Informationsabend des Palliativ-Hospiz-Netzwerks im Landkreis Schwandorf

An diesem Abend wurde in der Spitalkirche der Startschuss für eine neue Beratungs-Hotline gegeben.

SCHWANDORF. „Dahoam bleim bis zuletzt!“ Zu Hause friedlich zu sterben, die letzten Stunden im Kreise der Familie zu verbringen, das ist ein Wunsch, den viele Menschen im Alter hegen, der jedoch leider oft unerfüllt bleibt.

Foto: v.l.n.r. Petra Ihring, Angelika Amann, Doris Kölbl, Marion Viehauser, Monika Kagerer, Dr. Christian Glöckner (Bild: Reiner Fröhlich)

In der Regel ist man am Lebensende auf Hilfe angewiesen, oft sind es die Kinder, der Partner, oder Verwandte. „Man will sich ja um seine Angehörigen kümmern. Aber irgendwann kommt der Punkt, an dem man nicht mehr kann. Wir erleben das ganz oft, dass die Leute nicht mehr können, dass sie fix und fertig sind, wenn sie sich schon wochen- und monatelang um einen Angehörigen kümmern“, erzählt Dr. Christian Glöckner, Ärztlicher Direktor an der Asklepios Klinik Oberviechtach und Koordinator des Palliativ-Hospiz-Netzwerkes Schwandorf.

Wie der Wunsch „Dahoam bleim bis zuletzt“ realisiert werden kann, welche Organisationen und Institutionen hier helfen können, hat das Netzwerk an einem informativen Abend in die Spitalkirche vorgestellt, an dem Dr. Glöckner die Moderation übernahm.

Fünf Referentinnen zeigten den rund 60 Zuhörern in kurzen Vorträgen auf, auf was es ankomme. „Das Wichtigste ist, rechtzeitig anzufangen. Warten Sie nicht bis zu dem Punkt, an dem Ihre eigene Kraft erschöpft ist“, riet den Zuhörern Marion Viehauser, die Pflegedienstleitung eines ambulanten Pflegedienstes (Soziale Dienste Fersch). Denn von jetzt auf gleich sei professionelle Unterstützung nicht möglich – diese brauche einen Vorlauf.

Oft würden ältere Menschen auch an ihren langjährigen Wohnverhältnissen hängen. „Meistens ist das Wohnen auf zwei Stockwerken. Aber irgendwann wird die Treppe beschwerlich, weil es mit der Hüfte nicht mehr passt oder die Knie Beschwerden machen“, sagte Petra Ihring. Die Wohnraumberaterin des Landkreises Schwandorf empfiehlt den Menschen, die zu Hause „richtig, richtig alt werden wollen“, nur auf einer Ebene zu wohnen. Und diese Etage müsse über Bad und Toilette verfügen. Sinnvoll sei zudem, dass sich die Badezimmertüre nach außen öffnen lasse.

Aber wie kommt man überhaupt an Informationen? Wo gibt es Hilfen? Angelika Amann berichtete aus der Sicht der Pflegekasse. „Wir machen Hausbesuche, Beratungen sind auch digital per Video möglich und natürlich auch per Telefon“, erklärte die Pflegeberaterin der AOK, zuständig für den Landkreis Schwandorf. Sie informierte unter anderem über Leistungen der Pflegeversicherung und mögliche Unterstützung der pflegenden Angehörigen. Die Pflegeberatung sei ein gesetzlich geregeltes Angebot, das alle Krankenkassen anbieten müssen, nicht nur die AOK. „Wir schauen beispielsweise, ob ein Hilfsmittel benötigt wird, unterstützen bei einem Widerspruch oder beraten bei der Organisation der Pflege, wenn Angehörige ausfallen und stellen den Kontakt mit örtlichen Beratungsstellen und anderen Leistungsträgern her.“

Oft beginnt die Hilfe für Pflege zu Hause im Krankenhaus, wenn die Entlassung eines Patienten ansteht. Doris Kölbl, Leiterin des Sozialdienstes der Asklepios Kliniken Ostbayern, wies darauf hin, dass es in jedem Krankenhaus in Deutschland einen Sozialdienst gebe. „Pflege betrifft nicht nur ältere Menschen. Wir haben junge Patienten, die nach einem Schlaganfall pflegebedürftig werden. Oder Mütter, die Krebs haben, wo das Leben von heute auf morgen auseinanderbricht“, erklärte Kölbl. Die Mitarbeiter der Sozialdienste beraten bei einer Aufnahme in Reha-Kliniken oder bei der Pflege zu Hause. „Wir sind auch für die Angehörigen da, einfach, um ein Gespräch zu führen oder um bei der Entscheidungsfindung zu helfen“, sagte Kölbl. Wichtig sei auch eine Vorsorgevollmacht. „Wenn man durch einen Unfall auf der Intensivstation liegt, muss das Krankenhaus das Betreuungsgericht einschalten, wenn keine Vorsorgevollmacht vorliegt. Das wissen viele nicht“, erklärte Doris Kölbl.

Die Versorgung von Schwerstkranken und -verletzten in ihrer letzten Lebensphase ist der Bereich, in dem Monika Kagerer arbeitet. Sie ist Fachkraft für Palliativ-Care im Landkreis Schwandorf. „Oft brauchen die Menschen nicht mehr viel Medizin. Es geht eher um die verbleibende Lebensqualität“, so Kagerer. Das zu erkennen, sei Hospiz- und Palliativarbeit, für die es eine umfassende Ausbildung gebe. Die psychosoziale Betreuung sei die Hauptaufgabe des Hospizvereins im Landkreis Schwandorf. Hier begleiten ehrenamtliche, gut ausgebildete Fachkräfte Menschen im letzten Lebensstadium. „Da geht es um Zeit, ums Zuhören, ums Da sein. Das ist genauso wichtig wie die medizinische Versorgung“, erklärte Monika Kagerer.

Für die Zuhörer ergaben sich viele neue Aspekte und es kam im Anschluss an die Vorträge zu einem intensiven Austausch im direkten Gespräch mit den Experten – aber damit endet die Unterstützung durch das Palliativ-Hospiz-Netzwerk Schwandorf nicht:

An diesem Abend wurde der Startschuss für eine Beratungshotline gegeben. Jeden Donnerstag von 16 bis 18 Uhr geben ehrenamtliche Mitarbeiter unter der Telefonnummer 09431/63 72 932 Auskunft. Weitere Infos finden Hilfesuchende auch auf der Homepage des Netzwerks unter www.phnsad.de.

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