„Die Höllohe ist wie Urlaub zu Hause!“

Das aktuelle LOKAL-Interview mit Wildpark-Leiter Stefan Jahreiß

TEUBLITZ (od/lz). „Juchhu, wir fahren zur Höllohe!“ Seit 50 Jahren freuen sich die Kinder, aber nicht nur diese, wenn als Ausflugsziel wieder der Wild- und Freizeitpark Höllohe in Teublitz gewählt wird.

Stefan Jahreiß (li.) und Oskar Duschinger vor dem beliebten Ziegengehege. Foto: Duschinger

Jährlich kommen zahllose kleine und große Besucher*innen aus ganz Bayern hierher. Denn hier gibt es eine Vielzahl von Attraktionen – nicht nur für die Kleinen. Fast 200 Tiere aus 21 Arten sind zu besichtigen: von Rot- und Damwild über Wildschweine, Ziegen, Esel, Ponys bis zu Fasanen, Störchen oder Schnee-Eulen und vielen anderen. In einem aktuellen Interview mit Wildpark-Leiter Stefan Jahreiß blickt LOKAL-Journalist Oskar Duschinger jetzt auf und hinter die Höllohe.

LOKAL: Auf einer neuen Schautafel wird über die Entstehung und Entwicklung der Höllohe informiert. Hat die Höllohe den richtigen Weg eingeschlagen oder hätte es auch anders laufen können?

Stefan Jahreiß: Die Höllohe ist ein Aushängeschild für den ganzen Landkreis. Wir haben jährlich über 100.000 Besucher. Hier kann sich eine ganze Familie den ganzen Tag herrlich entspannen. 50 Jahre Höllohe sind zweifelsohne eine Erfolgsgeschichte.

LOKAL: Die Höllohe wird inzwischen auf einer modernen, übersichtlich gestalteten Homepage präsentiert, ist auch auf Instagram und Facebook vertreten. Welche Bedeutung haben die sozialen Medien für die „Höllohe“?

Jahreiß: Die Besucher sollen auf der Homepage schnell und übersichtlich alles Wissenswerte erfahren. Über Facebook und Instagram werden Bilder von Besuchern gepostet. Es sind keine offiziellen Medien der Höllohe. Wie überhaupt die Höllohe keine Werbung macht.

LOKAL: Es gibt im Zentralbereich auch WLAN für die Besucher. Natur und WLAN – passt das zusammen?

Jahreiß: Klar. WLAN ist heutzutage kein Luxus mehr, sondern Standard-Service, sei es im Café, im Museum oder eben in der Höllohe. Aber nur im Zentralbereich, nicht bei den Tiergehegen.

LOKAL: Was ist das Besondere im Sommer an der Höllohe?

Jahreiß: In der Höllohe können Sie mit der ganzen Familie die warme Jahreszeit genießen. Es gibt herrliche Plätze direkt am See, schattige Wege, einen Kiosk mit Biergarten oder man radelt in aller Ruhe hindurch. Die Höllohe ist wie Urlaub zu Hause.

LOKAL: Was ist Ihre Lieblingsjahreszeit in der Höllohe, Ihr Lieblingsplatz, was sind Ihre „Lieblinge“?

Jahreiß: Ich finde es faszinierend, wenn sich im Mai das grüne Blätterdach der Höllohe bildet, die Natur hier nach den langen Wintermonaten wieder zum Leben erwacht. Meine Lieblingstiere? Den Eseln schaue ich einfach gerne zu. Derzeit bauen wir das Schafsgehege zu einem tollen Platz für die Tiere aus. Alle anderen Tiere bitte ich hiermit um Verzeihung, dass ich sie nicht extra hervorgehoben habe (lacht).

LOKAL: Herr Jahreiß, was hat sich geändert seit Ihrem Antritt vor fünf Jahren als Höllohe-Chef?

Jahreiß: Zweifelsohne die vielen Gehege und neuen Bauten! Wir haben die Webseite neu gestaltet, die Schautafeln erneuert, einen neuen Parkplan entwickelt und unser Maskottchen, den Höllohe-Fuchs „Hölli“ noch schöner werden lassen. Das darf ich schon mal verraten: Den „Hölli“ wird es demnächst als Kuscheltier geben!

LOKAL: Wie hat die Covid-Krise und die damit verbundene zeitweise Sperrung die Höllohe verändert?

Jahreiß: Die Covid-Zeit ist aus meinem Blickwinkel völlig spurlos an der Höllohe vorübergegangen. Wir haben wieder aufgesperrt und es war wie zuvor. Während der Sperrung war ein Spaziergang durch die Höllohe – ohne Besucher und ohne Kinderlachen – schon traurig.

LOKAL: Das Ziegengehege gehört seit Anfang an zu den beliebtesten Besuchspunkten. Warum?

Jahreiß: Ziegen sind einfach tolle Tiere. Ziegen haben Charme, sind zutraulich, lassen sich streicheln, lieben es gefüttert zu werden. Sie liegen auch nicht faul in der Ecke, sondern kommen an den Zaun, springen lustig herum, sorgen für Unterhaltung.

