INGRID LIEZ …
Mir ist heiß. Die Rollläden sind geschlossen, obwohl draußen die Sonne scheint. Aber es ist unerträglich, denn 37° im Schatten machen für Mensch und Tier den Aufenthalt im Freien ohne Abkühlung zur Qual. Auch bin ich nicht mehr die Jüngste, und gerade uns Älteren macht die Hitze zu schaffen. Vor der nächsten Hitzewelle, die extremer werden soll als diese, graut es mir schon. In meiner Kindheit gab es keine 37°: Die Sommertemperaturen bewegten sich stets um die 30-Grad-Marke oder darunter und es hat viel mehr geregnet. Es gab auch mal einen trockenen heißen Sommer, wie 1976, aber das war die Ausnahme. Ich stelle mir vor, was passiert, wenn der Klimawandel voranschreitet und es die unser Städtchen umgebenden wunderschönen Mischwälder nicht mehr geben würde – stattdessen abgebrannte Stümpfe, rissige Böden, vertrocknete Felder, Wassermangel. Eine Horrorvorstellung. Gemüse im eigenen Garten bewässern? Fehlanzeige.
Recherchiere ich im Internet wissenschaftliche Texte zum Klimawandel und seinen Auswirkungen, packt mich die Wut. Also mal ehrlich: Wieso schafft es die Menschheit nicht, einzusehen, dass sie maßgebliche und erwiesene Schuld an der Erderwärmung trägt und dass nicht nur die Politik, sondern jeder Einzelne dazu beitragen muss, um die Entwicklung zu stoppen? Den berühmten Ast, auf dem wir sitzen, haben wir jetzt bald durchgesägt. Vieles ist definitiv bereits unumkehrbar, sagen Wissenschaftler. Auf endlosen internationalen Konferenzen oder in nationalen Parlamenten wird diskutiert und gestritten und das meistens über Geld. Und dabei läuft die Uhr. Dabei ist der Klimawandel rechnerisch erwiesen. Die Folgen: Es gibt nicht genügend Frühwarnsysteme.
Beispiel: Die verheerende Flutwelle am Fluss Guadalupe in Texas/USA, weit mehr als 70 Menschen sterben. Dass das Potential für tödliche Sturzfluten steige, aber kein Zufall sei, „sondern reine Physik“, schreibt www.zeit.de am 6. 7. 2025. Denn wie gefährlich ein Unwetter sein könne, liege vor allem an der Energie, die es transportiere. „Die Meere werden immer wärmer, liefern also mehr Energie. Der Golf von Mexiko war am Freitag 0,6 Grad Celsius wärmer als im Mittelwert von 1982 bis 2010. Mehr Wasser kann so verdunsten und Tropenstürme speisen.“
Weil jedoch die Regierung von Donald Trump einen rigiden Sparkurs verordnet hat, gab es auch massive Mittelkürzungen bei Behörden und in der Wissenschaft. Beim Klimadienst NOAA mussten Fachkräfte gehen und Datengrundlagen wie Wetterballons wurden reduziert. Auch bei Behörden in Texas seien wichtige Stellen in den Bereichen Hydrologie und Meteorologie unbesetzt. Weiterhin gab es in dem betroffenen County auch kein Flutwarnsystem, weil die Bewohner dafür nicht bezahlen wollten.
Welch herausragende Rolle den Weltmeeren bei der globalen Klimaentwicklung zukommt, kann man in allen Einzelheiten auf www.worldoceanreview.com nachlesen.
Lebensbedrohliche Folgen des vom Menschen verursachten Klimawandels sind hiernach starke Veränderungen der physikalischen Eigenschaften des Meerwassers – mit gravierenden Folgeerscheinungen wie dem Anstieg der Meeresspiegel, einer Abnahme des Sauerstoffgehalts im Ozean, der Zunahme von Meerwasser-Verdunstung, einem verstärkten Auftreten von Hitzewellen im Meer und einer steigenden Gefahr von Wetterextremen wie Stürmen. Auch wird es durch die Veränderung von Meeresströmungen im Norden immer wärmer. Die Endauswirkungen betreffen uns alle und beschränken sich nicht auf das Wetter – man kann es nicht oft genug betonen: Flüchtlingsströme, Hungersnöte, Wasserknappheit, Wirtschafts- und Finanzkrisen werden die Folge sein.
Wenn auch in Deutschland rechte Parteien an die Macht kommen, werden wir Zustände wie in Trumps Amerika bekommen. Aber weil es uns (noch) nicht direkt betrifft und unser Lebensstil sich zwangsläufig ändert, machen wir alle weiter wie bisher, essen Fleisch in Massen, fahren und fliegen unbekümmert in den Urlaub. Die Regierung scheffelt das Geld zum Militär, die EU streitet über Jahreszahlen und Emissionsgrenzen. Währenddessen wüten auch 2025 Waldbrände in ganz Deutschland, auch in der Oberpfalz. Vielleicht „braucht“ die Menschheit erst noch mehr Katastrophen, bevor ein Bewusstseinswandel einsetzt.