„Sprachverbot?! WTF NÖ! Ich gender trotzdem!”

REGENSBURG (sr). Am Donnerstag, den 21. März 2024 haben Aktivist*innen ein Banner mit der Aufschrift „Sprachverbot?! WTF NÖ! Ich gender trotzdem!” an der Universität Regensburg öffentlich aufgehängt. Dabei wurde mit einer Rede vom Dach der Universität aus auf die neue populistische Verordnung des Freistaats Bayern aufmerksam gemacht, die Staatsbediensteten, also auch Lehrer*innen oder Kita-Bediensteten, beim Verwenden geschlechtersensibler Formulierungen in der Schriftsprache disziplinarische Maßnahmen androht.

Banneraktion an der Uni Regensburg von Aktivist*innen gegen bayerische Sprachverbote: Foto: Jona Hildebrandt

Am 19. März 2024 hatte die bayerische Landesregierung ein Verbot von Sonderzeichen zur Umschreibung geschlechtlicher Vielfalt erlassen. An bayerischen Behörden, Schulen und Hochschulen ist es vom 1. April 2024 an verboten, im Schriftlichen mit Sternchen, Doppelpunkt, Gendergap usw. zu gendern und somit alle geschlechtlichen Identitäten mitzubenennen und anzusprechen, auch jenseits des binären Geschlechtersystems.

„Sprache muss den gesellschaftlichen Verhältnissen gerecht werden. Sie ist ein mächtiges Instrument, da sie unsere Denkmuster prägt, und Stereotype sowohl stetig reproduzieren als auch aufbrechen kann. Wenn alles, was von binären Normen abweicht, in der Schrift verboten wird, hat das Konsequenzen. Nicht-binäre Identitäten werden dadurch zu einem Tabu, etwas, über das lieber nicht gesprochen werden sollte!”, sagte Jona Hildebrandt in dem Redebeitrag vom Dach der Uni.

Alle Menschen hatten immer und haben weiterhin die Freiheit, nicht zu gendern. Es habe nie eine Pflicht dazu gegeben, sondern Menschen konnten sich frei nach ihrem Gewissen entscheiden, so Hildebrandt. Bis jetzt – jetzt ist es Beamt*innen in Bayern verboten, geschlechtsinklusive Sprache zu benutzen.

Genderverbot undemokratisch?

„Das Verbot des Genderns mit Sonderzeichen ist eine Bevormundung. Es ist eine überzogene Antwort auf eine ausgedachte Problematik – es gibt und gab keinen Zwang zum Gendern! Konservative schüren absichtlich polarisierende Ängste vor konstruierten ‘Genderpflichten’ und ‘Sprachverboten’ – nur um dann selbst die sprachliche Vielfalt einzuschränken und mit der Holzhammermethode wirkliche gesetzliche Verbote zu erlassen”, sagte Paul Kieferle.

Alle sollten selbst entscheiden dürfen, wie sie sich ausdrücken wollen. Dazu gehöre die freie Entscheidung zu gendern, oder es eben nicht zu tun. Der Staat habe sich dabei nicht einzumischen, denn Meinungsfreiheit gehört zur Demokratie.

Hildebrandt und Kieferle unterstreichen: „Wir wollen nicht in einem Staat leben, der uns vorschreibt, wie wir sprechen und schreiben dürfen. Auch Beamt*innen haben das Recht, sich ihrem Gewissen entsprechend auszudrücken. Wir wollen alle ermutigen, das auch weiterhin zu tun und die neue Vorschrift zu ignorieren! Zeigen Sie Zivilcourage!“