„Aachener Hobbit-Power gegen fränkische Urgewalt“

INGRID LIEZ …

Die sogenannte K-Frage erhitzt wieder die Gemüter in Deutschland. Zumindest die „Heute-Show“ (siehe Titel) schlägt sich eher auf die Seite des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder, denn Witze kann man offenbar mehr über Armin Laschet machen. Ob das gerecht ist? Ist es nicht kurzsichtig von der Bundes-CDU, sich (fast) geschlossen hinter den Mann aus Nordrhein-Westfalen zu stellen, obwohl die Umfragen eine andere Sprache sprechen? Statistisch fest steht, dass sich mehr Anhänger der Union deutschlandweit eher den Bayern als Bundeskanzler vorstellen können als den in Aachen beheimateten Laschet. Was hat zu dieser Einstellung geführt?

Markus Söder, geboren 1967, präsentiert sich gerne als den starken Mann aus Bayern. Er führt sein Bundesland mit fester Hand durch die Pandemie – niedriger als anderswo sind die Zahlen trotzdem nicht. Söder entstammt einer konservativ-evangelisch geprägten Nürnberger Handwerkerfamilie. Er studierte Rechtswissenschaft. Politisch aktiv seit 1983, ist er seit 1994 für den Stimmkreis Nürnberg-West im Bayerischen Landtag. Bayerischer Ministerpräsident wurde er – nach einem Machtkampf mit Horst Seehofer – 2018. Außerdem ist er bundesvorsitzender der CSU. Dies sind nur wenige Stationen seiner politischen Karriere.

Armin Laschet, Jahrgang 1961, kommt aus einer römisch-katholisch geprägten Mittelschichtfamilie, er ist der Kirche eng verbunden. Er studierte Rechts- und Staatswissenschaften und war als freier Journalist u. a. für das bayerische Fernsehen tätig. Einige Jahre leitete er die Kirchen Zeitung Aachen als Chefredakteur. 1989 wurde er CDU-Stadtrat in Aachen, 2010 Landtagsabgeordneter.

2012 erhielt er den Vorsitz der CDU in Nordrhein-Westfalen, 2017 wurde er Ministerpräsident, vor Kurzem CDU-Bundesvorsitzender. Innerhalb der CDU gilt Laschet als liberal-gemäßigt und christlich. Im Hinblick auf die Aufklärung von Fällen sexualisierter Gewalt in der katholischen Kirche ist er überzeugt, dass diese Vorfälle innerkirchlich geklärt werden müssen, 2019 lobte er die Kirche für ihre Aufklärungsarbeit.
In der Corona-Pandemie scheint die Haltung Laschets nicht festgeschrieben zu sein. Im ersten Lockdown plädierte er zunächst für rasche Lockerungen der Maßnahmen, blieb aber nicht bei dieser Haltung. Seine Idee eines „Brücken-Lockdowns“ erscheint jetzt als ein etwas hilfloser Versuch der Demonstration von Konsequenz, ohne die Wirtschaft weiter zu verschrecken.

Man bekommt den Eindruck, dass Laschet mit aller Macht Stärke zeigen will, doch es gelingt nicht oft, wie etwa sein Auftritt in der Sendung von Markus Lanz am 30. 3. 21 im ZDF zeigt.

Markus Söder verfolgt für Bayern in der Pandemie einen strengen Kurs – bis hin zu Ausgangsbeschränkungen. Von anderen Ministerpräsidenten muss er sich aktuell den Vorwurf gefallen lassen, als Leiter der Konferenz keine einheitliche Linie zu organisieren.

Die Zeitung „Heilbronner Stimme“ kommentiert, dass Söder ein „machtbewusster Taktiker“ sei. Er habe – auch durch zahlreiche Unterstützer in der CDU – die besseren Karten für die Kanzlerkandidatur. Laschet habe hingegen durch „seine zahlreichen Wendungen in der Pandemie viel Vertrauen verspielt“. Doch auch wenn sich die regionale Berliner CDU hinter CSU-Chef Söder stellt: Laschet könne mit „geschlossener Rückendeckung“ durch seine Partei rechnen, so schreibt t-online am 12. April 2021.

Die Tagesschau am 12. April vermeldet, dass Laschet nach eigenen Worten sich nicht um Umfragen kümmern will und Söder es für ein Zeichen von mehr Demokratie hält, wenn man abwartet, was andere CDU-Organe wie die Bundestagsfraktion zur K-Frage sagen, statt sich gleich, wie Präsidium und Bundesvorstand, für den Aachener auszusprechen.

Doch welcher Kandidat ist wahltaktisch besser? Haben beide gegen die Kandidaten von SPD und Grünen die gleichen Erfolgsaussichten?
Da sollten die Umfragen unter den Wähler/innen wohl doch eine Rolle spielen, denn der deutsche Durchschnittsbürger traut als Unionswähler eher dem Bayern zu, das Land sicher und aus der Pandemie zu führen. Sollte Laschet zur Wahl antreten, dann erlebt die CDU/CSU vielleicht ein Grünes Erwachen.