LOKAL: Früher kam es schon mal vor, dass ein Damhirsch außerhalb des Geheges marschierte, weil die Zäune an manchen Stellen marode waren. Sind solche „Erlebnisse“ heute noch möglich?

Jahreiß: Erst letztes Jahr fiel ein Baum auf einen Zaun des Damwild-Geheges. Daraufhin machten die Damhirsche einen Ausflug durch die Höllohe.

LOKAL: Früher gab es auch einen Trimm-Dich-Pfad rund um die Höllohe …

Jahreiß: Wir mussten den Pfad zurückbauen, weil er einfach nicht mehr sicher war. Es gibt derzeit auch keine Pläne, ihn wieder instand zu setzen.

LOKAL: Das „freie Füttern“ ist inzwischen fast überall verboten! Das war sicherlich ein harter Weg zum Wohle der Tiere! Für viele Besucher gehörte das Mitbringen von Äpfeln, Brot usw. zum Wildparkbesuch lange Zeit dazu.

Jahreiß: Die Schafe, Hirschen, Mufflons und Ziegen, mit Ausnahme des Ziegenbockes, dürfen weiterhin gefüttert werden. Tiere wie Esel oder Ponys dagegen können bei falscher Fütterung sehr schnell und schwer krank werden. Als ich hier anfing, hatten wir jeden Tag einen halben Zentner altes Brot und Semmeln liegen. Auch Brezen, Kuchen und ganze Tortenstücke machten den Tieren das Leben nach dem Genuss schwer. Wenn von den 2000 Besuchern, die täglich am Wochenende in die Höllohe kommen, jeder seine eigenen „Futtermittel“ mitbrächte, könnten wir schnell eine Tierklinik mitaufbauen.

LOKAL: Das neue Mehrzweckgebäude an zentraler Stelle, bezuschusst durch Finanzmittel der EU, eröffnet der Höllohe neue Möglichkeiten?

Jahreiß: Der alte Kiosk war im Grunde ein Polizeicontainer aus der WAA-Zeit und die liegt bekanntlich über 30 Jahre zurück. Nun wird ein neues Gebäude entstehen – mit einem Gastraum, der 20-25 Besucher beherbergen kann. Zusätzlich gibt es eine überdachte Veranda mit 20 Sitzplätzen. Außerdem werden neue Toilettenanlagen entstehen, ein Begrüßungsraum für Familien, Reisegruppen oder Schulklassen als zentralem Anlaufpunkt in der Höllohe. Ein weiterer Teil wird Sozial- und Technikräume beinhalten, inklusive eines Büros.

LOKAL: Führungen durch die Höllohe? Wer ist dafür zuständig?

Jahreiß: Da gibt es nur mich! Ich bin aber im Landratsamt noch für viele andere Bereiche zuständig, nicht nur für Höllohe. Eine Führung dauert circa 1 bis 1 1/2 Stunden.

LOKAL: Warum wurde die finanzielle Unterstützung durch Fördermittel nicht schon früher in Betracht gezogen?
Jahreiß: Es müssen einfach die richtigen Fördertöpfe vorhanden sein. Ein passgenaues Konzept für eine Förderung zu erarbeiten, erfordert zudem viel Zeit.

LOKAL: Welche Rolle spielt die Barrierefreiheit und damit die Zugangsmöglichkeit für Familien mit Kleinkindern und behinderte Menschen für die Planer der Höllohe?

Jahreiß: Die meisten Schotterwege sind inzwischen gut mit Kinderwägen oder einem Rollstuhl befahrbar. Wir haben eine behindertengerechte Toilette sowie den Eingang zum Walderlebnishaus mit einer Rampe ausgestattet. Demnächst bauen wir im Eingangsbereich ein großes barrierefreies Spielgerät. Seit dem letzten Jahr dürfen wir aufgrund unserer Bemühungen die Bezeichnung „barrierefreier Park“ führen.

LOKAL: Der Wildpark Höllohe ist wohl einer der wenigen Erholungsparks, die keinen Eintritt verlangen.

Jahreiß: Der Wildpark soll eine Freizeitoase für die Region sein. Jeder soll sich jederzeit hier aufhalten können. Wir wollen das solange aufrecht erhalten wie nur möglich. In der Höllohe sollten sich alle erholen können, ohne aufs Geld schauen zu müssen. Der Landkreis verlangt nicht einmal eine Parkgebühr.

LOKAL: Gibt es etwas, woran Sie besonders hängen, das Ihnen in der Höllohe besonders am Herzen liegt – jetzt und in naher Zukunft?

Jahreiß: Ich finde es wichtig, dass gerade unsere jungen Menschen nicht den Bezug zur Natur verlieren. Sie sollen die Schönheit der Natur hier kennen und schätzen lernen. Eine intakte Natur wie in der Höllohe macht die Zukunft erst wirklich lebenswert.

LOKAL: Wir bedanken uns für dieses Gespräch, Herr Jahreiß.

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