Sein Lächeln kommt jedem Vorurteil zuvor
„Fix is des wieder hoaß heid!“ – solche oder ähnliche Sätze hört man schon mal von Alabas Malek. Er kam vor neun Jahren von Syrien nach Deutschland. Seit 2018 lebt er in Kallmünz und genauso lange kenne ich ihn auch schon – als außergewöhnlich offenen, immer gut gelaunten Menschen. Und als den wohl einzigen Syrer, der nicht nur Deutsch, sondern auch Bayrisch auf B1-Niveau spricht.
Aber eins nach dem anderen: Alabas war 26, als er 2015 seine Frau und seine zwei Kinder in Syrien zurückließ. Die Familie lebte in einer Kleinstadt bei Damaskus, die vergleichsweise sicher war, da sie von Militärstützpunkten umgeben war. Trotzdem drohte ihm der Einzug in die Armee. Auch die gefürchtete Kripo war bereits bei ihm zu Hause gewesen, hatte ihn und die Männer aus der Nachbarschaft aus den Häusern gesprengt und angeschrien, um sie einzuschüchtern und Gegner des Assad-Regimes ausfindig zu machen. Spätestens nach diesem Vorfall wusste er: Es war höchste Zeit für ihn, das Land zu verlassen.
Zusammen mit seinem Cousin reiste er in den Libanon und arbeitete dort im Betonbau. Zuerst wollten die beiden im Libanon bleiben und ihre Familien nachholen. Nach sechs Monaten machten sie sich aber schließlich doch auf den Weg nach Europa. Ihr Ziel: Deutschland. Sie wussten, dass vieles ungewiss war: Ob sie es über das Mittelmeer schaffen würden, wann sie ihre Familien wiedersehen würden und ob Deutschland überhaupt die richtige Wahl war. „Es war wie ein Roulettespiel“, so Alabas.
Vom Libanon flogen die beiden Männer in die Türkei. Von dort aus mussten sie über das Mittelmeer nach Griechenland. Erst beim vierten Anlauf klappte dieses Unterfangen. Einmal wurden sie von den Schleppern versetzt, zweimal von der Küstenwache wieder zurückgebracht.
Ab Griechenland lief dann alles wie geschmiert. „Wir wurden auf Händen bis Deutschland getragen“, beschreibt Alabas die damalige Situation entlang der Balkanroute. Das sei inzwischen nicht mehr so, weiß er von anderen Syrern in Deutschland. Auch sei die Flucht inzwischen deutlich teurer.
In seinem ersten Jahr in Deutschland war Alabas in verschiedenen Sammelunterkünften in Bayern untergebracht. Mit ehrenamtlichen Helfern versuchte er bereits, bevor er einen Platz in einem Sprachkurs bekam, Deutsch zu lernen. Nachdem er dann einen offiziellen Sprachkurs abgeschlossen und die B1-Prüfung bestanden hatte, bewarb er sich um Stellen in der Baubranche. Er hatte Glück und bekam schnell eine Zusage von dem Kallmünzer Bauunternehmen Küffner. Dort ging das Lernen weiter. Er war hochmotiviert, sich alles anzueignen. „Man kann alles schaffen, wenn man nur will!“ – so lautet seine Lebensphilosophie. Er belegte Kran-, Bagger- und Vorarbeiterkurse und wurde zu einem wichtigen Mitarbeiter für die Firma – und ist es bis heute.
Was Alabas auch unbedingt schaffen wollte: Bayrisch lernen. Die spaßeshalber dahingesagte Aufforderung seines Chefs, den hiesigen Dialekt zu erlernen, nahm er ziemlich ernst. Er fragte seine Kollegen auf der Baustelle regelmäßig, was Wörter auf Bayrisch bedeuteten und inzwischen versteht und spricht er unseren Dialekt fließend: Von „Basst scho“ über „Is doch wurscht“ bis hin zu „fralle“ kann man Alabas mit keiner noch so urbayrischen Redewendung in Verlegenheit bringen. Nur wann man „agratt“ und wann „ausgerechnet“ verwendet, hat er noch nicht ganz verstanden.
Seine Familie durfte 2019 nachziehen. Seine jüngste Tochter erkannte ihn gar nicht mehr wieder und dachte, er sei ihr Onkel aus Syrien, dem Alabas ähnlich sah. Die Vorarbeit, die Alabas mit seiner Integration bereits für die Familie geleistet hatte, war nun viel wert. Er machte den Führerschein, kaufte ein Auto und bekam die deutsche Staatsbürgerschaft. Dadurch erhielten auch seine Kinder den deutschen Pass.
Inzwischen ist er von seiner Frau getrennt und mit einer Kallmünzerin liiert. Im letzten Jahr hat ihn sein Privatleben ganz schön herausgefordert, aber das hat ihm seinen Optimismus, seine Offenheit und seine immerzu freundliche Art nicht genommen. „Du bist ja total integriert!“, bekommt er immer wieder zu hören, wenn er neue Leute kennenlernt. Und genau so fühlt er sich auch.