„Ein guter Spieler sollte ein Spiel lesen können!“

Das aktuelle LOKAL-Interview mit Markus Bösl, Vorstand des FC Maxhütte-Haidhof

MAXHÜTTE-HAIDHOF (sr.) Markus Bösl begann seine Fußballkariere beim FC Schwandorf, wechselte als A-Jugend-Bayernligaspieler zum FC Amberg und nach einer schweren Schulterverletzung 1980 zurück in die Landesliga zum FC Schwandorf. 1983 kam er zum FC Maxhütte-Haidhof in die A-Klasse und machte den Aufstieg des Vereins bis in die Bezirksoberliga mit. Im nächsten Jahr feiert der FC sein 100-jähriges Bestehen. LOKAL-Journalist Oskar Duschinger sprach mit dem Vorstand des FC Maxhütte-Haidhof über die aktuelle Situation und Zukunftsvisionen.

Markus Bösl (links) und Oskar Duschinger. Foto: Duschinger

LOKAL: War Fußball zu Ihrer aktiven Zeit anders als heute?
Markus Bösl: Das Zusammengehörigkeitsgefühl der Spieler untereinander war damals wesentlich stärker ausgeprägt. Früher wurde mehr Wert auf Krafttraining gelegt, heute stehen Athletik und Schnelligkeit im Mittelpunkt.

LOKAL: Wie hat sich der Amateurfußball seitdem entwickelt?
Bösl: Durch die vielen Spielklassen hat sich das Leitungsniveau gesenkt. Die Bezirksliga ist heutzutage erheblich schwächer einzustufen als die Bezirksliga damals.

LOKAL: Was hat sich auf Funktionärsebene verändert?
Bösl: Es finden sich nur mehr schwer Sportbegeisterte, die sich im Verein engagieren. Sei es auf Vorstandsebene oder als Betreuer für Kinder- oder Jugendmannschaften. Aber da steht der FC Maxhütte nicht allein da.

LOKAL: Traditionsvereine wie der FC Maxhütte oder der SC Teublitz spielen in der vorletzten Klasse, während der ASV Burglengenfeld in der Landesliga spielt. Was ist falsch gelaufen?
Bösl: Ich denke, wir haben die Jugendarbeit vernachlässigt. Wenn talentierte junge Spieler in den Seniorenbereich wechselten, hat man ihnen teuer eingekaufte Altstars vor die Nase gesetzt. Auch beim FC Maxhütte-Haidhof gab es talentierte Jugendspieler, die zu anderen Vereinen abwanderten und sich heute noch dort engagieren. Beide Vereine haben diese Fehler erkannt und abgestellt. Doch es wird noch Jahre dauern, bis wir wieder einen stabilen Unterbau zur Verfügung haben.

LOKAL: Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die in Vereinen kicken möchten, hat zum Teil stark abgenommen. Warum ist das so?
Bösl: Das hängt auch mit dem mäßigen Abschneiden unserer Nationalmannschaft zusammen. Darüber hinaus gibt es inzwischen eine Fülle anderer Freizeitmöglichkeiten für die Jugendlichen. Was Maxhütte im Besonderen betrifft: Viele Neubürger und ihre Familien sind noch dabei, sich zu integrieren und eine neue Heimatbindung aufzubauen, dazu gehören auch die Vereine.

LOKAL: Früher spielten die Maxhütter Fußball nicht auf einem gepflegten Rasenplatz, sondern auf dem gefürchteten Ascheplatz!
Bösl: Oh ja. Als ich zum ersten Mal von der Umkleidekabine auf den Trainingsplatz marschierte, schnaufte ich tief durch.

LOKAL: Flossen damals Gelder beim FC Maxhütte, um gute Spieler zu bekommen?
Bösl: Als wir Bezirksoberliga spielten, wurden auch Spieler vom Jahn Regensburg geholt. Die kickten hier nicht umsonst. Das betraf auch mich. Für die heimischen Spieler sah die finanzielle Unterstützung schlechter aus.

