„Der TV 1875 Burglengenfeld braucht Planungssicherheit!“

Auslagerung oder Verbleib in der Innenstadt – TV soll entscheiden

13. Mai 1977: Grundsteinlegung zum Bau eines neuen Vereinsheimes und zur Anlage von drei neuen Tennisplätzen. Archivfoto: Chronik des TV von 1875 – 2000

BURGLENGENFELD (lz). Die Turnhalle des TV 1875 Burglengenfeld e. V. ist in die Jahre gekommen. 1925 erbaut, zeigt das altehrwürdige Gebäude im Herzen von Burglengenfeld zunehmend bauliche Schwächen. Insbesondere die Heizungsanlage hat ihre Tücken und die sanitären Anlagen sind renovierungsbedürftig. Auch das Sportheim entspricht nicht mehr den modernen Standards. Vorstand Dr. Bernd Mühldorf möchte für alle Vereinsmitglieder das bestmögliche Umfeld zur Ausübung aller Sportarten zur Verfügung stellen – deshalb solle möglichst zügig einer der Lösungen umgesetzt werden.

Grundsätzlich gibt es für den TV zwei Lösungswege: Entweder werden die bestehenden Anlagen saniert oder der Verein stemmt außerhalb der Innenstadt einen Neubau aller Anlagen. Dazu hatte der Verein bereits in Zusammenarbeit mit der Stadt eine Machbarkeitsstudie erstellt. „Eine Sanierung ist sehr kostspielig ist und kann nicht allein vom TV gestemmt werden“, schreibt Mühldorf in einer Stellungnahme an LOKAL. „Basierend auf dieser Erkenntnis fokussierte die Vorstandschaft auf die Option „Auslagerung“ und wir erstellten mit professioneller Hilfe ein Konzept, das eine neue Einfachturnhalle, sechs Tennisplätze, Parkplätze usw. beinhaltete.“ Alle Kosten einschließlich des notwendigen Flächenerwerbs „auf der grünen Wiese“ sollten dann mit dem Verkauf des knapp 15.000 qm großen TV-Geländes finanziert werden. Als bevorzugten Käufer sehe der TV immer noch die Stadt Burglengenfeld, obwohl auch andere Investoren eingeladen worden waren. Einem vom Stadtrat beschlossenen Ideenwettbewerb steht Mühldorf negativ gegenüber, da sich daraus keine zügige Lösung ergebe.
Mühldorf stellt klar, dass „die Stadt mit ihrer Planungshoheit der einzige verlässliche Investor für den TV sein kann. Zudem sei die Stadt ein ergebnisorientierter Verhandlungspartner und somit attraktiver als ein auf Gewinnmaximierung getrimmter externer Investor“: Also liebsten Verkauf an die Stadt.

Daneben ist der Vorstandschaft das Schicksal der alten Turnhalle alles andere als gleichgültig. Sie sei überdies vielmehr eine Veranstaltungshalle als nur eine Sporthalle. „Eine Sanierung durch die Stadt mit einem Nutzungskonzept ähnlich der Stadthalle wäre somit denkbar und würde beiden Seiten helfen“, so Mühldorf. „Die Innenstadt würde dadurch um eine weitere Veranstaltungshalle bereichert und der Ideenwettbewerb für ein noch nicht erworbenes Grundstück könnte gespart werden.“ Doch noch immer sei – auch nach dem Treffen – der jetzige Stand der Dinge „zu undurchsichtig“. „Prinzipiell sind wir für beide Optionen – Sanierung oder Auslagerung – offen.“

