REGENSBURG (sr). Saubere und nachhaltige Energietechnologien sind der Schlüssel für die Herausforderungen der Zukunft. Besonders Wasserstoff und seine Derivate haben als Energieträger das Potential, verschiedene Bereiche wie den Verkehrssektor, die Industrie und die Stromversorgung zu revolutionieren. Doch wie können die Kosten gesenkt, die Effizienz gesteigert und die Infrastruktur ausgebaut werden? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der 7. Regensburger Wasserstoffkonferenz, die am 5. und 6. März an der OTH Regensburg stattfand.
Geleitet von dem Energieexperten Prof. Dr. Michael Sterner führte die Konferenz die erfolgreiche Reihe von Power-to-Gas- und Power-to-X-Konferenzen fort, die 2012 in Regensburg begannen und im zweijährigen Turnus stattfinden. Veranstaltet wurde die Wasserstoffkonferenz vom Regensburg Center of Energy and Resources (RCER) der OTH Regensburg mit Unterstützung der Bayern Innovativ GmbH, des Zentrum Wasserstoff.Bayern (H2.B) und der Landesagentur für Energie und Klimaschutz (LENK). Prof. Dr. Oliver Mayer, Leiter des Cluster Energietechnik bei Bayern Innovativ, moderierte die zweitägige Konferenz.
„Wasserstoff wird Schlüsselrolle in der Energiewende spielen“
Prof. Dr. Ralph Schneider, Präsident der OTH Regensburg, begrüßte die rund 150 Expertinnen und Experten an der Hochschule. „Wasserstoff wird in den kommenden Jahren eine Schlüsselrolle in der Energiewende spielen. Als Hochschule für angewandte Wissenschaften sehen wir es als unsere Aufgabe, diese zukünftigen Herausforderungen anzugehen und unseren Beitrag zu entsprechenden Lösungen zu leisten“, sagte Prof. Dr. Ralph Schneider.
Die große Bedeutung der Wasserstoffforschung an der OTH manifestiert sich auch in der Einrichtung des „Wasserstoffcluster Donau Hafen Kelheim“ im April, welches von Prof. Dr. Hans-Peter Rabl geleitet wird. „Damit wollen wir am Hafen Kelheim ein Technologietransferzentrum etablieren, das Wissenschaft und Unternehmen gleichermaßen eine optimale Plattform bietet, um gemeinsam technische Lösungen und Produkte entlang der gesamten Wasserstoffwertschöpfungskette von der Erzeugung über Speicherung und Transport bis hin zur Nutzung zu erforschen und zu entwickeln“, sagte OTH-Präsident Schneider.
Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger übermittelte ihr Grußwort per Videobotschaft. Sie sagte, Wasserstoff sei das fehlende Puzzleteil in der Energiewende und mahnte zu höchster Vorsicht bei Kürzungen in diesem Bereich. Die Investitionen von heute würden das Wachstum von morgen bringen und Deutschland soll zur Wasserstoffrepublik und dem internationalen Leitmarkt für diese Technologien werden. Regensburg, genauer die OTH Regensburg, sei weit vorne, was die Wasserstoffforschung betrifft.
OTH-Mitarbeitende stellten Forschungsprojekte vor
Das zeigte sich vor allem am zweiten Tag der Konferenz, als mehrere Forschungsprojekte rund um Wasserstoff- und Power-to-Gas-Technologien vorgestellt wurden. Allen voran gab Falk Birett, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Forschungsstelle für Energienetze und Energiespeicher (FENES) der OTH Regensburg einen Einblick in das Projekt Wasserstoffatlas. Bereits 2022 stellte das Bundesministerium für Bildung und Forschung gemeinsam mit der OTH Regensburg den Wasserstoffatlas Deutschland vor. Der Wasserstoffatlas zeigt den aktuellen Stand des Wasserstoffhochlaufs, die regionalen Fortschritte sowie die Chancen und Potenziale von Wasserstoff für Energiewende und Klimaschutz auf. Im neuen Release werden auch alle Hersteller und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland auf der Website www.wasserstoffatlas.de vorgestellt und gebündelt.
Michael Heberl von FENES stellte das Projekt ORBIT II vor, bei dem die Erweiterung und Optimierung eines Rieselbett-Bioreaktors und der Betrieb der Power-to-Gas-Anlage mit verschiedenen Industriegasen erforscht wird. Die Verbrennung von Wasserstoff und wasserstoffbasierten Kraftstoffen wird auf dem Wasserstoffprüffeld am Technologietransferzentrum der OTH Regensburg im Donau Hafen Kelheim untersucht, wie Ottfried Schmidt, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fakultät Maschinenbau, informierte. Der wissenschaftliche Mitarbeiter Jan Schneidewind erklärte, wie im Forschungsprojekt STaR die Entwicklung innovativer Elektrolysestacks erforscht werden.
RCER-Preis für Energieforschung ging an Makram Mikhaeil
Im Anschluss wurde der RCER-Preis für Energieforschung an den wissenschaftlichen Mitarbeiter Makram Mikhaeil vergeben, der von Prof. Dr.-Ing. Belal Dawoud betreut wird. In seiner Veröffentlichung ist es Mikhaeil erstmals in der Literatur gelungen, die Filmverdampfung des Kältemittels „Wasser“ innerhalb eines geschlossenen Platten-Wärmeübertrager mit Hilfe einer Video-Endoskope zu filmen und die beobachteten Erscheinungen mit Hilfe eines analytischen Modells sehr gut zu beschreiben. Dieser innovative Ansatz wirft Licht auf einen Bereich
der Wärmetechnik, der bisher noch nicht vollständig erforscht ist.
Die Vorträge der zweitägigen Konferenz umfassten Themen wie den Aufbau einer globalen Wasserstoffwirtschaft, skalierbare Wasserstofferzeugung, den rechtlichen Rahmen der Erzeugung und Vermarktung von Wasserstoff, der ersten Power-to-Gas-Anlagen Bayerns, LKW-Umrüstung auf Wasserstoff, Fördermöglichkeiten und vieles mehr. Das ganze Spektrum von Erzeugung über Transport, Speicherung und Nutzung wurde abgebildet und von regionaler bis globaler Ebene umfassend diskutiert.
Die Konferenz an der OTH Regensburg zeigte deutlich: für den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft braucht es neben dem Abbau von bürokratischen Hürden und Investitionssicherheit eine starke Verbindung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Es gibt ein wachsendes Interesse von Unternehmen und Kommunen an grünen und nachhaltigen Energietechnologien. Die Forschung konzentriert sich darauf, die Kosten für die Wasserstoffproduktion zu senken, die Effizienz der Elektrolyseverfahren zu verbessern und die Infrastruktur für die Wasserstoffnutzung auszubauen.
Um dies zu erreichen, braucht es qualifizierte Fachkräfte. Die OTH Regensburg hat erst vor kurzem gemeinsam mit der Technischen Hochschule Nürnberg und der Hochschule München drei Promotionszentren erhalten. Ein neues Promotionszentrum für Energietechnik ist bereits beantragt und dürfte Regensburg noch attraktiver für den wissenschaftlichen Nachwuchs machen.
Die 8. Regensburger Wasserstoffkonferenz findet im Frühjahr 2026 statt.