Digitalisierung der Friedhofsverwaltung

SCHMIDMÜHLEN (sr). Es wohl kaum einen zweiten Ort in einer Gemeinde, in dem Emotionen so intensiv erlebt und auch gelebt werden wie in einem Friedhof. Trauer und Abschiednehmen, aber auch die Erinnerungen wachzuhalten ist ein Teil der Trauerarbeit für die Hinterbliebenen. Gerade auch in der Vorweihnachtszeit. Doch – jenseits dieser Emotionen: Auch ein Friedhof erfordert eine Verwaltung, eine gewisse „Infrastruktur“. Diese Verwaltung wurde in Schmidmühlen nun im Rahmen der Digitalisierung neu aufgestellt.

Friedhof Schmidmühlen – Foto: Josef Popp

Bisher, so Manfred Schindler, diente für die Gräberbelegung ein Plan, den der damalige Bürgermeister Manfred Puchta aufgrund von Unterlagen der Pfarrei akribisch und der damaligen Zeit geschuldet händisch anfertigte und zeichnete. Die Verwaltung des Friedhofs ging zum 1. Januar 1984 in die Verantwortung des Marktes über. Bis zu diesem Jahr oblag die Verwaltung des Friedhofs der Pfarrei. Ihr gehört der Friedhof nach wie vor, der Markt zahlt eine Pacht.

Gemeinsam mit Drittem Bürgermeister Mathias Huger wurden nun die Gräber mit den Verstorbenen digital erfasst. Aktuell gibt es in dem 4.730 Quadratmeter großen Friedhof insgesamt 521 Grabstellen, davon 13 Urnengräber und 28 Grabkammern. Davon sind insgesamt 413 Grabstellen belegt, davon 13 Urnengräber und 22 Grabkammern. Es gab eine Zeit, da waren nur noch zwei Grabstellen frei, so erinnert sich Manfred Schindler. Der Marktrat beriet über eine Vergrößerung. Das dies nicht umgesetzt wurde, war eine glückliche Fügung, denn die Form der Bestattungen hat sich verändert.

Im ablaufenden Jahr waren 80 Prozent Urnenbestattungen, die restlichen waren Erdbestattungen. Zunehmend werden aber auch Verstorbene im Urnenwald bei Adertshausen beigesetzt. Für die Verwaltung und Pflegemaßnahmen fallen durchschnittlich etwa 25.000 Euro an Kosten an, die über die Grabgebühren abgerechnet werden. Die Digitalisierung bringt nun für die Verwaltung viele Vorteile.

Im Zuge einer Bauausschusssitzung am Friedhof kam der Marktrat überein, die Verwaltung des Friedhofs zu digitalisieren. Eigentlich gäbe es hierfür ein eigenes Programm zu erwerben, aber es wäre es schwierig gewesen, die Daten, die bisher in einer Excel-Datei festgehalten wurden, in ein „fertiges“ Programm zu übertragen, so 3. Bürgermeister Mathias Huger. So ergriff man selbst die Initiative. Der bisherige alte Plan wurde vom Ingenieurbüro Petter eingescannt und somit digitalisiert. Aufgrund der Vorlagen wurde Grab für Grab von Mathias Huger maßstabsgetreu nachgezeichnet und mit der Datenbank der Verwaltung verknüpft.

In diesem Zusammenhang rückt auch ein Stück Friedhofsgeschichte in den Fokus der Arbeit. Der erste Friedhof lag in Schmidmühlens Zentrum rund um die Pfarrkirche St. Ägidius. Als das Umfeld der Kirche neugestaltet wurde bzw. die Kirche erweitert wurde, kamen bei Baggerarbeiten noch viele dieser Gebeine zum Vorschein. Warum der Friedhof letztendlich verlegt wurde, kann nicht mit letzter Sicherheit gesagt werden. Ob es eine Seuche war oder ob der Friedhof schließlich zu klein wurde oder ob der Platz anderweitig benötigt wurde bleibt offen. Alle Möglichkeiten können in ihrer Gesamtheit oder auch singulär den Ausschlag gegeben haben. Zumindest lag der „neue“ Friedhof dann außerhalb des Ortes.

Der jetzige Friedhof besteht aus einem alten und einem neuen Teil. 1926 wurde der alte Teil des Friedhofs durch Initiative des Bischöflich Geistlichen Rates Hermann Härtle erweitert und ein Leichenhaus mit Wohnung für den Friedhofwärter, der auch Totengräber war, angebaut. Das Leichenhaus ist Eigentum der Gemeinde, der Friedhof gehört der Kirche. Die ersten Toten, die 1926 im neuen Teil bestattet wurden, waren die Gebrüder Ludwig, welche in München studierten und auf der Heimfahrt bei einem Eisenbahnunglück tragisch ums Leben kamen. Sie liegen in dem freien Platz vor dem Priestergrab in Zinnsärgen begraben. An diesem Ort werden nur noch Urnenbestattungen stattfinden und zwar nur die, für die der Markt Schmidmühlen zuständig ist. Wie man aus früheren Unterlagen entnehmen kann, standen früher viele eiserne Kreuze auf dem Friedhof, die aber im Laufe der Jahre verschwunden sind. Einige noch vorhandene Kreuze sind neuerer Zeit. Heute sind fast nur noch Grabsteine vorhanden. Einige alte Grabsteine fallen gleich ins Auge.

In einigen alten Grabsteininschriften ist noch die Geschichte des Verstorbenen festgehalten. So im Mittelgang links beim Aufgang zum Priestergrab: dort stehen zwei große Grabmonumente der Familie Schmid (ehemals Gastwirt, Donhauser, Gasthaus Anker). Die Aufschrift auf dem rechten Stein lautet: „Ruhestätte des Jünglings Herrn Josef Schmid, geb. 20.4.1865, gestorben 16.2. 1893, Gastwirtssohn durch Unglücksfall“. Laut mündlicher Überlieferung ging der 28-Jährige zur Jagd und lehnte sein Gewehr an einen Strauch. Beim Wegnehmen verfing sich der Abzug an einem Ast und die Kugel ging ins Bein. Nach einigen Tagen kam der Wundstarrkrampf dazu und der Unglückliche starb an den Folgen. Dieses Grab hat nun der Markt Schmidmühlen übernommen. Es ist das wohl älteste Grab auf dem Friedhof. Interessant auch: Im Priestergrab, ein Sechsfachgrab, wurde bisher nur Pfarrer BGR Monsignore Ruppert Fochtner beerdigt.

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