KALLMÜNZ (sr). Am 3. Oktober 2024 – dem Tag der deutschen Einheit – lud der Künstler Siegfried Link zusammen mit dem Verein Kultureck e. V. Kallmünz zu einer besonderen Matinee mit Kunst, Musik und Texten ein. Die gut besuchte Veranstaltung fand im alten Rathaus statt und verstand sich als Ergänzung zur gleichnamigen Ausstellung des Künstlers, in der die Besucher mit den Exponaten und Bildern auf eine kritische und hintergründige Reise durch 75 Jahre Bundesrepublik und Grundgesetz gehen konnten.
Bernhard Hübl, 2. Bürgermeister Markt Kallmünz, betonte in seinem Grußwort das Besondere einer Matinee, die seines Wissens noch nie zuvor in Kallmünz stattgefunden hatte.
„Bildende Kunst, Musik und Texte miteinander klingen zu lassen“ – so formulierte Siegfried Link in seiner Begrüßung das Anliegen der Veranstaltung. Gemäß dem Titel der Ausstellung „Denk ich an Deutschland“ folgte ein musikalisch-literarischer Bilderbogen durch die deutsche Geschichte.
Das Ensemble „Herrengedeck mit Dame“, ein Musikquartett aus Burglengenfeld und München, spielte in der Besetzung Carolin Vogl, Gesang und Rezitation, Michael Dürr am Bass, Florian Schröter am Piano und Sebastian Karnatz, Gitarre und Gesang.
Ein spannender historischer Streifzug reflektierte die Zustände in Politik und Gesellschaft: Die Reise begann in der Spätromantik mit Heinrich Heine und seinem Wintermärchen von 1829 und setzte sich über Weimar, den Nationalsozialismus bis zur Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg fort. Die brodelnde Gesellschaft war Thema in Texten von Kurt Tucholskys „Deutschland, Deutschland“ von 1929 und Paul Celans „Todesfuge“ von 1944/45. Die Zeit der Umbrüche wurde in dem Gedicht „Über die Schwierigkeiten der Umerziehung“ im Jahre 1971 von Hans Magnus Enzensberger kommentiert, ebenso in der Rede von Willy Brandt am 10. November 1989 vor dem Rathaus Schöneberg. Globalisierung, Europäisierung und Entideologisierung thematisierte Francis Fukuyama mit „Das Ende der Geschichte“ 1989 bis 1992. Zur Sprache kam auch die Präambel der nie verabschiedeten europäischen Verfassung von 2004. Die Spannbreite der Texte umfasste die Liebe zur Heimat Deutschland, die Sorge über den Zustand der Gesellschaft und eine Betonung der Wichtigkeit von Menschlichkeit, Liebe und Gerechtigkeit.
Die geschilderten Zeitabläufe begleitete eine bestens aufeinander abgestimmte Liedauswahl mit Stücken von Hannes Wader, Rio Reiser, Hazy Osterwald, Bing Crosby, Pink Floyd, Hildegard Knef und anderen bis hin zu Beethovens Ode an die Freude.
Das Schwarz-Rot-Gold der Bundesfahne und die anderen Farben der im Bundestag sitzenden Parteien hatten Siegfried Link zu der 2003 begonnen Werksreihe inspiriert. Sie umfasst mittlerweile fast 100 Werke, von denen er die Hälfte in der Ausstellung präsentierte.