Interview zum denkmalgeschützten Schloss Pirkensee

Robert Gerstl: „Es gibt keine Unterstützung für das denkmalgeschützte Projekt Schloss Pirkensee!“

MAXHÜTTE-HAIDHOF (lz). Es ist eine „Neverending Story“: Vor sechs Jahren erwarb der Unternehmer Robert Gerstl das Schloss Pirkensee mit seinen unverwechselbaren Zwiebeltürmen. Das Bauwerk stammt aus den 1730er Jahren und ist denkmalgeschützt, obwohl es im Oktober 1999 durch einen verheerenden Brand infolge Brandstiftung zerstört wurde. Wieder aufgebaut, doch noch in einem unvollständigen Zustand, ist es bereits heute eine beliebte Kulisse für Hochzeiten und andere Events.

Luftbildaufnahme Schloss Pirkensee. Bildrechte: Robert Gerstl

Doch die vollständige Wiederherstellung und Nutzung durch den sanierungswilligen Denkmaleigentümer, der im Rahmen des Denkmalschutzes aus der Immobilie eine angesagte Event-Location mit Hotel und Büros entstehen lassen will, wird bis heute durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege und die Untere Denkmalschutzbehörde des Landkreises Schwandorf blockiert. Anfang September fand ein sehr gut besuchter Tag der Offenen Tür im Schloss Pirkensee statt, während dem Robert Gerstl Einblicke in die Thematik der Behörden gab.
Im aktuellen LOKAL-Interview erläutert Gerstl noch einmal die „Blockadehaltung“ der Ämter.

LOKAL: Herr Gerstl, wie haben Sie persönlich den von Ihnen veranstalteten Tag des Offenen Denkmals in Schloss Pirkensee erlebt?
Robert Gerstl: Ich war sehr überrascht von dem starken Interesse der Bevölkerung am Schloss Pirkensee! Die Führungen waren ausgebucht und wir haben mit den Interessierten fast zwei Stunden über die aktuellen Planungen und Probleme in der Zusammenarbeit mit der Unteren Denkmalschutzbehörde und dem Gebietsreferenten aus dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege gesprochen. Im Rahmen der Führung wurde das Nutzungskonzept für jede Etage erläutert und auch die Einwände aus dem Denkmalschutz aufgezeigt. Da das Schloss durch einen Brand bis auf die Grundmauern zerstört wurde und nur noch Teile der historischen Schlosskapelle St. Anna überlebt haben, breitete sich Unverständnis aus, wie die Behörden seit über sechs Jahren ein solches Projekt zu verhindern verstehen. Im Schloss selbst sind keine Böden, Decken, Türen, Wandmalereien oder Stuckdecken mehr erhalten, lediglich Fragmente von verkohltem Putz sind übrig.

LOKAL: Sie sind Unternehmer – was wollten Sie aus dem Schloss entstehen lassen?
Gerstl: Wir hatten bereits zwei Jahre vor dem Kauf begonnen, das Schloss zu beplanen – im Erdgeschoss sollte eine gehobene Gastronomie mit Freisitz und Ritterkeller, Küche und Veranstaltungsräumen entstehen. Die Kapelle St. Anna hätte weiterhin für kirchliche Zwecke saniert werden sollen. Im Obergeschoss wären drei Veranstaltungs- und Tagungsräume geplant gewesen, in dem der Größte bis zu 150 Personen fasst. Auch ein Standesamt wäre dort geplant gewesen. Das zweite Obergeschoss wäre als Büro mit ca. 80 Arbeitsplätzen für meine Firmengruppe vorgesehen gewesen. Im Dachgeschoss war gemäß der Planung ein 4-Sterne-Schlosshotel mit elf Doppelzimmern, drei Hochzeitssuiten und zwei Einzelzimmern geplant. Der Einbau eines Aufzuges und barrierefreie Zugänge waren ebenfalls Basis der Planung.
Dieses Konzept wurde im Übrigen schon vor dem Kauf mit den Denkmalbehörden abgestimmt und für gut befunden! 2017 wurde das Schloss dann gekauft und der Bauantrag eingereicht. Seitdem ruht das Projekt aufgrund von unbegründetem Missfallen des Gebietsreferenten.

LOKAL: Können Sie für unsere Leser nochmal kurz die Problematik zusammenfassen, die Sie mit dem Bayer. Landesamt für Denkmalpflege in München und der Unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises Schwandorf verbindet?
Gerstl: Es gibt in keiner Weise Unterstützung, wie man das Projekt nun voranbringen kann – jede Planung wird immer wieder abgelehnt. Es besteht im Amt kein Verständnis für die Zusammenhänge aus wirtschaftlicher Nutzung, Finanzierung, Refinanzierung und Erhalt eines Gebäudes. Mittlerweile fordert man sogar ein komplett neues Nutzungskonzept. Ich habe 2019 bereits um eine Nutzungsgenehmigung gebeten und dabei auf alle Fördermittel verzichtet. Auch hier tut sich nichts.
Mittlerweile verweigert sogar der Landrat ein persönliches Gespräch, so dass ich mich bereits an den Petitionsausschuss des Bayerischen Landtages gewendet habe. Seitens des Landesamts wird hier, statt zu unterstützen, verhindert – im Gegenzug dazu lassen viele Denkmaleigentümer ihre Häuser verfallen, weil sie die Verbotspolitik der Denkmalpflege satthaben. Auf der anderen Seite sieht man beim Verfall von wichtigen Denkmälern einfach zu. Beispiele sind Schloss Münchshofen, die Elektrische Zentrale bei Läpple oder Schloss Dietldorf.

