„Innerer Markt“ in Kallmünz seit 1. Mai 2021 gesperrt

Gäste trotzdem willkommen – 200 Parkplätze außerhalb

KALLMÜNZ (lz). Am letzten Samstag war es so weit: Pünktlich zu Beginn des Wonnemonats erfolgte die Beschränkung des Verkehrs am Inneren Markt in Kallmünz, die per Beschilderung an allen Samstagen, Sonntagen und Feiertagen von 13-18 Uhr bis Ende August dieses Jahres gilt, die Anlieger sind ausgenommen.

Fotos: Markt Kallmünz

Damit ist nun endlich der Flut an Autos und Motorrädern in den Kern des malerischen Städtchens Einhalt geboten, denn sie hatte noch einmal wegen der Corona-Pandemie an Wochenenden und zu Ferienzeiten zugenommen. Zudem waren das wilde Parken auch vor den Einfahrten der Anwohner, Müll-Hinterlassenschaften und andere Ärgernisse für die Bevölkerung von Kallmünz zu einer großen Belastung geworden.

Bürgermeister Ulrich Brey zeigte sich in einer Pressemitteilung vom 28. April erleichtert, bedauerte jedoch, dass die Verzögerung der Maßnahme von zwei Wochen „sehr emotional“ von Bürger*innen in der Presse und in den sozialen Medien vorverurteilt worden sei: „Unter anderem wurde mir und teilweise der Verwaltung mangelndes Engagement, Desinteresse und Hinhaltetaktik vorgeworfen, um nur einige Aussagen zu nennen.“

Es sei mit dem bloßen Aufstellen von Verkehrszeichen nicht getan, so Brey: „Die Angelegenheit war zu wichtig, um vorschnell zu agieren. Die zur rechtlichen Umsetzung erforderlichen Abstimmungsgespräche wurden am 22. April abgeschlossen. Hierzu gilt mein Dank den beteiligten Fachstellen – dem Staatlichen Bauamt Regensburg, dem Landratsamt Regensburg und der Polizei.“
Bei diesem Termin seien die Standorte, die Wahl und die Anzahl der Verkehrszeichen sowie die Anbringung von Vorhinweisschildern fixiert worden. Brey: „Zudem musste ein Parkplatzkonzept erarbeitet und ebenfalls mit den Fachstellen abgesprochen werden. All das stellt in Zeiten der Pandemie eine besondere Herausforderung dar.“
Die Bewohner*innen von Brunngasse, Eicher Straße, Marktplatz und Vilsgasse bittet Brey um Unterstützung: „Sammeln Sie Informationen, sodass wir im Herbst Bilanz ziehen können, um die Testphase gemeinsam auszuwerten.“

„Der Innere Markt kann aufatmen!“

Die Bewohner in der Vils- und Brunngasse können nun aufatmen – darüber freut sich auch die SPD und engagierte Bürger in Kallmünz, die als erste schon 2019 einen Antrag zur Sperrung des Inneren Markts in den Gemeinderat einge-bracht hatten. Denn schon vor Corona sei die Verkehrsflut einfach nicht mehr tragbar gewesen.
„Ich bin sehr froh“, so 3. Bürgermeisterin Angela Weigert, „dass die Sperrung des inneren Marktes nun endlich vollzogen wurde. Ich erwarte mir große Er-leichterungen für die dortigen Bewohner*innen.“
Dabei sei die Sperrung kein leichtes Unterfangen gewesen. Bereits im Oktober 2019 stellten die Marktgemeinderäte von SPD und engagierten Bürgern, Angela Weigert, Rainer Hummel und Josef Wein, den Antrag, den inneren Markt zu sperren, der Antrag wurde mehrheitlich angenommen. 2020 sollte eine Testphase durchgeführt werden, doch nichts sei geschehen. „Auch ein Beschwerdebrief der Bewohner verhallte.“ Im Juli 2020 fand lediglich eine Verkehrsschau statt. Im Januar 2021 stellte die SPD nochmals einen Antrag, der dieses Mal einstimmig angenommen wurde. Vereinbart wurde, ab 15. April zu sperren. „Doch unverständlicherweise war noch eine Verkehrsschau erforderlich“, kritisiert Angela Weigert. So läuft nun die Sperrung ab Mai als Versuch bis Ende August 2021.

