Tiere unterm Weihnachtsbaum? Lieber nicht!

INGRID LIEZ …

„Oh ist der süß, Mami!“ Strahlend drückt die kleine Charlotte das schneeweiße Kaninchen an sich. Die 6-Jährige sitzt vor dem Weihnachtsbaum und wird zusammen mit dem lebenden Geschenk begeistert vom Papa aufs Handy gebannt. Natürlich sind die Fotos bereits kurze Zeit danach auf Insta und Facebook zu sehen.
Doch was passiert mit dem Hasen, wenn die Familie wenig später in den Skiurlaub fährt? Wer kümmert sich um ihn? Und überhaupt – so ein Tier zieht viele Kosten nach sich, wie für den Tierarzt oder für den Käfig und das Futter. Außerdem sollte man die Nagetiere, ebenso wie Meerschweinchen und Co., nicht einzeln halten, denn sie sind von Natur aus Gesellschaft gewohnt.

Oft landet so ein Tier dann nach Weihnachten, sobald die Aufmerksamkeit der Kinder nachlässt, im Tierheim oder – wie im schlimmsten Fall auch bei Hunden – irgendwo draußen angebunden und alleingelassen.

„Ein Tier bindet dich für Jahre. Hunde werden bis zu 15 Jahre alt, Katzen noch älter, manche Papageien erleben sogar mehrere Jahrzehnte. Du trägst die volle Verantwortung für ein fühlendes Lebewesen mit eigenen Bedürfnissen. Anders als ein Spielzeug kannst du ein Tier nicht einfach umtauschen, wenn es nicht passt“, heißt es auf der Website www.nau.ch.

Auch ist das allgemeine Durcheinander während der Feiertage nichts für die Tiere, die immer eine Eingewöhnungszeit brauchen. Als besonders problematisch erweisen sich meist Spontankäufe über Internetplattformen und Social Media. Dort gibt es häufig unseriöse Händler, die Welpen aus illegalem Handel anbieten: Diese Tiere kommen oft aus tierschutzwidrigen Zuchtbetrieben im Ausland und wurden unter oft qualvollen Bedingungen transportiert. Zumeist sind sie bereits krank, verhaltensgestört oder erlebten viel zu früh die Trennung von der Mutter.

Nach dem Weihnachtsfest verzeichnen die deutschen Tierheime einen dramatischen Zuwachs an unerwünschten Weihnachtsgeschenken – bei Hunden um bis zu 40%, bei Katzen sogar um bis zu 50%. Der Deutsche Tierschutzbund warnt daher vor Tieren als weihnachtliches Überraschungsgeschenk. „Ein Tier ist kein Spielzeug, das nach den Feiertagen im Schrank verschwinden kann, sondern ein Lebewesen, das Fürsorge, Zeit und Aufmerksamkeit benötigt“, betont Lea Schmitz, Pressesprecherin des Deutschen Tierschutzbundes.

„Auch wenn Haustiere auf den Wunschzetteln vieler Kinder stehen, haben Eltern, Großeltern oder andere Schenkende eine besondere Verantwortung. Sie sollten keine vorschnellen Entscheidungen treffen, die zulasten des Tieres gehen könnten.“
Häufig unterschätzen die Beschenkten den Zeitaufwand, die finanzielle Belastung oder den Aufwand, der mit der Haltung eines Haustieres verbunden ist. Nicht selten müssen Eltern erkennen, dass die Versorgung des Tieres an ihnen hängen bleibt, obwohl die Kinder versprochen hatten, das Katzenklo oder das Gehege der Kaninchen zu reinigen. „Es ist ein Trugschluss zu glauben, ein Kind könne allein die Verantwortung für ein Tier übernehmen– diese liegt immer bei den Eltern. Umso wichtiger ist es, die Anschaffung eines Tieres gut zu überlegen. Alle Familienmitglieder müssen bereit sind, ein Tier dauerhaft in der Familie aufzunehmen und sich der Herausforderungen bewusst sein“, so Schmitz.

Wer sich nach reiflicher Überlegung für ein oder mehrere Tiere entscheidet, findet im Tierheim mit Sicherheit einen passenden tierischen Mitbewohner. Weihnachten und ähnliche festliche Anlässe sind jedoch nicht der ideale Zeitpunkt, um ein neues tierisches Familienmitglied aufzunehmen, betont der Deutsche Tierschutzbund. Sinnvoller ist da auf jeden Fall zunächst etwa eine symbolische Patenschaft für ein Tier im Tierheim.

Und die kleine Charlotte macht der kuschelige Plüschhase bestimmt genauso glücklich und sorgt für eine wunderbare Weihnachtsstimmung!