjenige, der aktiv in eine Gruppe eingebunden ist. Klopapier-Teilen mit den Nachbarn ist also angesagt.

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