Gen-Banane bald auf europäischem Markt?

INGRID LIEZ …

Wir alle stellen hohe Ansprüche an unser Essen. Besonders was Frische und Geschmack angeht, sind wir spätestens seit der Zeit nach dem 2. Weltkrieg sehr wählerisch geworden. Der Markt versucht selbstverständlich, diesen Anforderungen nachzukommen, denn nur was gut genug ist – und natürlich auch möglichst billig – wird gekauft. Im Zuge von Nachfrage und Angebot haben sich diese Ansprüche immer weiter in die Höhe geschraubt. Ein mittlerweile probates Mittel zur Vervollkommnung von essbaren Pflanzen auf unserem Speiseplan ist die grüne Gentechnik, also die Agro-Gentechnik.

Nehmen wir zum Beispiel die Banane: Wir importieren (netto) etwa 1 Mio. Tonnen davon pro Jahr. Sie kommt von riesigen Plantagen in Ländern wie Ecuador, Philippinen, Costa Rica, Guatemala und Kolumbien. Der Bananen-Industrie gereicht zum Nachteil, dass sie seit Jahrzehnten auf den Verkauf von fast nur einer Sorte setzt: Der Cavendish-Banane – obwohl es weltweit mehr als 1500 Sorten gibt. Jetzt ist unsere geliebte Banane bedroht: Der Pilz „Tropica Race 4“ (TR4), auch bekannt als Panamakrankheit, hat sich wieder ausgebreitet. Er droht, ganze Erntegebiete einfach zu vernichten, denn es gibt kein Mittel dagegen.

An der Queensland University of Technology in Australien wurde jetzt die erste gentechnisch veränderte Banane geschaffen, die gegen diesen Pilz resistent sein soll. Die Forscherinnen und Forscher haben das Gen RGA2 aus einer wilden Banane in die marktbeherrschende Bananensorte eingesetzt – und Erfolg gehabt, so berichten Medien wie t-online, Berliner Morgenpost oder Der Standard in diesen Tagen. Die Gen-Banane „QCA4“ wurde in Australien jetzt für den menschlichen Verzehr zugelassen, es gibt sie aber noch nicht im Supermarkt.

Dabei ist bereits die Cavendish an sich „ein absolut unnatürliches Gewächs“, sagt Pflanzenpathologe Remco Stam von der Kieler Christian-Albrechts-Universität (Quelle: www.t-online.de vom 15. 3. 24). „Cavendish-Stauden werden ausschließlich aus Stecklingen gezogen, alle sind genetisch exakt identisch, die Früchte enthalten keine Samen.“ Für den Verkauf in Europa könnte die hiesige Kennzeichnungspflicht für gentechnisch veränderte Lebensmittel problematisch werden und die Verbraucher abschrecken. Allerdings gilt dies nur für „herkömmlich“ mit älteren Methoden gentechnisch veränderte Pflanzen. Mit der sogenannten Genschere Crispr hergestellte Produkte unterliegen ihr in vielen Ländern nicht, so Stam. Das Ziel der australischen Forscher sei deshalb auch die Schaffung einer Crispr-Banane: Das betreffende Gen RGA2, das für Resistenz gegen die Panamakrankheit sorgt, sei prinzipiell auch in der Cavendish vorhanden, aber nicht aktiv. „Mit Crispr könnte man das Gen reaktivieren.“

Die EU bemüht sich weiter um eine Lockerung der Gentechnik-Regeln, denn es geht um Millionen an Fördergeldern für die Forschenden, um Millionen an wirtschaftlichen Profiten. Noch sei unklar, ob die Crispr-Banane dann ungekennzeichnet auf den europäischen Markt kommen dürfe, die EU ist sich wieder mal uneinig.

Grundsätzlich wird gerade die grüne Gentechnik als problematisch erachtet. Den positiven Aspekten eines schnellen, ressourcenschonenden Anbaus und einem günstigen Handelspreis der Ware stehen ethische Vorbehalte gegenüber. Werden gentechnisch veränderte Pflanzen frei angebaut, nehmen sie Einfluss auf die gesamte Umwelt, auf Insekten, Vögel und andere Tiere, die Artenvielfalt von Wildpflanzen kann zurückgehen, das ökologische Gleichgewicht verändert. Auch die Zunahme von Allergenen ist nicht abzusehen. Wie weit Beeinflussung und Schädigung gehen, ist nicht kontrollierbar, heißt es auf www.biotech-info24.de. Ein langsamerer, schwierigerer und in der Produktion sicher teurerer Weg ist die Züchtung pilzresistenter Sorten auf dem klassischen Weg. In der Honduranischen Stiftung für Agrarforschung werden robuste Bananensorten herangezogen. Erste Erfolge gibt es, indem wilde und fruchtbare Bananensorten gekreuzt werden. Im Geschmack sind diese neuen Bananen wohl apfelähnlich.

Fazit: Ohne Gentechnik würden unsere Bananen wahrscheinlich um ein Vielfaches teurer. Es stellt sich die Frage, ob 8 bis 10 Milliarden Menschen auf der Erde in Zukunft überhaupt noch ohne wissenschaftliche Hilfe ernährt werden können. Wir scheinen auf einem unumkehrbaren Weg.

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