BURGLENGENFELD. „Wir dürfen nicht hinterm Berg halten mit unseren Überzeugungen“, sagt Sebastian Bösl, 3. Bürgermeister und Vorsitzender der Stadtratsfraktion von SPD und Bündnis 90/Die Grünen.
Bei der jüngsten Mitgliederversammlung des SPD-Ortsvereins im Tapas gab er die Losung aus: „Wir müssen deutlich machen, dass wir uns einsetzen für eine soziale Stadt, für Kultur, für städtische Einrichtungen wie Bibliothek und Bürgertreff, für unsere Vereine – kurzum: Für all das, was die SPD in Burglengenfeld schon immer ausgemacht hat.“
Bei der gut besuchten Mitgliederversammlung durften die Sozialdemokraten u.a. ihr 98 Jahre junges Ehrenmitglied Hans-Jürgen Mielke begrüßen und ebenso den langjährigen 3. Bürgermeister Georg Tretter (84). Ortsvorsitzender Peter Wein zeigte sich dankbar für diese besondere Unterstützung. Geschlossenheit über alle Generationen hinweg stünde der Lengfelder SPD gut zu Gesicht, auch mit Blick auf die Kommunalwahl 2026.
Im Mittelpunkt der Versammlung stand die Wahl der Delegierten zur Kreiskonferenz, zum Unterbezirksparteitag sowie zur Stimmkreiskonferenz der SPD. Doch natürlich äußerten sich die Rednerinnern und Redner auch zur Ankündigung des CSU-Ortsverbands, wonach Bürgermeister Thomas Gesche sich 2026 nicht mehr zur Wahl stellen wird. „Zunächst einmal wünsche ich ihm persönlich, dass er seine gesundheitlichen Probleme lösen kann“, sagte Sebastian Bösl. Und: „Die Gesundheit ist immer wichtiger als jede Politik und jedes Amt.“
Dennoch sei Gesches Verzicht auf eine erneute Kandidatur „eine gute Entscheidung“ mit Blick auf die künftige Entwicklung Burglengenfelds. Der Bürgermeister, so Bösl, werde einen Scherbenhaufen hinterlassen. Nicht zuletzt aufgrund des Förderschadens von rund 3,7 Millionen Euro zu Lasten der Stadt Burglengenfeld und damit ihrer Bürgerinnen und Bürger. Bösl sagte, das Thema werde im Stadtrat stets nichtöffentlich behandelt. Daher könne er für die SPD in einer öffentlichen Versammlung nur bekunden: „Wir versuchen natürlich, möglichst viel Geld zu retten, was kein leichtes Unterfangen wird.“
Peter Wein ergänzte, mit Blick auf die Kommunalwahl 2026 werde der SPD-Ortsverein trotz aller Spekulationen, die nun bereits die Runde machten, wohl überlegt und „zum gegebenen Zeitpunkt“ Personalfragen klären und bekannt geben. „Fest steht: Unsere Stadt braucht wieder klare Führung. Ein „weiter so“, wie es die CSU mit ihrem designierten Bürgermeisterkandidaten propagiert, darf es nicht geben.
Dafür sind zu viele Themen in den Jahren seit dem Amtsantritt von Thomas Gesche liegen geblieben.“ Und genau darauf wolle die SPD die richtigen Antworten geben.
Ein Beispiel dafür hatte zuvor Sebastian Bösl genannt: Die SPD habe sich eingesetzt für eine Umgestaltung des früheren Mittelstandszentrums (MZM) auf dem Läpple-Gelände zu einem digitalen Gründerzentrum; unabhängig davon, auf welcher Fläche genau im Städtedreieck so ein Zentrum für Zukunftsthemen wie Digitalisierung und Künstliche Intelligenz realisiert werden könnte. Denn: Vier solcher Einrichtungen gebe es allein im Landkreis Cham. CSU und Co. jedoch hätten sich für den Verkauf der Anteile am MZM entschieden und damit der Wirtschaftsförderung im gesamten Städtedreieck einen herben Schlag versetzt. „In Schwandorf und Wackersdorf dagegen freut man sich über das neue Technologie-Transferzentrum (TTZ) für Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit in Zusammenarbeit mit der Ostbayerischen Technischen Hochschule in Regensburg und Amberg-Weiden, das die drei Bürgermeister mit ein bisschen Fantasie auch ins Städtedreieck hätten holen können“, so Bösl.
Durchaus selbstkritisch hatte sich Peter Wein zuvor in einer Analyse des SPD-Ergebnisses der Europawahl geäußert: „Katastrophal.“ Bei aller teils auch berechtigten Kritik an der Ampel: „Diese Regierung ist seit 2022 dabei, einen Weltkrieg zu verhindern.“ Mammutaufgaben wie der Umbau der Wirtschaft zur Klimaneutralität, der Umbau des Energiesystems auf Erneuerbare Energien seien in der Tat alternativlos, „wenn wir den jüngeren Generationen einen lebenswerten Planeten hinterlassen wollen“. Dass es in der „Performance“ der Bundesregierung Luft nach oben gibt, zweifelte auch Wein nicht an. Dennoch habe das Team um Kanzler Scholz wichtige Themen vorangebracht, etwa das Bürgergeld oder die Fixierung des Rentenniveaus.
Die Co-Ortsvorsitzende Kerstin von Brincken gab schließlich das Ergebnis der geheimen Wahl der Delegierten bekannt. Diese sind:
Für die Kreiskonferenz: Sebastian Bösl, Kerstin von Brincken, Betty Mulzer, Peter Wein, Martin Antretter und Luis Illan.
Für den Unterbezirksparteitag: Kerstin von Brincken, Sebastian Bösl, Songül Demirtas.
Für die Stimmkreiskonferenz: Kerstin von Brincken, Sebastian Bösl, Peter Wein.