BURGLENGENFELD (sr). Den Erhalt des Oberpfälzer Volkskundemuseums und die unverzügliche, vom Stadtrat bereits beschlossene Ausschreibung der Leitungsstelle fordert die Burglengenfelder SPD. Unterstützung kommt auch von der neuen Fraktionsgemeinschaft im Stadtrat aus SPD, Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke.
„Mehr als eine halbe Million Euro hat die Stadt allein in der Amtszeit von Bürgermeister Thomas Gesche in die Modernisierung des Museums investiert. Wir wollen nicht, dass dieses Geld zum Fenster hinausgeworfen wird“, sagt 3. Bürgermeister Sebastian Bösl.
Brandschutz, Fluchtwege, neues Beleuchtungs- und Farbkonzept, multimediale Technik, ein eigener Raum für Museumspädagogik und nicht zuletzt seit dem Jubiläumsjahr 2017 drei Räume, die sich Leben und Wirken des Barock- und Rokokobaumeisters Johann Michael Fischer widmen, dem unbestritten berühmtesten Sohn der Stadt: Mit Blick auf den 30. Geburtstag des 1987 eröffneten Volkskundemuseums hatte der Stadtrat eine umfassende Modernisierung in mehreren Bauabschnitten auf den Weg gebracht. Mehr als 500.000 Euro hat sie bislang gekostet. „Es darf nicht sein, dass dieses Geld vergebens investiert wurde“, so Bösl.
„Das Oberpfälzer Volkskundemuseum ist für die Stadt Burglengenfeld gleich in mehrfacher Hinsicht von herausragender Bedeutung“, sagt SPD-Ortsvorsitzender Peter Wein. Das denkmalgeschützte Gebäude aus dem 16. Jahrhundert an sich ist Zeugnis einer bewegten Geschichte, es war einst Sitz des Landrichteramtes des „gewaltigen Landgerichts auf dem Nordgau“, später königlich-bayerisches Bezirksamt und schließlich hatte Hans Schuierer dort von 1970 bis 1972 sein Büro als Landrat des Landkreises Burglengenfeld.
„Es war für den Bürgermeister kein Geheimnis, dass die langjährige, äußerst erfolgreiche Museumsleiterin Dr. Margit Berwing-Wittl Ende Juni 2020 in den Vorruhestand geht“, sagt Stadtrat Hans Deml. Nicht ohne Grund hätten die SPD-Ortsvereine im Städtedreieck ihr traditionelles Pfingstmontagstreffen 2019 im Museum abgehalten. Der damalige 2. Bürgermeister Bernhard Krebs hatte dabei die Verdienste von Berwing-Wittl gewürdigt. Zugleich hatte die SPD deutlich gemacht: „Wir werden uns für eine gute Nachfolge und den Erhalt des Museums einsetzen.“
Umso verwunderlicher sei es, dass Thomas Gesche die Ausschreibung der Leitungsstelle erst am 12. Februar 2020 auf die Tagesordnung des Stadtrats gesetzt habe. Damals hatte der Stadtrat den Bürgermeister beauftragt, bis zum 30. April 2020 Verhandlungen mit dem Bezirk Oberpfalz über die Übertragung der Trägerschaft am Oberpfälzer Volkskundemuseum oder über die Gewährung eines jährlichen Zuschusses aufzunehmen. Sollten diese Verhandlungen zu keinem Ergebnis führen, sei die Stelle für die Leitung des Oberpfälzer Volkskundemuseums auszuschreiben.
Inzwischen ist Ende Mai 2020 – und die Stelle ist immer noch nicht ausgeschrieben. „Die Corona-Krise darf kein Vorwand dafür sein, dass der Bürgermeister den eindeutigen Beschluss des Stadtrats drei Monate lang nicht vollzogen hat. Die Stadtverwaltung hat dem Stadtrat bereits im Februar den vollständigen Entwurf für eine Stellenausschreibung vorgelegt, die Stadtverwaltung war in den vergangenen Wochen trotz Corona stets handlungsfähig“, stellt Sebastian Bösl klar.
Gesche hat zwar der MZ gesagt, es werde diskutiert „ob die Fortführung mit kürzeren Öffnungszeiten möglich ist. Es gibt diverse Ideen, wie die jährliche Kostenbelastung durch das Museum reduziert werden könnte“. Allerdings hat der Bürgermeister den Stadtrat und seine Ausschüsse bislang nicht über diese Diskussionen und Ideen informiert. „Und das Museum ist ohnehin nur an vier Tagen pro Woche für jeweils drei Stunden geöffnet“, gibt Hans Deml zu bedenken.
Im aktuellen Regionalplan Oberpfalz-Nord ist als Ziel definiert: „Das Oberpfälzer Volkskundemuseum Burglengenfeld soll zu einem überregionalen Schwerpunktmuseum entwickelt werden.“ Damit hätte man die Verantwortlichen der übergeordneten Stellen energisch in die Pflicht nehmen müssen, so die SPD. Zumal Bezirksheimatpfleger Dr. Tobias Appl 2017 gesagt hat: „Die Kulturstadt Burglengenfeld hat mit diesem Museum ein wunderbares Aushängeschild für die Stadt, für die ganze Region und darüber hinaus.“
„Dieser Einschätzung pflichten wir von Herzen bei“, sagt Peter Wein. Und Sebastian Bösl betont: „Satt über eine Reduzierung der Öffnungszeiten zu reden, sollte der Bürgermeister darüber nachdenken, wie das Museum weiter Fixpunkt im kulturellen und gesellschaftlichen Leben unserer Stadt bleiben kann, wie das Museum in seiner Bedeutung als außerschulischer Lernort gestärkt werden kann, wie das Interesse der Bevölkerung an historischen Ansichten und Begebenheiten im Museum kanalisiert werden kann.“ Kultur, Kulturarbeit und Kulturförderung dürften gerade in Krisenzeiten nicht allein unter monetären Gesichtspunkten betrachtet werden: „Man stelle sich nur das Bürgerfest ohne Musikgruppen oder das Ferienprogramm für Kinder und Jugendliche ohne die Angebote des Museums oder die beliebten Stadtführungen ohne das Museum als Garant dafür vor, dass dabei Geschichte erklärt wird und keine Geschichten erzählt werden.“
Norbert Wein (Bündnis 90/Die Grünen) und Phillip Pogunkte (Die Linke/Die PARTEI), die mit der SPD eine Fraktionsgemeinschaft im Stadtrat bilden, pflichten den Sozialdemokraten bei. „Ich unterstütze dieses Vorgehen voll und ganz. Wir Grüne möchten natürlich auch, dass Kunst und Kultur für alle zugänglich sind. Deshalb soll das Volkskundemuseum bewahrt werden, insbesondere weil es modernisiert wurde“, sagt der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Norbert Wein (Bündnis 90/Die Grünen).