„Die „Maxhütte“ war allgegenwärtig!“

Das aktuelle LOKAL-Interview mit Autor Oskar Duschinger

MAXHÜTTE-HAIDHOF (sr). Oskar Duschinger – Buchautor, Pädagoge und Schulrektor sowie langjähriger Mitarbeiter bei LOKAL hat ein neues Buch geschrieben: „Maxhütte. Geschichte eines Werkes und einer Stadt“, das jetzt im Battenberg Gietl Verlag erschienen ist. Duschinger, der in Teublitz-Münchshofen geboren ist, ist ein Oberpfälzer durch und durch. Seine zahlreichen heimatlichen Publikationen sind von seiner Heimatverbundenheit und Bodenständigkeit geprägt. Als Schriftsteller wurde er zunächst mit Büchern über den geplanten Bau der WAA Wackersdorf und das Ende des Eisenwerks Maxhütte bekannt. Das Thema der Schließung des Stahlwerks, das für 150 Jahre die Region prägte, ließ ihn jedoch bis heute nicht los.

Autor Oskar Duschinger

LOKAL: Warum dieses Buch – 30 Jahre nach dem Ende der „Maxhütte“?
Oskar Duschinger: Das Oberpfälzer Stahlwerk „Maxhütte“ prägte unsere Region wie kein anderes Industrieunternehmen zu seiner Zeit. Ganze Generationen arbeiteten in diesem Traditionswerk, lebten von und mit ihm. Das ist mehr als ein Grund zurückzublicken.

LOKAL: Mit „Glanz und Elend der Maxhütte“ haben Sie bereits ein dickes Buch über die Geschichte der „Maxhütte“ in Haidhof geschrieben.
Duschinger: Ich habe das neue „Maxhütte“-Buch anders konzipiert: Nicht die Chronik des Werkes sollte im Mittelpunkt stehen, sondern die individuelle Sichtweise verschiedenster Menschen, die mit der „Maxhütte“ zu tun hatten – vom einfachen Arbeiter über den Ingenieur bis hin zum letzten Konkursverwalter. Ein evangelischer Pfarrer und ein Werksmusiker kommen ebenso zu Wort wie Bürgermeister.
LOKAL: Es beginnt also nicht mit den Anfängen der „Maxhütte“?
Duschinger: Einige Autoren blicken tatsächlich nochmals zurück auf die Entstehung des Werkes. Im Mittelpunkt der Lebensgeschichten aber stehen die letzten Jahre des Eisenwerkes in Haidhof und was danach passierte.

LOKAL: Auch die Entwicklung der Stadt Maxhütte-Haidhof nach dem Ende des Werkes wird thematisiert!
Duschinger: In der Tat. Maxhütte-Haidhof hat nicht nur den Namen vom traditionsreichen Werk „Maximilianshütte“; die Stadt lag auch Jahrzehnte im Schatten des Werkes. Viele Stadträte waren zugleich Betriebsräte im Werk, Bürgermeister der Stadt zuvor Arbeiter der „Maxhütte“. Die „Maxhütte“ war allgegenwärtig im Leben der Stadt, hemmte aber zugleich dessen selbstständige Entwicklung. Erst mit dem Aus der „Maxhütte“ in Haidhof entwickelte sich die Stadt Maxhütte-Haidhof von der „grauen Industriestadt“ zur bunten Wohn- und Kulturstadt, wie wir sie heute kennen.

LOKAL: Die Autoren spiegeln unterschiedliche Sichtweisen wider?
Duschinger: Ja, das tun sie. Nehmen wir mal unseren Heimatforscher Manfred Henn. Er beschreibt die „Maxhütte“ einerseits überaus skeptisch – „…eine nach strengsten Regeln frühkapitalischer Grundsätze geführte Unternehmensstrategie“ – und kritisiert schlimmste Umweltfrevel, gerade zu Anfangszeiten des Werkes. Anderseits fand sein Vater nach den Kriegswirren in Maxhütte seine große Liebe. Autoren wie Ernst und Fritz Meier heben in ihrem Beitrag den unglaublichen Zusammenhalt der „Maxhütterer“ hervor.

LOKAL: In den letzten Jahren der „Maxhütte“ stand die Politik im Mittelpunkt.
Duschinger: Ohne den juristischen Rat und Beistand der IG Metall hätte der Haidhofer Betriebsratsvorsitzende Schäffer nicht so für seine Arbeiter kämpfen können, wie er es bis zuletzt getan hat. Ein Satz von ihm spricht Bände: „Man musste sehr vorsichtig sein im Umgang mit den Konzernen und ihren Bossen.“ Und er merkte schnell: Wenn der politische und/oder unternehmerische Wille fehlte, standen die Arbeiter und ihre Vertreter auf verlorenem Posten. Es war die Zeit, in der die WAA in Wackersdorf gebaut werden sollte. Der Zusammenhang „Maxhütte JA – WAA NEIN“ war auch vielen Schildern zu sehen. Immer wieder stand die Frage im Raum: Soll die „Maxhütte“ geopfert werden, um die Akzeptanz für die WAA zu erhöhen? Man muss wissen: Die Oberpfalz wurde zu jener Zeit als das „Armenhaus Europas“ bezeichnet.

LOKAL: Immer mal wieder in den vergangenen 30 Jahren wurde über den Erhalt von Teilen der „Maxhütte“ als Industriedenkmal nachgedacht.
Duschinger: Ja, aber passiert ist nichts. Der ehemalige Landrat des Landkreises Schwandorf, Hans Schuierer, schreibt in seinem Beitrag: „Leider ist vieles verloren gegangen in den letzten 30 Jahren. Die aufregende WAA-Zeit hat die Ereignisse rund um die Stilllegung des Maxhütten-Werkes schlicht überlagert. Es wurde in der Folge zu wenig darüber nachgedacht, was für die Nachwelt erhaltenswert wäre.“

LOKAL: Herr Duschinger, wir danken für das Gespräch.

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