Viel Geld und viele Ideen für eine „Potentialfläche“
Fest steht, dass alle die Stadt und auch die einzelnen politischen Gruppierungen den TV nicht im Stich lassen wollen. Und doch zeichnet sich noch keine wirkliche Lösung ab. Auch die CSU lehnt einen Ideenwettbewerb ab, erkennt aber auf jeden Fall Handlungsbedarf. Zuerst sollen die Mitglieder des Vereins entscheiden, was geschehen soll, so schreibt Fraktionssprecher Michael Schaller in einer Stellungnahme, „ansonsten drehen wir uns im Kreis.“ Die Hilfe der Stadt könne „vielschichtig“ erfolgen. „Um genau festzulegen wie, und vor allem in welcher finanziellen Höhe, muss der Stadtrat wissen, wo der Weg hinführen soll.“ Schaller unterstreicht: „Hierbei muss auch beachtet werden, dass wir in der Stadt über 100 Vereine haben und auch diese Interessen und Begehrlichkeiten haben. Irgendwo muss deshalb eine finanzielle Grenze gezogen werden.“

Dass der TV Planungssicherheit brauche, ist der SPD Burglengenfeld besonders wichtig. Generell werde es mit der SPD auf keinen Fall Entscheidungen über die Köpfe der TV-Verantwortlichen hinweg geben. „Ich bevorzuge die von Dr. Mühldorf skizzierte Lösung, dass die Stadt das komplette TV-Grundstück mit der TV-Halle kaufen soll“, erklärt Michael Hitzek, SPD-Bürgermeisterkandidat, gegenüber LOKAL. Die Begründung: Das Gelände gehöre zu den im ISEK genannten Potentialflächen und hat aufgrund seiner räumlichen Nähe zur Altstadt besondere Bedeutung. Das sei auch der Grund, weshalb die SPD dem von der BWG beantragten Ideenwettbewerb zugestimmt habe, da somit „grundsätzliche Alternativen generiert würden, die dann gegeneinander abgewogen werden können.“ Insofern sei es „verwunderlich“, dass Bürgermeister Thomas Gesche gegen einen Ideenwettbewerb sei und bislang einen Kauf des TV-Geländes durch die Stadt „nahezu kategorisch ausgeschlossen“ habe. Zur zukünftigen Nutzung des Geländes meinte Hitzek, dass der Einzelhandel als ein Magnet für eine lebendige Innenstadt bei der Neugestaltung berücksichtigt werden müsse.

Ideenwettbewerb findet bestmögliche Lösung
Auch die Burglengenfelder Wählergemeinschaft (BWG) sieht die Entscheidungshoheit allein beim TV. „Dann setzen wir uns dafür ein, dass die Stadt das komplette Gelände erwirbt.“ Auch am Ideenwettbewerb hält die BWG fest: „Nur eine breite Bürgerbeteiligung kann die beste Lösung für das Areal finden“, so betont Gregor Glötzl, Bürgermeisterkandidat. „Alle anderen Aussagen sind Zeichen hoffnungsloser Selbstüberschätzung. Wie groß die Begehrlichkeiten gegenüber dem Gelände seien und „wie wenig Gespür der Bürgermeister, einzelne Verwaltungsmitarbeiter und einzelne Stadträte haben“, habe die jüngste Diskussion gezeigt. „Man wollte den Bereich einfach mit vierstöckiger Investoren-Architektur zuklatschen, ohne sich Gedanken zu machen, was Burglengenfeld an dieser Stelle wirklich braucht.“ Die BWG habe zahlreiche Ideen für das Gelände – angefangen bei betreutem Wohnen über geförderte Wohnungen bis zu Einkaufsmöglichkeiten oder einem kleinen Stadtpark. Darüber hinaus setze man sich für den Erhalt der alten TV-Halle ein, so Glötzl abschließend. Es gebe zahlreiche Nutzungsmöglichkeiten, und „nur die Stadt verfügt über die nötigen Ressourcen sowie den Zugriff auf Fördermöglichkeiten, um die Halle wirtschaftlich zu sanieren.“

„Man soll in alle Richtungen denken!“
„Eine Sanierung am alten Standort halten wir für zu kostspielig“, meint Andreas Beer von den Freien Wählern Land (FWL). „Aber es muss aufgrund der derzeitigen Situation schnell gehandelt werden. Wir sehen in einem Neubau, etwa im Naabtalpark, die bessere Alternative.“ Der TV solle den Verkauf der alten Anlagen allerdings selbst abwickeln, und zwar im Einvernehmen und mithilfe der Stadt. Bei der ASV Tennisabteilung im Naabtalpark stehe ebenfalls eine Sanierung an. „Vielleicht kann man die neuen Anlagen später gemeinsam nutzen? Auch für den Schulhausanbau könnte eine Auslagerung des TV daher von Nutzen sein.“ Erste Gespräche mit Vertretern des ASV habe es bereits gegeben, so Beer.