„Wir sind sicher,“ so Rainer Hummel und Josef Wein, „dass die Sperrung ziemliche Erleichterungen für den inneren Markt bringen wird. Wir sind aber auch sicher, dass noch nachjustiert werden muss. So zeichnet sich schon jetzt ab, dass man den Beginn der Sperrung auf 11 Uhr vorverlegen, sowie weitere Straßenzüge in die Sperrung einbeziehen sollte.“
Über 200 Parkplätze stehen außerhalb des Sperrgebietes zur Verfügung. Weitere ca. 80 Parkplätze sollen baldmöglichst an der alten Gessendorfer Straße folgen.
Einig sind sich die drei Marktgemeinderäte darin: „Wir freuen uns auf Besucher, sie sind uns herzlich willkommen. Aber wir bitten sie um Verständnis, wenn wir dafür Sorge tragen, dass die Lebens- und Wohnqualität unserer Be-wohner*innen nicht beeinträchtigt wird.“

Sperrung als „Win-win-Situation“ für Anwohner und Gäste

Die Sperrung des Inneren Markts wird auch von den Freien Wählern mitgetra-gen und wurde von diesen mitinitiiert. MdL und FW-Marktgemeinderat Tobias Gotthardt nennt sie schon nach dem ersten Wochenende sehr erfolgreich. Er äußert LOKAL gegenüber ebenfalls Unverständnis darüber, warum eineinhalb Jahre nach dem erfolgreichen Erstantrag der SPD vergehen mussten, bevor die Angelegenheit endlich angegangen worden sei. Letzten Sonntag war Gotthardt selbst unterwegs im Inneren Markt und erlebte eine eindeutige Reaktion der Anwohner*innen: „Welch eine Entlastung!“
Gotthardt zeigt sich überzeugt: „Die Sperrung wird zur Win-win-Situation für Anwohner und Gäste – gerade im coronabedingten „Jahr des Heimaturlaubs“. Angelegt ist die Sperrung bewusst als „lernendes System“. Wir haben deshalb die umliegenden Straßen und Viertel besonders im Blick. Wo immer sich Ver-kehr verschiebt, werden wir adäquat und schnell reagieren.“

Eine weitere Herausforderung sieht der FW-Gemeinderat in den Parkflächen: „Unser Ziel ist es, den Parkraum im Ortskern für Gäste gebührenpflichtig zu machen. Je näher, desto teurer – nur so halten wir unnötigen Suchverkehr von den engen Straßen unseres Marktes fern. Ich halte mit kreativen Ansätzen weitere kostenlose Parkplätze in Laufnähe zum Inneren Markt für möglich. Kallmünz steht am Beginn eines vernünftigen Verkehrskonzeptes – endlich.“

„Regnerisches Wochenende taugt nicht als Nagelprobe“

Auch die Vertreter*innen von Bündnis 90/Die Grünen im Marktgemeinderat befürworten die Sperrung des Inneren Marktes sehr. Eva Schropp sagt gegenüber LOKAL: „Es ist schön, dass jetzt die schon lange beschlossene Maßnahme umgesetzt wird. Es ist ein befristeter Probelauf, so dass man jeder Zeit nachsteuern kann. Aber schon dieser Probephase wird hoffentlich für die Anlieger eine Beruhigung bringen. Auch für unsere Gäste ist es schön, wenn sie durch eine weitgehend autofreie Zone flanieren können.“ Ruhiger sei es gewesen, sowohl am Samstag als auch am Sonntag, so war von den angesprochenen Anliegerinnen zu hören, erklärt Wigg Bäuml, der selbst in der Vilsgasse wohnt. „Dass das heutige, regnerische Wochenende nicht wirklich als Nagelprobe taugt, ist klar. Das erste sonnige Wochenende wird es zeigen.“

Trotzdem bedanken sich die Grünen bei allen Besucher*innen, die sich an die Sperre halten und draußen parken: „Sie tun sich und den Anwohnern einen großen Gefallen.“

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