INGRIED LIEZ…
Am 8. Mai 2025 jährte sich das Ende des Zweiten Weltkriegs zum 80. Mal. Dieser Krieg hat mehr als 60 Millionen Tote weltweit gefordert und verheerende Zerstörungen verursacht. Eine heute noch sichtbare Folge sind Tausende von Kriegsgräberstätten nicht nur in Deutschland. In diesen Tagen finden dort und an vielen anderen Orten wie zum Beispiel den ehemaligen Nazi-Konzentrationslagern viele Gedenkveranstaltungen für die systematisch Ermordeten oder die toten Soldaten statt. Diejenigen Menschen, die den Krieg noch selbst bewusst erlebt und überlebt haben, sind nach 80 Jahren fast alle gestorben. Ihre Nachkommen leiden zum Teil bis heute an den Spätfolgen, wie vererbten Traumata in den Familien.
„80 Jahre nach Kriegsende nehmen das Wissen über den Zweiten Weltkrieg, den Nationalsozialismus und die Shoah ab,“ sagt Thomas Kutschaty, MdL, der Vorsitzende des Landesverbandes Nordrhein-Westfalen des Volksbundes. „Aktuelle Entwicklungen in der Welt zeigen, wie wichtig es ist, sich mit der Geschichte der Weltkriege und ihren Folgen auseinanderzusetzen.“ (www.volksbund.de).
Erinnerungskultur – ja, auf jeden Fall! Und doch nehmen heutzutage eine gewisse „Erinnerungsmüdigkeit“ oder Genervtheit darüber zu, wie etwa die aktuelle SINUS-Studie in Zusammenarbeit mit YouGov zeigt: Die Erinnerungskultur stehe mittlerweile in den Augen der Deutschen direkt zwischen Ermüdung und Demokratiestärkung. „Die Auseinandersetzung mit Deutschlands Rolle im Zweiten Weltkrieg polarisiert. Ein Drittel der Befragten (34 %) findet, dass hierzulande zu viel darüber gesprochen wird.“ Allerdings seien 50% der Befragten der Ansicht, dass es nie einen „Schlussstrich“ geben dürfe und die Erinnerung wachgehalten werden müsse.
Heutzutage ist es gottlob üblich, dass das Thema Nationalsozialismus, Konzentrationslager und Zweiter Weltkrieg in den Schulen eingehend besprochen wird. In vielen Gymnasien geht eine Kursfahrt im Laufe der Oberstufe nach Ausschwitz oder Dachau. Bereits in der Mittelstufe ist an vielen hessischen Schulen die Teilnahme an einer Fahrt zur Gedenkstätte in Hadamar verpflichtend. Dort wird – in den Gebäuden der früheren Tötungsanstalt – den Opfern der nationalsozialistischen „Euthanasie“ gedacht und über die Schrecken, die diese erleben mussten, informiert: Es wurden dort fast 15.000 psychisch Kranke und Menschen mit Behinderung, Alte, Junge, Männer, Frauen und Kinder aus Deutschland und vielen Ländern Europas ermordet (www.gedenkstaette-hadamar.de).
So haben sich auch meine beiden Kinder eingehend mit der Thematik beschäftigt und wir haben zu Hause viel darüber gesprochen. Die Schrecken des Zweiten Weltkriegs und des Nationalsozialismus zu vergessen – das ist keine Option! „Nie wieder!“ – das muss hier die Devise bleiben. Solange wir uns an die Schrecken erinnern, desto mehr wird garantiert, dass es eines Tages nicht zu einer Wiederholung kommt.
Woher jedoch konkret eine aktuelle Gefahr für die Demokratie in Deutschland rührt, an dieser Frage scheiden sich mittlerweile die Geister: Laut der SINUS-Studie sehen zwei Drittel der Befragten die Gefahr von „rechts“ kommen, etwa eine Hälfte sieht sie von „links“ drohen. Statt sich gegenseitig undemokratisch (!) zu beschimpfen und die Spaltung in gegensätzliche Lager voranzutreiben wäre es doch sinnvoller, gemeinsam weiter an der Demokratie zu arbeiten! In dieser Rechts-Links-Spaltung (besonders SPD-Linke-Grünen- gegen AFD-Wähler) steckt besonders viel Sprengstoff. Im Sinne der „Brandmauer“ hält die Union vermehrt zum linken Lager, sollte sie doch aber vielmehr die gemäßigte Mitte vertreten.
In diesem Zusammenhang sehe ich ebenso die von Friedrich Merz befürwortete Taurus-Lieferung an die Ukraine als einen schweren Fehler, der uns wieder ein Stück näher an den Rand eines weiteren großen Krieges treibt. Absolut beängstigend! Im Moment scheint eine Lösung für den Ukraine-Konflikt und der Frieden dort in weiter Ferne. Unsere Erinnerung an frühere Kriegsgräuel wird den russischen Expansionsdrang nicht stoppen. Doch sie kann die westlichen Staaten stärken, die Lösung in Verhandlungen zu suchen. Fehlt nur, dass ein bestimmter machtbesessener Russe zustimmt.