INGRID LIEZ …
Es ist eine schlichte Tatsache: Frauen sind im Berufsleben immer noch im Nachteil, sind in deutschen Unternehmen auf der Chefetage immer noch unterrepräsentiert. Eigentlich erschreckend, dass wir es als hochentwickeltes Industrieland bisher nicht geschafft haben, ein geschlechtsspezifisches Ungleichgewicht im Beruf ebenso wie den sogenannten Gender Pay Gap (Unterschiede in der Bezahlung zwischen Männern und Frauen für die gleiche Tätigkeit) zu überwinden!
Ein Unding, oder? Aber ich glaube, wir Frauen sind daran nicht ganz unschuldig, denn allzu gerne stellen wir unser Licht unter den Scheffel, können sogar mit Erfolg nicht umgehen. Warum nur ist das so?
Liegt es immer noch an unserer Erziehung? Sind wir zu sensibel, wollen anderen nicht auf den Schlips treten? Mangelt es uns an Biss? Macht uns die Tatsache nieder, dass wir, jedenfalls die meisten von uns, auch gerne Kinder bekommen wollen und nehmen wir dafür die uns dadurch entstehenden Nachteile zu klaglos in Kauf?
Oder ist es ganz einfach ein „Circulus vitiosus“, dass wir als Frau beruflich einfach zurückstecken, um unserem Partner den Rücken freizuhalten, damit er Karriere machen kann, denn er verdient ja ohnehin mehr Geld als wir? Wenn wir uns aber mit dem Gender Pay Gap auf diese Art und Weise abfinden, wird sich nie etwas ändern! Nie! Schon jetzt haben sich(rechts-) konservative Parteien wieder die Rolle der Frau an Heim und Herd auf die Fahne geschrieben, was sich seit Jahrhunderten – auch mithilfe religiöser Vorgaben – doch „bewährt“ habe und deshalb noch heute nicht zuletzt steuerlich begünstigt wird. Und schon stecken wir mitten in den Gründen für die geringe Zahl von Frauen in Chefpositionen, für die wir selbst NICHTS können.
Die Frau am Arbeitsmarkt ist (immer noch) Deutschlands großes, ungenutztes Potential, titelt die Bertelsmann-Stiftung. Deshalb täten doch auch deutsche Unternehmen gut daran, für Gleichberechtigung zu sorgen, wie es bereits in skandinavischen Ländern und einigen Karibikstaaten der Fall ist. Besonders in den sog. MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) sind Frauen in der Hinterhand, allerdings gibt es hier ein starkes regionales Gefälle: Während in Berlin es bereits 22% beschäftigte Frauen in diesem Sektor gibt, sind es im Saarland nur 13,3%, bezogen auf 2022 (www.iwf.de).
Auch über die „Minijob-Falle“, in die Frauen oft stolpern, wurde schon viel berichtet. Frauen arbeiten (im Beruf!) weniger als Männer: „Die Erwerbstätigenquote von Frauen in Deutschland ist mit knapp 78 Prozent im europäischen Vergleich zwar eine der höchsten, gleichzeitig arbeitet aber fast die Hälfte aller 20- bis 64-jährigen Frauen in Teilzeit, sodass die durchschnittliche Stundenzahl – vor allem in Partnerschaften mit Kindern – relativ gering ist“, schreibt die Bertelsmann-Stiftung, „obwohl sie häufig hochqualifiziert sind und mehr arbeiten würden, wenn die Rahmenbedingungen günstiger wären.“
Wir konstatieren: Mehr Flexibilität in der Arbeitszeiteinteilung, mehr Akzeptanz allgemein in der Gesellschaft auch für berufstätige Frauen mit kleinen Kindern, dazu genügend Betreuungsplätze für dieselben, die Überwindung nicht nur des Gender Pay Gap sondern auch historisch gewachsener veralteter Vorgaben für Familienmodelle und nicht zuletzt etwas mehr Selbstbewusstsein für uns Frauen (daran sollten wir immer noch arbeiten!) – dann stehen uns auch mehr verantwortungsvolle und hohe Positionen offen. Denn wie oft hat sich herausgestellt, dass wir mehr können als wir zunächst dachten? Was uns noch fehlt, ist ein bisschen mehr Glaube an uns selbst!
Im Städtedreieck und der Umgebung gibt es schon jede Menge an Unternehmerinnen, die auf eigenen Beinen stehen. Ein Unternehmerinnen-Netzwerk wurde Anfang des Jahres gegründet, denn netzwerken, das können wir Frauen besonders gut. Bereits 180 Frauen haben sich eingeklinkt! Das nächste Treffen ist am 15. Mai 2024. Weitere Infos erhält man gerne von LOKAL-Verlegerin Julia Krempl, die das Netzwerk ins Leben gerufen hat.