INGRID LIEZ …
In einem Aufzuchtbetrieb bei Regenstauf ist die „Vogelgrippe“ ausgebrochen. Rund 60.000 Hühner wurden daraufhin getötet. Warum, so fragen sich Tierfreunde, kann nicht VORHER dafür gesorgt werden, dass es erst gar nicht so weit kommt?
Laut dem Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit ist der aktuelle „Vogelgrippe“-Ausbruch die bisher schlimmste Geflügelpest-Epidemie, heißt es in einer Presseinformation der Organisation PETA. Dass die Krankheit in einem Betrieb der Brüterei Süd Weser Ems GmbH & Co. KG ausgebrochen ist, wurde durch eigene Untersuchungen dort festgestellt.
Googelt man „Brüterei Süd“, zu der der Regenstaufer Betrieb gehört, landet man bei Wiesenhof, einem der größten Geflügel-Produzenten in Europa. Auf seiner Website wird für Qualität der kurzen Wege, für eine Herkunftsgarantie, Frische und Sicherheit aller Geflügel-Produkte geworben. Auch in Regenstauf werden demnach Schlagworte wie Verantwortung für Mensch, Tier, Umwelt sowie Nachhaltigkeit großgeschrieben. Bei der Bodenhaltung in den Wiesenhof-Betrieben werde auch die gesetzlich vorgeschriebene Besatzdichte für Hähnchen, Pute oder Ente strikt eingehalten.
„Hierbei planen wir die Besatzdichte so, dass auch in der Endphase der Aufzucht das vorgeschriebene maximale Gewicht pro m² nicht überschritten wird. Putenhennen werden bei bis zu 52 kg/m² und Putenhähne bei bis zu 58 kg/m² gehalten.“
Den Laien überrascht, dass dabei insgesamt über 12 weibliche Puten (à 4 kg Gewicht) bzw. 6-7 männliche Puter (ab 9 kg Gewicht) auf einem Quadratmeter gehalten werden können – ziemlich eng also.
Woher kommt es, dass die „Geflügelpest“ in den letzten Jahrzehnten auch immer wieder innerhalb der Tierindustrie entsteht und nicht etwa in freier Wildbahn? „Die tierhaltende Landwirtschaft birgt eine große Gefahr“, so Scarlett Treml, Agrarwissenschaftlerin und PETA-Fachreferentin für Tiere in der Ernährungsindustrie. „Hunderte oder sogar Zehntausende Tiere werden in Ställen und Agraranlagen zusammengepfercht, häufig umgeben von ihren eigenen Ausscheidungen. Diese unhygienischen Bedingungen sowie der immense Stress für die Tiere erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass potenziell tödliche Krankheitserreger entstehen, mutieren und sich ausbreiten können.“
Kommt es zu einer Infektion, werden alle Vögel in einem Betrieb – und teilweise darüber hinaus in einem bestimmten Umkreis – getötet.
Dies habe rein wirtschaftliche Gründe: Es soll verhindern, dass sich auch Tiere anderer Betriebe infizieren, was durch Kosten für Hygienemaßnahmen oder die Tötung Gewinneinbußen bedeuten würde.
Generell gefragt: Warum aber müssen so viele Tiere auf engem Raum gehalten werden? Natürlich damit es sich wirtschaftlich lohnt, und es lohnt sich auch dann, wenn die Bevölkerung möglichst viel Fleisch isst. Weltweit steigt momentan sogar die Nachfrage nach tierischen Produkten. Besonders die Werbung trägt zu der Annahme bei, dass man auf Fleisch- und tierische Produkte nicht ohne gesundheitliche Einbußen verzichten könne – dabei gibt es mittlerweile unzählige alternative Protein- und Vitaminquellen auf fleischloser Basis. „Wer das System nicht länger unterstützen möchte, lebt vegan“, sagt auch Scarlett Treml.
Ende Mai appellierte PETA offiziell an die Landrätin des Landkreises Regensburg, Tanja Schweiger, den veganen Ökolandbau im Landkreis und darüber hinaus voranzutreiben und Betriebe zu unterstützen, die aus der landwirtschaftlichen Tierhaltung aussteigen wollen.
Zudem forderte die Tierrechtsorganisation auch das Amt für Veterinärwesen im Landkreis Regensburg auf, sich bei übergeordneten Ebenen für einen anderen Umgang mit Tierseuchen einzusetzen: Die Verantwortlichen in betroffenen Betrieben sowie in Wildtierauffangstationen müssten die Pflicht haben, die Tiere zu isolieren und zu behandeln, statt sie direkt zu töten.