„Aufgeheizt!“

INGRID LIEZ …

Ratlos stand ich vor Kurzem im Keller vor meiner Gasheizung. Das gute alte Ding von Mitte der 90er Jahre ist zwar ordentlich verstaubt und man muss viel zu oft Wasser nachfüllen, aber ansonsten tut sie brav ihre Pflicht: Wie soll es aber weitergehen mit ihr?

Während ich also dastehe, sehe ich unzählige andere Öl- und Gasheizungsbesitzerinnen und -besitzer in ihren Kellern stehen und dasselbe denken. Mit Sorgenfalten auf der Stirn hören wir von der sogenannten Energiewende, und angesichts der Gaskosten bricht uns trotz „Gaspreisbremse“ immer noch der kalte Schweiß aus. Also mal ehrlich: Wie soll in Zukunft geheizt werden, welches System ist das klimafreundlichste und vor allem, welches können wir bezahlen? Und welches wird von der Regierung gefördert? Fragen über Fragen.

Fakt ist, dass ab 2024 der Einbau neuer Öl- und Gasheizungen verboten ist – allein das ist schon für viele Hausbesitzer und solche, die es in diesen Tagen werden, eine Katastrophe, denn viele Planungen sind mit diesem neuen Gesetzentwurf über den Haufen geschmissen worden. Dabei wollte Wirtschaftsminister Habeck sogar noch gar nicht damit herausrücken: Der Entwurf sei vorab an eine große Tageszeitung geleakt worden.

Die Sendung „quer“ des Bayerischen Rundfunks vom 31. März 2023 berichtet von Hausbesitzern, die jetzt noch schnell auf fossile Energieträger setzen und eine neue Öl- oder Gasheizung kaufen – für rund 15.000 €. Warum das?

Deutschland sei einfach zu klein, als dass es weltweit mit seinen jetzt so rigorosen Umrüstungsvorschriften überhaupt klimatechnisch einen Effekt hervorrufen könne, ist neben dem Preis eins der Argumente. Dabei gehört unser Land jedoch zu den zehn größten globalen Dreckschleudern.
Claudia Kemfert vom Institut für Wirtschaftsförderung sagt dazu im quer-Interview: „Man kann sich heute gar nicht vorstellen, was Öl und Gas in 20 Jahren kosten werden!“ Langfristig lohnten sich also diese Energieträger nicht mehr. Außerdem werden Öl und Gasheizungen ab 2045 ganz verboten – und dann? Die Ampelregierung betont die „Technologieoffenheit“. Doch ob Fernwärme, Biomasse, Pelletsofen oder Photovoltaik: Was in Zukunft gefördert wird, ist noch unklar. Das Einzige, was die Regierung momentan fördert, sind Sorgen und Unsicherheit.

Sicherlich wird die Industrie auch weiterhin fossile Energieträger nutzen dürfen – wozu werden denn enorme LNG-Terminals gebaut? Die Energiewende soll wohl rein in den privaten Haushalten stattfinden, sollen doch auch in den nächsten Jahren bis zu 500.000 Wärmepumpen in Deutschland verbaut werden. Toll! Der Einbau kostet bis zu 70.000 Euro.

Heizungsexperten erklären, dass die ganze Wärmewende mit „mehr Hirn“ vorangetrieben werden solle und nicht kopflos. Denn noch verfügen Wärmepumpen neben den hohen Preisen über viel zu lange Lieferzeiten. Und wie der Strombedarf dafür abgedeckt werden soll, ist auch noch fraglich. Die letzten AKWs werden ja in diesen Tagen endgültig abgeschaltet. Wie soll das Stromnetz die Zusatzanforderung stemmen – ohne Frequenzschwankungen und Blackouts? Dazu gibt es gibt ja noch nicht einmal genügend Aufladeterminals für die vielen zukünftigen E-Autos!

Meine alte Gasheizung muss es auf jeden Fall noch ein paar Jährchen machen. Gut, dass ich parallel noch mit Holz heizen kann – doch halt: Auch für Feuerstätten, Kohle- oder Kachelöfen gelten mittlerweile strengste Bedingungen. Um Grenzwerte einzuhalten, müssen Feinstaubfilter eingebaut werden. Die Vorschriften sind kompliziert, aber nicht alle Feuerungsanlagen sind betroffen: Ausnahmen gibt es für „Einzelraumfeuerungsanlagen, die vor 1950 errichtet wurden und allein der Wärmeversorgung dienen“, heißt es in der neuen Kaminofenverordnung. Auch mit Schamottsteinen gemauerte Grundöfen sind nicht betroffen – da habe ich wohl nochmal Glück gehabt. Jetzt muss nur noch mein Rücken beim Holzschleppen mitmachen.

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