LOKAL: Wie finanziert sich die A-Klassenmannschaft des FC Maxhütte-Haidhof heute?
Bösl: Wir bezahlen keine Spieler. Die Spieler werden lediglich mit einem Trainingsoutfit von uns ausgestattet.

LOKAL: Welche Rolle spielt die Fußballabteilung im Gesamtverein des FC Maxhütte-Haidhof?
Bösl: Wenn vom FC Maxhütte die Rede ist, denken die meisten an die Fußballabteilung. Allerdings haben die anderen Abteilungen, die alle selbständig sind im FC, in ihrer Mitgliederentwicklung stark aufgeholt. Besonders starken Zulauf gibt es in der Sparte Gymnastik.

LOKAL: Was macht einen guten Fußball-Spieler heutzutage aus?
Bösl: Er sollte ein Spiel lesen können. Spieler, die erkennen, wohin der Ball gleich kommen wird, wo sie hin spielen müssen, um gefährliche Spielsituationen zu schaffen. Ein gutes Stellungsspiel und eine gute Grundtechnik gehören dazu. Athletik und Schnelligkeit werden im Training gezielt gefördert.

Zwei oder drei Spieler mit diesen Fähigkeiten reichen in der A-Klasse für einen vorderen Tabellenplatz.

LOKAL: Die großen Fußballvereine schicken ihre Scouts inzwischen auch zu unterklassigen Vereinen in der Hoffnung, ein Talent zu finden …
Bösl: Im Seniorenbereich ist das bei uns noch nie passiert. Allerdings fragte der 1. FC Nürnberg wegen einer Fußballerin an, die sie verpflichten wollten. Daraus ist allerdings nichts geworden, da ihre Eltern dagegen waren.

LOKAL: Die Europameisterschaft der Frauen hat auch in Deutschland für Aufsehen gesorgt. Spürt der FC Maxhütte ein steigendes Interesse?
Bösl: Wir haben tatsächlich mehr Spielerinnen in letzter Zeit. Allerdings hat die Zahl der Mannschaften im offiziellen Spielbetrieb abgenommen.

LOKAL: Immer mehr Fußballvereine kooperieren miteinander. Ist das ein Zukunftsmodell?
Bösl: Ich bin ein eindeutiger Befürworter von Kooperationen. Wenn in absehbarer Zeit beständig erfolgreicher, höherklassiger Fußball gespielt werden soll, dann müssen die drei Maxhütter Fußballvereine fusionieren.

LOKAL: Warum ist der Zusammenschluss so schwer zu gestalten?
Bösl: Die Frage wäre: Wo finden nach einer Fusionierung die Fußballspiele statt? Meine Vision wäre: Die Stadt baut ein gemeinsames Sportzentrum. Die Kosten könnten durch den Erlös der bisherigen Sportplätze, die als Baugrund begehrt sind, finanziert werden. Hinzu käme, dass sich die Stadt Maxhütte-Haidhof die nicht unerheblichen Kosten für die Instandhaltung der bisherigen Sportanlagen sparen könnte. Eine Win-Win-Situation für die Stadt und die Sportvereine.

LOKAL: Wie konkret sind derartige Überlegungen?
Bösl: Es gibt immer wieder Gespräche über eine mögliche Fusionierung. Das war auch vor dieser Saison der Fall. Allerdings kam bisher kein Durchbruch zustande. Offenbar ist der Kostendruck für die Vereine noch nicht hoch genug.

LOKAL: Wie sieht Ihr FC Maxhütte in zehn Jahren aus?
Bösl: Mein Wunsch wäre, dass in Maxhütte zumindest wieder Bezirksliga-Fußball gespielt wird, in einem Stadion für alle Maxhütter Fußballvereine.

LOKAL: Herr Bösl, vielen Dank für dieses Gespräch.

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