Alles Politik: „Den Kaiser von China bei Laune halten“

INGRID LIEZ …

Das neuartige Coronavirus „2019nCoV“ treibt die Menschen auf der ganzen Welt um. Immer mehr Infizierte, Kranke und Todesfälle gibt es besonders in China, aber eigentlich bereits auf der ganzen Welt. Zum jetzigen Zeitpunkt (5. Februar 2020) gibt es in Deutschland 12 offiziell gemeldete Fälle. Mal ehrlich: Muss ich mir Sorgen machen?

Auffällig ist, dass die Nachrichten sehr widersprüchlich sind. In ganz China geht ohne strenge Gesundheitskontrollen nichts mehr. Offenbar hat Regierungschef Xi Jinping die Lage voll im Griff, was in einer Diktatur sicherlich einfacher ist. „China will nicht als Aussätziger dastehen und besteht darauf, sein Gesicht zu wahren“, schreibt Florian Harms in seiner Kolumne am 5. Februar 2020 auf t-online.de. Daher sei man dort auch pikiert, weil die USA „die Schlagbäume heruntergelassen haben“.

„Reine Panikmache“ sei das, höre man aus China. Und weil Herr Xi so empfindlich ist, gehe man mit ihm von Seiten der Weltgesundheitsorganisation WHO um „wie mit einem rohen Ei“: „Da wurde gelobt, beschwichtigt und konsultiert, bevor man sich traute, den internationalen Gesundheitsnotstand auszurufen“.

Na klar: Alles ist verflochten mit wirtschaftlichen Interessen. Dazu passt, dass die deutsche Regierung ebenfalls immer wieder davon spricht, dass alles unter Kontrolle ist, man genügend Vorsichtsmaßnahmen getroffen hat. Die sogenannten Main-Stream-Medien blasen ins gleiche Horn.

Hört man jedoch genau hin und schaut in die Gesichter der Reporter vor Ort, kann man merken, dass eben doch nicht alles in Ordnung ist. Inoffizielle ehrliche Informationskanäle, die es heraus aus China schaffen, sind selten. Man findet im Netz Youtuber, die über die Lage in der Region Hubei berichten: Da fühlen sich die Bürger von ihrer Regierung verlassen. Da werden Leute mit Gewalt aus ihren Häusern gezerrt, Leichen in Säcken aus Privatwohnungen getragen und in LKWs gestapelt. Das dick vermummte Krankenhauspersonal ist überfordert, eine Schwester bekommt im Pausenraum einen Schreikrampf. Leute fallen auf der Straße einfach um.

Weinende Youtuber, die zuvor von großem Chaos und dem Mangel an Hilfsmaterial berichten, verabschieden sich von ihren Followern, weil sie Angst vor der Verhaftung haben. Vielleicht sind hier wirklich Fake News darunter, so genau kann man das nicht wissen. Jeder sollte sich da selbst ein Bild machen, aber kritisch: Zum Beispiel bei den Kanälen The Newsmonger Wuhan, Asian in Europe, Asian Boss, Pina Spider, auch in Re-Uploads von Statements von Bürgern aus Wuhan.

Die Isolierung weiterer Staaten ist als Maßnahme zur Eindämmung jedenfalls umstritten, so Harms. Das Virus lasse sich so nicht stoppen und der enorme Schaden durch unterbrochenen Handel stünde einem geringen Nutzen gegenüber. „Wenn Menschen auf offiziellem Weg nicht reisen können, finden sie inoffizielle Wege“, so äußerte sich WHO-Sprecher Lindmeier im NDR. In der Tat, selbst mir ist ein Beispiel aus Hessen bekannt.

Ein Ehepaar aus der Region Rhein-Main (der Wohnort ist der LOKAL-Redaktion bekannt) wollte Anfang Januar 2020 seinen Urlaub nicht absagen und flog nach Peking. Da die Lufthansa inzwischen alle Flüge von und nach China gestoppt hatte, versuchte das Ehepaar später auf anderem Wege wieder nach Hause zu kommen.

Dies gelang ihm auch – mit einem Flug in die Türkei, von dort aus mit einer anderen Maschine nach Deutschland, und das ohne jede Gesundheitskontrolle. Arbeitskollegen haben durchgesetzt, dass die beiden noch 14 Tage zu Hause bleiben, zumal die Frau in einem öffentlichen Amt arbeitet.

Ein Einzelfall? Wohl kaum. Hier war das Risiko einer Ansteckung sicherlich gering – in anderen Fällen mag das nicht so sein. Muss ich mir also Sorgen machen? Ich glaube schon. Wir sollten trotzdem ruhig bleiben. Denn wir leben nun mal in einer unsicheren Welt.

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