Substanzlose Ketten- und Elternbriefe verunsichern Schüler und Eltern
STÄDTEDREIECK. Derzeit gehen täglich mehrere Meldungen besorgter Eltern und Angehöriger bei der Polizeiinspektion Burglengenfeld ein. Die Mitteilungen lauten immer verschieden, doch gehen sie in dieselbe Richtung: Kinder würden auf dem Schulweg oder auf dem Pausenhof angesprochen werden, ihnen wären Süßigkeiten oder eine Mitfahrgelegenheit angeboten worden. In manchen Fällen wurde sogar von noch schlimmeren Ereignissen berichtet.
Die Polizei hat jede einzelne Meldung sehr ernstgenommen und ist den Hinweisen nachgegangen. Doch wie die Meldungen gingen auch die Ergebnisse alle in eine Richtung: es konnte in keinem einzigen Fall eine Straftat oder der Versuch einer Straftat belegt werden. Bis zum heutigen Tag fehlt auch kein Kind aus den Reihen der Schulen im Städtedreieck, was der Vollständigkeit halber angemerkt sei.
In den Befragungen der Eltern und Kinder stellte sich im Regelfall heraus, dass die Ereignisse entweder dem Hörensagen oder der Phantasie entstammten bzw. durch letztere ausgeschmückt wurden. Konkrete Sachverhalte mit Substanz konnten bislang nicht ausgemacht werden. Es ist jedoch festzustellen, dass in Elternchats und auf Social-Media-Plattformen derzeit etliche „Warnmeldungen“ kursieren, die unbedacht weiterverbreitet werden und massiv Ängste schüren. Die Meldungen beschränken sich nicht nur auf das Städtedreieck, sondern reichen in den gesamten Landkreis hinein und darüber hinaus.
Die Polizeiinspektion Burglengenfeld ging nicht nur den Hinweisen nach, sondern führte auch operative Überwachungsmaßnahmen an den genannten Schulen durch. Mit uniformierten und zivilen Einheiten hatte sie in den letzten Tagen die Schulen zusätzlich im Blick, doch auch hier kam es zu keinem einzigen Zwischenfall. Es herrschte der gewohnte Schulbetrieb und die Kinder kamen gut in die Schule und wieder nach Hause. Auch in der Vergangenheit kam es hierbei zu keinerlei Problemen.
Polizei rät zu besonnenem Umgang mit Meldungen über angesprochene Kinder
Natürlich gilt es stets besonders aufmerksam zu sein, um Gewalttaten gegen Kinder zu verhindern.
Erhaltene Informationen, dass Kinder beispielsweise auf dem Schulweg angesprochen worden seien, sollten nicht ungeprüft weitergegeben werden (z. B. über WhatsApp-Gruppen oder andere soziale Medien)! Vermeiden Sie Gerüchte und Überreaktionen durch besonnenes Handeln: Fragen Sie zuerst bei der Polizei nach, ob ein derartiger Vorfall bekannt ist.
Allgemeine Tipps und Verhaltensregeln für Kinder
• Sprechen Sie mit Ihren Kindern über solche Situationen, um sie darauf vorzubereiten. Verzichten Sie aber auf realitätsnahe Rollenspiele, um nicht unnötig Ängste zu wecken.
• Kinder müssen immer wieder daran erinnert werden, dass sie ohne elterliche Erlaubnis mit niemandem mitgehen oder in ein fremdes Auto steigen dürfen (Kinder sollten nie zu nahe an Fahrzeuge herantreten, auch wenn jemand etwas fragen möchte – egal ob es ein Mann oder eine Frau ist).
• Kinder müssen verinnerlichen, dass es eine Lüge ist, wenn Ihnen für ein “Mitgehen” z. B. Süßigkeiten oder kleine Hunde/Katzen versprochen werden.
• Kinder müssen wissen, dass sie gegenüber Erwachsenen immer „NEIN“ sagen können und dürfen! Ihnen muss auch bewusst sein, dass sie mit ihnen weder sprechen müssen und Auskünfte geben brauchen (Den Ausruf: “Nein, das will ich nicht!” sollten Eltern mit ihren Kindern üben und auch sich selbst gegenüber akzeptieren).
• Kinder möglichst in Gruppen zur Schule oder zum Spielen gehen lassen.
• Kindern erklären, dass sie niemals abgeholt werden, wenn es nicht vorher mit ihnen vereinbart wurde.
• Schultaschen oder Rucksäcke sollten nicht den Namen bzw. die Adresse des Kindes tragen (Täter nutzen diese Kenntnis zur Vertrauensbildung).
So handeln Sie in Notfällen richtig
• Zeigen Sie ihren Kindern, wo sie im Notfall Hilfe bekommen (Personen, Personengruppen, Geschäfte, Praxen, Büros, Wohnhäuser usw.)
• Sagen Sie ihnen, dass sie im Notfall z. B. auch “Wegrennen” und laut um „Hilfe“ rufen können (nur nicht verstecken)
• In Notfällen ist die Polizei immer für Sie und ihre Kinder da! Die Notrufnummer 110 ist immer und überall kostenfrei erreichbar.