Dem Ideenwettbewerb steht die FWL positiv gegenüber, „aber zu viele Ideen sind auch nicht gut.“ Zunächst müsse nach dem Verkauf ein sinnvolles Nutzungskonzept für das alte TV-Gelände auf die Beine gestellt werden. „Ich kann mir keinesfalls einen Wohnblock dort vorstellen, aber viel Einzelhandel, ein Ärztehaus oder betreutes Wohnen.“ Da müsse in alle Richtungen gedacht werden.

Ökologie und viele Vorteile für die Allgemeinheit
Sirko Galz von Bündnis90/Die Grünen in Burglengenfeld äußerte sich auf Anfrage von LOKAL positiv sowohl zu einem Kauf des Geländes durch die Stadt als auch zum Ideenwettbewerb und möglichst viel Bürgerbeteiligung. „Es will aber wohlüberlegt sein, was auf dieser zentrumsnahen Fläche in den nächsten Jahren passieren soll. Überstürzte Aktionen sind unangebracht“, so Galz. Die Grünen seien ebenso für einen Erhalt der TV-Halle, die nach ökologischen Gesichtspunkten saniert und als ein Veranstaltungszentrum oder als Gründerzentrum umgestaltet werden könne, „am besten auf der Basis von Null-Emissionen“. In einer Mischnutzung aus kleinteiliger Wohnbebauung mit verschiedenen Gewerbebetrieben, „einschließlich eines Lebensmittelmarkts, das Ganze umweltfreundlich und kombiniert mit sehr viel Grün“ sehen die Grünen den größtmöglichen Vorteil für die Allgemeinheit, „keinesfalls in einer massiven Bebauung“.

„Kosten im mehrstelligen Millionenbereich“
Das Bürgerforum Burglengenfeld – BFB – hatte bei dem Treffen am 18. 1. den Eindruck gewonnen, dass die TV-Mitglieder mehrheitlich den jetzigen Standort erhalten wollten, so sagt BFB-Sprecher Hans Glatzl. Ein Ankauf des Geländes durch die Stadt biete „weder dem TV noch dem Steuerzahler irgendeinen Vorteil, sondern verursacht nur Kosten im mehrstelligen Millionenbereich.“ Dies sei „angesichts der bestehenden Schuldenlast von rund 50 Mio. € nicht darstellbar.“ Der TV-Bauausschuss sei „kompetent und in der Lage, Entscheidungen selbst zu treffen und die resultierenden Maßnahmen durchzuführen“. Das BFB plädiere deshalb für eine „direkte Unterstützung der Pläne des TV zur behutsamen Sanierung im Bestand.“ Auch von einer Auslagerung hält Glatzl nichts. Am Standort festzuhalten, stärke die Innenstadt, „Hol- und Bringdienste der Eltern sind Frequenzbringer für die Geschäftswelt“. Eine intensive Bebauung dagegen entspreche auch nicht dem Wunsch der TV-Mitglieder.

„Nicht gewünschte Lobbyarbeit“
Obwohl man sich gerne ein Bild von der derzeitigen Situation beim TV Burglengenfeld gemacht hätte, sei die Liste der Linken/Die PARTEI nicht zum Besichtigungstermin vor Ort eingeladen worden, bedauert Thomas Singer, Vorsitzender von Die-PARTEI Schwandorf in einer kurzen Pressemitteilung. „Daher gehen wir hier von einer nicht gewünschten Lobbyarbeit aus.“ Um eine bestmögliche Lösung zu finden, sei der Dialog mit dem TV jedoch zwingend notwendig. Singer schließt mit den Worten: „Ansonsten sind wir für einen eigenen TV-Sender in Burglengenfeld.“