STÄDTEDREIECK/HANOI (mh/jk). Anfang September 2024 hatte der Super-Taifun „Yagi“ eine Spur der Zerstörung in Südostasien hinterlassen. Was hat das nun mit dem Städtedreieck zu tun? Lan Huong Nguyen, einst Schülerin der Realschule Burglengenfeld, organisiert in Vietnam Hilfe vor Ort. Und LOKAL-Verlegerin Julia Krempl hilft leidenschaftlich mit.
Ein Ergebnis ist das Benefiz-Konzert „Beats for Banana Island“ am Dienstag, den 8. Oktober 2024, im VAZ Burglengenfeld, bei dem Hannes Ringlstetter, Susi Raith & Die Spießer, The BKC, T.G. Copperfield, Acoustic Gravity, ReezaJam, Saitensprung, Two & A Half Beer, You & Me und Deafact auftreten. Schmarrnkerl & Funkerl begleiten durch den Abend.
Am 7. September 2024 traf „Yagi“ als Super-Taifun der Kategorie 5 mit voller Wucht auf Nordvietnam, nachdem er auf den Philippinen und im Süden Chinas ein Bild der Zerstörung hinterlassen und zahlreiche Todesopfer gefordert hatte. Großflächige Infrastrukturen, zahlreiche Gebäude und landwirtschaftliche Flächen wurden zerstört. Trotz Fortschritte Vietnams ist die Armutsquote nach wie vor sehr hoch. Dieser Sturm traf viele Menschen somit doppelt.
Abschiebung mitten in der Nacht: „Von jetzt auf gleich war Huong einfach weg!“
Wie katastrophal sich die Lage in Teilen Hanois zuspitzte, hat Julia Krempl hautnah miterlebt: Durch Fotos und Videos von ihrer ehemaligen Schulfreundin, Lan Huong Nguyen. Die Geschichte dahinter ist doppelt tragisch: Nach neun Jahren und zehn Monaten in Deutschland waren Huong und ihre Familie 1999 nach Vietnam abgeschoben worden. Sie hatten zunächst knapp vier Jahre lang in einer Asylbewerberunterkunft in Nittenau gelebt, später wohnten sie über dem Jugendzentrum in Wölland.
Huong besuchte die Grundschule in Burglengenfeld, an der Realschule lernte sie Julia Krempl kennen – der Beginn einer langjährigen Freundschaft. Bis eines Tages um 4 Uhr morgens die Polizei vor der der Tür der Familie Nguyen stand. Julia Krempl erinnert sich: „Von jetzt auf gleich war sie weg. Wir wussten von nichts und konnten uns auch nicht verabschieden. Ich werde das nie vergessen!“
Über mehr als 20 Jahre und über die Grenzen von Kontinenten hinweg hielten die Freundinnen Kontakt. Als Julia Krempl Infos über die katastrophalen Zerstörungen aus Huongs aktueller Heimat erhielt, war für sie sofort klar: „Da muss ich was tun! Ich muss Huong helfen!“ Via Instagram und Facebook startete sie kurzerhand am selben Tag eine private Spendenaktion. Sie veröffentlichte Videos aus dem Katastrophengebiet, die ihr Huong täglich zukommen ließ, um auf die schlimme Situation der Menschen und auch Tiere aufmerksam zu machen.
Huong selbst packte vor Ort parallel tatkräftig mit an: Sie half den Menschen in den überfluteten Gebieten, ihr letztes Hab und Gut aus dem Wasser zu fischen, kaufte Futter für Hunde, die sich tagelang auf Dächern befanden und festsaßen. Auch bei den Aufräumarbeiten unterstützte sie so gut es ging.
„Servus aus Vietnam“ sagt Huong in einem der Videos – damit ist klar, wo sie aufgewachsen ist. Übrigens, bayerische Bildung wirkt: Huong arbeitet in Vietnam hauptberuflich als Englischlehrerin.
Breite Welle der Unterstützung
Die Spendenaktion erzielte bereits mehr als 2.500 Euro, und zahlreiche Unterstützer, darunter ehemalige Schulfreunde und sogar Unbekannte, trugen dazu bei. „Ich bin überwältigt, wie viele Menschen diese Aktion bisher unterstützt haben. Vor allem schätze ich, welches Vertrauen mir hier entgegengebracht wird!“, freut sich Julia Krempl.
Auf den Spendenaufruf wurde auch die Musikerin Susi Raith aufmerksam: „Solltest du was auf die Beine stellen, ein Konzert oder sonst was, ich wäre dabei!“ Ein Event dieser Art hatte Julia Krempl eigentlich nicht geplant. „Ich habe mit Konzerten überhaupt keine Erfahrung, aber weil ich ja doch ein paar Leute kenne, habe ich mich getraut, direkt das Telefon in die Hand zu nehmen. Susi hilft mit, ebenso Walter Preis, Arthur Theisinger und noch viele mehr“, berichtet Julia Krempl.
Das Ergebnis ist das Benefiz-Konzert „Beats for Banana Island“ am Dienstag, den 8. Oktober 2024, im VAZ Burglengenfeld. Beginn ist um 19.30 Uhr, Einlass ab 19.00 Uhr. Was kostet das? Eine Spende auf freiwilliger Basis.
Warum heißt das Konzert „Beats for Banana Island“?
Lan Huong Nguyen ist selbst nicht vom Taifun betroffen, hat aber einen engen Bezug zu Banana Island, da sie dort ein kleines Stückchen Feld an einen Gemüsebauern verpachtet. Ein kleines grünes Paradies, gelegen an den Ufern des Roten Flusses, das allerdings auch seine Schattenseiten mit sich trägt: Größtenteils leben dort Bauern in ärmlichen Verhältnissen, die in provisorischen Bootshäusern oder Bambushütten von ihren Ernten leben, die sie auf gemietetem Ackerland anbauen. Neben ihrem Obdach hat ihnen der Taifun auch die Existenz genommen.
Keine Unterstützung der Regierung
Dass die ersten Spenden aus der Oberpfalz direkt auf Banana Island ankommen, belegen die auf Social Media geteilten Videos und Bilder. Huong verteilt persönlich zwischen 100 und 200 US-Dollar an die Menschen, was teils einen ganzen Monatslohn bedeutet. Neben ihren Existenzen müssen sie auch die Infrastruktur der Insel wieder aufbauen. Laut Informationen wird Banana Island nicht von der Regierung unterstützt.
„Die Menschen sind komplett auf sich allein gestellt. Umso wichtiger ist es, ihnen zumindest eine kleine Starthilfe zu ermöglichen!“ Wer die Aktion unterstützen möchte, kann dies durch den Konzert-besuch oder Spenden via PayPal an jkrempl@hotmail.com tun.
Weitere Infos und Updates auf https://www.instagram.com/julia.krempl
Fotos: Lan Huong Nguyen