Ein Blick hinter die Kulissen der Aufbereitungseinheit für Medizinprodukte (AEMP)

Pro Jahr werden rund 1,3 Millionen Instrumente sterilisiert / Neun hochqualifizierte Expert*innen

LINDENLOHE/SCHWANDORF (sr). Als Patient bekommt man sie nie zu Gesicht, Führungen von Besuchern durch die Asklepios Orthopädische Klinik Lindenlohe stehen spätestens hier vor verschlossener Tür.

Foto am Wochenende bei Nicht-Betrieb: Jana Humrich informiert sich bei Florian Doll vor Ort über die neuesten Entwicklungen und Anforderungen im AEMP. (Bild: Felix Haas)

Die Aufbereitungseinheit für Medizinprodukte (AEMP), früher „Sterilisationsabteilung“ und immer noch von allen kurz „Steri“ genannt, ist nämlich genau das, was der Name besagt: Absolut steril.

Ein elementarer Beitrag für die Sicherheit von Patientinnen und Patienten

Auf rund 400 Quadratmetern werden hier sogenannte Medizinprodukte für die verschiedenen Abteilungen und Operationssäle der drei Kliniken in Lindenlohe, Burglengenfeld und Oberviechtach aufbereitet, was heißt: Benutzte Instrumente werden in der AEMP angeliefert, sortiert und auf spezielle, große Reinigungsmaschinen verteilt, die an überdimensionierte Spülmaschinen erinnern. Davon gibt es insgesamt drei in der im Dezember 2019 neu in Betrieb gegangenen Abteilung – dazu eine riesige Containerwaschanlage und zwei große Sterilisatoren sowie eine der modernsten Wasseraufbereitungsanlagen überhaupt für die Bereitstellung von vollentsalztem Wasser.

Ein paar Zahlen, welche die Leistungskraft der AEMP in Lindenlohe untermauern: Rund 1,3 Millionen Instrumente gehen „durch die Hände“ der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die damit pro Monat ca. 1.700 Instrumentensets mit über zwölf Tonnen an Gewicht bewegen. Gearbeitet wird im Schichtbetrieb wochentags von 6 bis 21:30 Uhr, dazu gibt es am Wochenende eine Rufbereitschaft für die Aufbereitung von Instrumenten, die bei Notfalloperationen benutzt werden.

Der Weg der Instrumente

Das AEMP-Team sorgt dafür, dass die Ambulanzen, Stationen und insbesondere die OPs zeitnah und qualitativ hochwertig mit sterilen Instrumenten und Medizinprodukten versorgt werden. Dazu werden nach Anlieferung (der Transport erfolgt z.B. in und vom OP-Bereich via Lastenaufzug) der gebrauchten Instrumente diese sortiert und in den Reinigungsmaschinen von außen und innen gereinigt und desinfiziert. Die anschließende Verteilung erfolgt anhand von detaillierten EDV-Packlisten auf die entsprechenden Instrumentensiebe – bevor sie in große Metallcontainer verpackt und bei 134 Grad Celsius mit Dampf sterilisiert werden. Danach geht es wieder in die Abteilungen zur weiteren Verwendung.

Die Atmosphäre in der AEMP ist selbst in Zeiten vieler Operationen oder einer unerwarteten Not-OPs fokussiert und unaufgeregt. Die neun hoch motivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, allesamt entsprechend aus- und weitergebildet, wissen, was zu tun ist. Jeder Handgriff sitzt, konzentriert werden Geräte bedient, Instrumente verpackt und jeder Schritt akribisch dokumentiert. „Bei uns darf kein Fehler passieren, denn die Folgen wären unter Umständen fatal“, beschreibt Florian Doll die hohen Anforderungen, denen sich sein Team täglich stellen muss.

Der Leiter der Abteilung ist seit vergangenem Jahr für Lindenlohe verantwortlich sowie für den gesamten Bereich AEMP Süd und damit für insgesamt 35 Mitarbeiter*innen an fünf Standorten bayernweit. Als gelernter Krankenpfleger mit über 25 Jahren OP-Erfahrung und parallel „17 Jahren AEMP-Leitung in Bad Abbach und Regensburg“ kennt er beide Seiten aus dem Effeff – eine „Qualifikation, auf die wir im gesamten Betrieb hundertprozentig vertrauen können und die uns in punkto Sicherheit und nachhaltiger Qualität natürlich zugutekommt“, unterstreicht Klinik-Geschäftsführerin Jana Humrich.

Neue Anforderungen durch mehr Vorschriften und komplexere Instrumente

Nicht zuletzt wegen immer neuer und strenger werdender Vorschriften für die Aufbereitung von Medizinprodukten sei es „nötig und beruhigend, hier auf einen absoluten Profi und sein qualifiziertes Team vertrauen zu können“. Für Florian Doll wiederum sind es gerade die „permanenten Entwicklungen und die täglichen Herausforderungen in der Aufbereitung von neuen Instrumenten“, welche die Tätigkeit nie langweilig werden lassen.

Im Gegenteil: Da die Operationsmethoden komplexer und in der Folge die Instrumente feiner und diffiziler werden, ist es unabdingbare Voraussetzung in der AEMP, immer auf der Höhe der Zeit zu sein. „Instrumente mit Hohlräumen oder sehr lange, aber filigrane Instrumente verlangen in ihrer Handhabung und sterilen Aufbereitung höchste Aufmerksamkeit“, so Florian Doll.

Und warum nicht Einweg? Dazu der AEMP-Leiter: „Nur, wo es Sinn macht. Bei kritischen Einzelkomponenten wie z.B. Sauger oder Spritzen setzen wir bereits auf Einweg-Lösungen. Gängige Instrumente wie Scheren, Pinzetten, Klemmen, Hacken und mehr bereiten wir dagegen auf – weil es unterm Strich kostengünstiger und vor allem, weil es nachhaltiger ist.“