BURGLENGENFELD (sr). Dass sehr viele Menschen im Städtedreieck sudetendeutsche Vorfahren haben, zeigt sich nicht nur an einer eigenen „Stube“ im Volkskundemuseum und einer sehr rührigen Sudetendeutschen Landsmannschaft Städtedreieck Burglengenfeld mit ihrer 1. Vorsitzende Dr. Sigrid Ullwer-Paul, sondern „auch in vielen Gesprächen mit Bekannten und Freunden, wenn es ums Essen geht“, weiß Bernhard Krebs.
Der stellvertretende Vorsitzende und 2. Bürgermeister hatte mit seinem Onkel Roland Konopisky deshalb vor anderthalb Jahren die Idee, einen VHS-Kochkurs „So schmeckt das Sudetenland“ zu initiieren – mit großem Erfolg, denn die Premiere war nicht nur innerhalb kürzester Zeit ausgebucht, sondern hinterließ „auch dank unseres Kochteams“ restlos begeisterte Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
So war es nicht verwunderlich, dass auch beim zweiten Kurs in der Burglengenfelder Mittelschule schnell kein Platz mehr frei war und sich unter den Hobbyköchen etliche Wiederholungstäter fanden, die von der sudetendeutschen Küche nicht genug bekommen können. Auch diesmal hatten sich Krebs und Konopisky aus der Sudetendeutschen Landsmannschaft mit Rosa Mehringer, Resi Götz und Alois Weber Verstärkung mit ins Boot geholt – fachkundig leiteten sie an, als es darum ging, nach den und den Bachana Kniadla mit Kohlrabisoße sowie dem Kartoffelsalat aus Ellbogen (ganz wichtig: mit Apfel, Zwiebel, Essiggurke und Mayonnaise!) als Hauptspeise Sauerbraten aus dem Egerland mit Egerländer Mehlkniadla und Böhmische Wuchta (Hefeknödel) samt Blaukraut zu zaubern.
Die „Böhmische Liwanzen“ ließ sich Konopisky schließlich nicht nehmen, denn zum einen hatte er die richtigen Liwanzen-Pfannen dabei, zum anderen wollte er, dass es seine Kochschülerinnen einfacher hatten als er selbst, der vor langer Zeit von seiner Tante Gerda angewiesen wurde mit: „Da nimmst Du ein wenig von dem und ein wenig von dem und dann siehst Du es schon.“
Auf die Feinheiten und Besonderheiten der sudetendeutschen Küche wies Krebs eigens hin: Egerländer Mehlkniadla werden mit Backpulver gemacht, Böhmische Wuchta mit Hefe. Beides aber gelingt nur mit doppelgriffigem Mehl und ganz wichtig: Sie werden abschließend mit Zwirnsfaden geschnitten – die einen in Scheiben, die anderen in zwei Hälften.
Nach anstrengenden und lehrreichen, aber auch sehr lustigen drei Stunden wurde das sechsgängige Menü nicht nur gemeinsam verspeist und zum Abschluss ein Glas Becherovka auf den gelungenen Kochkurs getrunken, sondern stand auch der ausdrückliche Wunsch: „Eine weitere Fortsetzung muss sein“. Immerhin gibt es noch viele böhmische Gerichte – und in Burglengenfeld weit mehr Menschen mit sudetendeutschen Großeltern als man vielleicht denkt.