Die Phlegräischen Felder: Ein Tanz auf dem Vulkan

INGRID LIEZ …

In diesen Tagen wird in den Medien nicht nur vom Ausbruch des sizilianischen Vulkans Ätna berichtet, sondern auch von einem bevorstehenden Ausbruch auf Island: Eine ganze Kleinstadt musste evakuiert werden, weil sich unter ihr im Erdboden ein kilometerlanger Magmatunnel hinzieht.

Wenig die Rede ist hingegen von einer weiteren, für Europa weitaus größeren Gefahr: Den sogenannten Phlegräischen Feldern in Süditalien, westlich des Vesuv in der Region Kampanien, ein etwa 150 Quadratkilometer großes Gebiet mit Teilen der Stadt Neapel. Dort leben etwa 350.000 Menschen.

Vor 40.000 Jahren entstand bei einem gigantischen Ausbruch die jetzige riesige Caldera, der Vulkankrater, den man heute noch anhand von Satellitenbildern identifizieren kann. Vor 29.000 Jahren gab es einen weiteren, weniger großen Ausbruch, dessen Ablagerungen in einem Gebiet von 150.000 qkm. nachweisbar sind.

Der letzte große Ausbruch fand 1538 statt und dauerte acht Tage. Das Ausmaß war allerdings viel geringer als der Ausbruch zu Beginn der Menschheitsgeschichte, welcher unter anderem auch zum Aussterben der Gattung Neandertaler geführt haben soll. Jetzt könnte ein weiterer großer Ausbruch bevorstehen, so stellten Vulkanologen fest.

Eine riesige Magmablase in nur 2000 m Tiefe hebt und senkt sich mit der Erdaktivität, jetzt hat sie das ganze Land rund um die Bucht nach oben gedrückt, Teile des Hafens von Pozzuoli sind schon trockengefallen. Jeden Tag geschehen verschieden starke Erdbeben, Häuser und Straßen bekommen Risse. Im September 2023 wurden 1100 Erdstöße registriert, am 2. Oktober 2023 ein Erdbeben der Stärke 4.

„Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die Erdkruste unter dem Druck bricht“, sagen Forscher. Eine gewaltige Eruption sei eine Möglichkeit von mehreren Szenarien, heißt es in der ARD-Sendung „Weltspiegel“ vom Oktober. Es könne auch zu einem starken Erdbeben kommen – oder der Vulkan beruhigt sich wieder. Schweizer Forscher fanden allerdings schon 2018 Hinweise, dass der nächste ein großer, Caldera-bildender Ausbruch werden könnte – also ein katastrophales Großereignis.

Am 1. November hat die italienische Regierung eine Notverordnung erlassen. Der italienische Zivilschutz müsse besser auf eine schnelle Veränderung der Gefahrenstufe vorbereitet sein, sowie auf die Möglichkeit, 500.000 Menschen evakuieren zu müssen. Auch wird überlegt, den Alarm in der Region von der Stufe „Gelb“ auf „Orange“ zu erhöhen.

Noch zögern die Verantwortlichen. Man befürchtet Chaos und Massenpanik. Aber mal ehrlich: Wie kann es sein, dass noch nichts Konkretes unternommen wird?! Der Zeitpunkt des überfälligen Vulkanausbruchs steht nicht fest, es könnte in Wochen sein oder doch erst in Monaten. Und doch müsste man alles für eine Massenevakuierung vorbereiten und die Menschen ehrlich informieren.

Ebenso berichten die Mainstream-Medien nicht gerne über die wissenschaftlich untermauerten Fakten, dass die Folgen eines großen Ausbruchs der Campi Flegrei für ganz Europa, ja global, unabsehbare Folgen hätten. In einem Umkreis von 1000 Kilometern – in Deutschland also etwa bis Hamburg – ginge womöglich ein zerstörerischer Ascheregen nieder. Der Staub hielte sich jahrelang in den oberen Schichten der Atmosphäre, würde Sonnenlicht abhalten und damit einen mehrjährigen Winter heraufbeschwören.

Als im Jahre 1815 der Vulkan Tambora in Indonesien ausbrach, war das auf der ganzen Welt schon einmal der Fall, in Deutschland kam es aufgrund ausfallender Ernten im „Jahr ohne Sommer“ zu einer schlimmen Hungersnot. Und dieser Vulkan war weit weg!

Wenn der Wind zum Zeitpunkt des Ausbruchs der Phlegräischen Felder allerdings aus Südwesten käme, würde die Hauptlast von Staub und Asche in Richtung Osteuropa transportiert werden – eine Tragödie für die dortige Bevölkerung.

Wir können nur hoffen, dass sich die Magmablase unter Neapel wieder beruhigt. In den Medien müsste jedoch in ganz Europa endlich – egal ob Panik, Börsencrashs und Geldverluste – Tacheles geredet und die Menschen vernünftig informiert werden.

Wie immer spielt die Menschheit für kurzfristige Ziele auf Zeit, um dann der Katastrophe unvorbereitet gegenüberzustehen.

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