„Gesches Gleichgültigkeit ist erschreckend“

BURGLENGENFELD (sr). „Mein Vertrag als Stadtwerke-Vorstand läuft noch bis 31. Dezember 2020, dann scheide ich aus – mit 65 Jahren und neun Monaten.“ Das sagte Friedrich Gluth bereits vor vier Jahren in einem Interview mit der MZ.

3. Bürgermeister Sebastian Bösl. Foto: Eva-Maria Baldrian

„Es ist also mehr als dreist, wenn Bürgermeister Thomas Gesche nun behauptet, der Vorstand der Stadtwerke habe erst im September 2020 angekündigt, dass er zum Ende des Jahres ausscheidet“, sagt 3. Bürgermeister Sebastian Bösl. „Diese Gleichgültigkeit bei einer derart wichtigen Personalie ist erschreckend, aber bei Thomas Gesche leider kein Einzelfall.“

Die Stadt Burglengenfeld sei „in einer geradezu absurden Situation“, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadtratsfraktion von SPD, Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke. Das Oberpfälzer Volkskundemuseum und die Stadtwerke brauchen eine neue Leitung – das Museum schon seit Ende Juni, die Stadtwerke ab 1. Januar 2021.

Gesche scheine das nur wenig zu interessieren. Obwohl ihm seit mindestens vier Jahren klar sein müsse, dass Friedrich Gluth Ende des Jahres in Ruhestand geht, wurde die Stelle des Vorstandes der Stadtwerke erst im Oktober 2020 ausgeschrieben. „Mit Verlaub: Es ist schon krass, welches Amtsverständnis der Bürgermeister an den Tag legt und dann auch noch versucht, die eigenen Versäumnisse auf andere zu schieben“, kommentiert Peter Wein die Vorgänge.

Nicht zu Unrecht habe die MZ geschrieben, die Stadt suche einen „Supermanager“. Der neue Vorstand der Stadtwerke solle auch Stadtbau und Bulmare GmbH leiten. Er sei damit für zentrale Themen der Stadtentwicklung verantwortlich. „Welche entsprechend qualifizierte und erfahrene Kraft kann so kurzfristig eine Stelle aufgeben und die neue Aufgabe pünktlich antreten?“, fragt sich nicht nur Sebastian Bösl.

Leider wiederholt sich hier die Geschichte. Die Stelle der Museumsleitung wurde Ende Juni erst wenige Tage vor dem letzten Arbeitstag von Dr. Margit Berwing-Wittl ausgeschrieben, „nachdem sich unsere Fraktion an die Rechtsaufsicht beim Landratsamt Schwandorf gewandt hatte“. Seit Ende Juni ist das Museum geschlossen – und die Stelle noch immer nicht besetzt. Stadtrat Bernhard Krebs, seit über 20 Jahren Mitglied im Freundeskreis des Oberpfälzer Volkskundemuseums e.V., unterstreicht erneut die Bedeutung des Museums für die Stadt und die gesamte Region: „Bis spätestens 1. Januar 2021 muss es eine neue, qualifizierte Museumsleitung geben. Weitere Verzögerungen sind einfach nicht mehr hinnehmbar, denn ohne Kunst und Kultur wird es auch in Burglengenfeld still.“

Damit nicht weiter wertvolle Zeit verstreicht, fordert die Fraktion, dass die für 28. und 29. Oktober geplanten und abgesagten Sitzungen des Stadtrats unverzüglich nachgeholt werden. „Denn uns ist es nicht gleichgültig, wer an derart bedeutenden Positionen künftig die Zukunft unserer Stadt mitbestimmt“, sagt Bösl.

Quellenangabe: Das eingangs erwähnte Interview mit Friedrich Gluth ist online abrufbar unter https://www.mittelbayerische.de/region/schwandorf/gemeinden/burglengenfeld/ich-denke-als-echter-dienstleister-22389-art1440733.html

Sebastian Bösl, Fraktionsvorsitzender

sowie die Stadtratsmitglieder:
Hans Deml, Oliver Ehrenreich, Siegfried Klopp, Roland Konopisky, Bernhard Krebs, Betty Mulzer, Phillip Poguntke, Norbert Wein, Peter Wein

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