LOKAL: Was denken Sie sind die Hintergründe für die Blockadehaltung der Ämter? Laut Pressemeldungen geht es um ein Immissionsschutzgutachten und ein angeblich fehlendes denkmalgerechtes Konzept …
Gerstl: Seitens des Landratsamtes wurden Forderungen aufgemacht, die nicht zu erfüllen sind: Es geht zum Beispiel um die Lärmbelastung im öffentlichen Raum, die auf öffentlichen Straßen durch die Nutzung des Gebäudes entsteht. Die gutachterliche Stellungnahme über die Qualität der nach dem Brand eingebauten Fenster in Bezug auf Schallwerte wurde angezweifelt.
Auch wurde das erstellte Gutachten in wesentlichen Themen in Frage gestellt, um hier das Verfahren zum Erliegen zu bringen.

LOKAL: Arbeitsplätze, Hotel, Schloss als Veranstaltungsmagnet: Eigentlich bietet Ihr Projekt der ganzen Region nur Vorteile …
Gerstl: Das sieht das Denkmalamt anders – mittlerweile geht es nur noch um den Erhalt der Asam-Kapelle, deren Sanierung mittlerweile 1,5 Mio. Euro verschlingt. Über eine wirtschaftliche Nutzung des Gebäudes zu sprechen ist man im Landratsamt und Denkmalamt nicht mehr bereit.

LOKAL: Und wie soll es jetzt weitergehen?
Gerstl: Wir betreiben das Schloss weiterhin unwirtschaftlich für Veranstaltungen und erwägen langfristig eine Umstrukturierung in eine gemeinnützige Stiftung. Als letzten Versuch sehen wir ein direktes Schreiben an die Bayerische Staatsregierung – vielleicht findet sich hier jemand, der Interesse für die Situation hat und Abhilfe schaffen wird. Ansonsten suchen wir örtliche Alternativen. Valide Optionen sind das Schloss Etterzhausen oder Schloss Spindlhof, das die Diözese Regensburg als Bildungsstätte aufgegeben hat und das nun leer steht.
Und ganz ehrlich – ich höre nicht auf, bevor es politische Konsequenzen gibt, egal ob Landrat Thomas Ebeling, Gebietsreferent Karl, Generalkonservator Pfeil oder Staatsminister Blume.

Stellungnahme des Landratsamtes Schwandorf:

Konzept eines denkmalerfahrenen Architekten notwendig!

SCHWANDORF (lz). Zur Problematik der seit Jahren stagnierenden Sanierung und Umgestaltung des Schlosses Pirkensee durch den Eigentümer Robert Gerstl hat sich die LOKAL-Redaktion mit verschiedenen Fragen auch an die Untere Denkmalschutzbehörde des Landkreises Schwandorf gewandt. Der Pressesprecher des Landratsamtes, Hans Prechtl, war für eine Stellungnahme bereit. Vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege in München war bis zum Redaktionsschluss keine Stellungnahme zu erhalten.

LOKAL: Laut aktuellen Medienberichten vermisst die Untere Denkmalschutzbehörde des Landkreises Schwandorf ein stimmigen Immissionsschutzgutachten. Was wäre dazu nötig, um diese Auflage zu erfüllen?
Hans Prechtl: Für die Baumaßnahmen an Schloss Pirkensee ist ein schlüssiges und prüfbares Immissionsschutzkonzept erforderlich, welches der Beschreibung im Bauantrag entspricht. Die beantragten Großveranstaltungen (Halloween, Silvester etc.) begegnen aufgrund des enormen Stellplatzbedarfs und der sich daraus ergebenden Forderungen Bedenken und sollten daher weiterhin separat gemäß § 47 Versammlungsstättenverordnung beantragt werden. Der Bauantrag und das Gutachten wären dahingehend zu überarbeiten.

LOKAL: Woraus sollte das von Ihnen geforderte denkmalgerechte Konzept für Schloss Pirkensee bestehen?
Prechtl: Das denkmalgerechte Konzept für das Schloss Pirkensee wäre von einem denkmalerfahrenen Architekten zu erarbeiten und mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege und der Unteren Denkmalschutzbehörde abzustimmen.

LOKAL: Was sagen Sie zu den Vorwürfen einer unnötigen Verzögerung des Projekts?
Prechtl: Bereits zu Beginn wurde dem Bauherrn mitgeteilt, dass ein denkmalerfahrener Architekt für die Planung und Betreuung des Projektes zwingend erforderlich ist. Zudem wurden immer wieder Konzepte verworfen und uneinheitliche Aussagen – zum Beispiel hinsichtlich der Anzahl der Personen bei Hochzeiten – getroffen, was das Verfahren zunehmend unübersichtlicher machte.

LOKAL: Ein Ausbau des Schlosses Pirkensee als Hotel und Tagungszentrum bzw. Veranstaltungsort wäre für die Region von großem Vorteil. Sollte dieser Aspekt bei Ihren denkmalschutzrechtlichen Bedenken nicht berücksichtigt werden?
Prechtl: Der Denkmalschutz wird durch das Bayerische Denkmalschutzgesetz geregelt. Für den Vollzug zuständig sind das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege und die Unteren Denkmalschutzbehörden. Es ist daher unerheblich, welche Nutzungen ein Denkmal erfahren soll bzw. was für die Region erforderlich wäre, sofern kein denkmalgerechtes Konzept vorliegt. Oberste Prämisse ist, dass das Denkmal nicht beeinträchtigt wird.

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