Deutscher Sondermüll aus Tschechien zurückgebracht – mit Steuergeldern!

INGRID LIEZ …

Glasfaser, Metalle und Batteriereste – aber auch Teile von Windkraft-Rotorblättern: Es sind rund 500 Tonnen teils gefährlicher Müll, die von einem deutschen Entsorgungsunternehmen ins tschechische Jirikov (200 km östlich von Prag) verbracht worden sein sollen. Das allein ist schon skandalös genug. Das Unternehmen hat seinen Sitz in Weiden, ist aber mit einer Werkshalle auch in Wernberg-Köblitz im Landkreis Schwandorf vor Ort. Es erhielt laut Medienberichten 2023noch 2,1 Mio. Euro Fördergelder aus einem Programm des bayerischen Wirtschaftsministeriums. Die Seite www.gruene-oberpfalz.de berichtet am 25. 8. 2025 darüber.

Aber der Reihe nach:
Es sei von einer Firma aus Weiden „in eine gewaltige Anlage investiert“ worden, heißt es laut einer regionalen Tageszeitung am 4. 6. 23 bezüglich einer neuen großdimensionierten und teuer ausgerüsteten Werkshalle. In der Anlage in Wernberg würden Autobatterien von E-Autos, PV-Anlagen, Flugzeugteile oder Teile von ausrangierten WKAs zerlegt und für die Wiederverwendung aufbereitet. Die Firma präsentiere sich als Spezialist für Recycling und könne in der 70 m langen Industriehalle bei Vollauslastung 9000 t im Jahr verarbeiten. „Wir lösen Probleme, statt sie zu hinterlassen“, sei ihr Wahlspruch. Auch auf der eigenen Website zeige sie sich als Mitglied im Bundesverband Windenergie, schreibt www.tichys-einblick.de.
Jedoch: Die Website des Unternehmens ist heute offline.

Anfang 2025 erfahren die deutschen Behörden von ihren tschechischen Kollegen, dass nahe des Ortes Jirikov tonnenweise illegaler Müll lagere. „Die glauben wohl, hier ist das Ende der Welt!“, empörte sich die Bürgermeisterin von Jirikov, Bará Sisková, in einem kurzen Film auf der ARD-Mediathek vom 3. 4. 25. Offiziell bestehe der Müll aus Plastik, sei in Wahrheit jedoch ein gefährlicher Mix aus Glasfaser, Metallen und Batterieresten, so das tschechische Umweltministerium. Der Absender sei ein Entsorgungsunternehmen mit Werkshalle im deutschen Wernberg-Köblitz. Die Tschechen waren sauer. Per Bescheid forderte die Regierung der Oberpfalz die „Rücknahme und ordnungsgemäße Entsorgung“ des Mülls. Dies fand nicht statt. Warum? Die Firma hatte im März 2025 Insolvenz angemeldet.

Dann passiert ein halbes Jahr nichts, obwohl schon im Februar sich durch eine Anfrage der Grünen-Abgeordneten MdL Laura Weber klar wurde, dass Fördergelder in Millionenhöhe in eine Anlage zur Batterieverwertung geflossen seien. Ermittlungen hätten ergeben, dass der Geschäftsführer jedoch Batterien in andere Produkte habe umdeklarieren lassen, „um Prüfkriterien zur Entsorgung zu entgehen“, schreibt www.gruene-oberpfalz.de.

Seit Januar wurde bereits gegen die Verantwortlichen des Recyclingunternehmens durch die Staatsanwaltschaft Weiden und das Zollfahndungsamt München ermittelt. Der verantwortliche Geschäftsführer selbst wies die Schuld von sich – man habe sich auf den tschechischen Subunternehmer verlassen (www.deutsch.radio.cz) – bis zur rechtskräftigen Verurteilung gilt selbstverständlich die Unschuldsvermutung. Der Rücktransport des Mülls und seine Zwischenlagerung in Hof begann am 8. September – finanziert vom Freistaat – also aus Steuergeldern.

Am 30. 9. stand die Aktion dann vor dem Abschluss – Kosten ließen sich im noch nicht einschätzen. Der Geschäftsführer saß mittlerweile in U-Haft. Mitte Oktober 2025 schreiben die örtlichen Medien, die Regierung der Oberpfalz habe das Angebot des Zweckverbands Müllverwertung Schwandorf (ZMS) angenommen, den Müll zu verwerten: So sollen 260 Tonnen zuvor verkleinerte Abfälle aus glasfaserverstärktem Kunststoff thermisch umgewandelt werden.

Also mal ehrlich: „Es wirkt fast so, als ob die geförderte Anlage nur zum Schein gebaut wurde“, sagt MdL Laura Weber und fordert eine stärkere Überprüfung von Unternehmen, die aus staatlichen Fördertöpfen bedient werden. Auch bessere Grenzkontrollen zwischen den beiden Ländern Deutschland und Tschechien seien sinnvoll.
Viele Fragen bleiben offen. Auch was die Berichterstattung betrifft – sie bewegte sich im Großen und Ganzen nur im regionalen Raum.