Gegen Benachteiligung helfen keine Pillen!

INGRID LIEZ …

Besonders die Älteren unter uns kennen mit Sicherheit den Streifen „Philadelphia“ – mit Tom Hanks und Denzel Washington von 1993 über einen an Aids erkrankten jungen Mann. Damals kam diese Diagnose noch einem Todesurteil gleich.

In den ersten Jahren, nachdem das Aids-Virus erstmals definiert wurde (1981), entstanden unzählige Vorurteile über diese Krankheit. Sie wurde zum Beispiel fälschlicherweise als „Schwulenkrankheit“ bezeichnet, da es in erster Linie angeblich homosexuelle Menschen – und auch Drogenabhängige – seien, die davon befallen waren.

Die erste nachgewiesene Dokumentation zu einer HIV-Infektion stammt aus dem Jahr 1959. 1981 beschrieb das US-Center for Desease-Control die Krankheit erstmalig als lebensbedrohliche Immunschwäche (Acquired Immune Deficiency Syndrome), mit schweren Störungen der Immunabwehr. Dabei steht HIV für „Humanes Immundefizienz-Virus“ und bezeichnet den Erreger selbst, während das Wort „Aids“ das Endstadium der Infektion bedeutet.

Aids und HIV gingen um die Welt. Die ersten wirksamen Medikamente gibt es seit 1994/95 mit der sogenannten HAART-Therapie (Highly Active Antiretroviral Therapy). Damit wurde Aids zu einer chronisch gut behandelbaren Erkrankung. Heute leben weltweit etwa 40 Mio. Menschen mit HIV. Etwa drei Viertel von ihnen erhalten Medikamente, ein Viertel nicht. Seit Beginn der Epidemie sind 42 Mio. Menschen gestorben, 2023 waren es 630.000.

Am stärksten betroffen ist die Region Südafrika (Quelle: UNAIDS). In Deutschland leben rund 96.700 Menschen mit HIV, 2023 haben sich 2.200 neu infiziert. Geschätzt 8.200 Menschen hierzulande wissen nichts von ihrer Infektion und erhalten deshalb auch keine Behandlung.

Seit 1988 gibt es den „Welt-Aids-Tag“ am 1. Dezember, der von UNAIDS, einer Organisatin der UN, veranstaltet wird. Hier geht es in vielen Kampagnen um Solidarität mit den an HIV Erkrankten. Viele Infos dazu gibt es auf der Seite www.welt-aids-tag.de.

Heutzutage können HIV-positive Menschen bei rechtzeitiger Behandlung ganz normal leben und haben eine normale Lebenserwartung. Immer noch müssen sie jedoch mit sozialen Benachteiligungen rechnen. So gehören Diskriminierung und Angst für viele zum Alltag, so wie die Frage, wem sie von ihrer Infektion erzählen sollen oder nicht. Sie bekommen zum Beispiel keinen Termin beim Zahnarzt oder in Arztpraxen generell nur den letzten Termin am Tag, weil das Personal meint, es müssten besondere Reinigungsmaßnahmen folgen. Oder es wird bei einem Krankenhausaufenthalt eine eigene Toilette zugewiesen. In diesem Zusammenhang stimmt ebenso die Einführung der elektronischen Patientenakte ePA ab 15. 1. 2025 bedenklich.

Gründe für Diskriminierung sind immer noch unbegründete Ängste vor einer HIV-Übertragung, „oft aber auch moralische Vorbehalte, da HIV mit Homosexualität, negativ bewertetem Sexualverhalten und Drogenkonsum in Verbindung gebracht wird. Menschen mit HIV erleben immer wieder Schuldzuweisungen und Abwertung, auch im Familien- und Freund/innenkreis“, heißt es auf www.welt-aids-tag.de.

Und dies alles, obwohl man seit den 80er Jahren immer wieder über Aids aufgeklärt hat: Das Virus wird NUR übertragen, wenn „eine ausreichende Menge an Viren in den Körper gelangt“ – über Schleimhäute mit Zellen, die HIV aufnehmen und abgeben können (z. B. Enddarm, Geschlechtsorgane bei Mann und Frau), über offene Hautstellen (z. B. Herpesgeschwüre) oder direkt ins Blut (z. B. beim Injizieren von Drogen). Sehr hoch sei die HIV-Menge bei nicht behandelten Menschen im Blut oder im Sperma. Zu Infektionen kommt es durch Sex ohne Kondom oder ohne die HIV-Prophylaxe „PrEP“, oder auch beim gemeinsamen Gebrauch von Spritzen und Nadeln beim Drogenkonsum, heißt es auf der Seite www.aidshilfe.de. Also weniger beim Händeschütteln oder bei einer Umarmung!

So ist auch in unseren Tagen eine weitreichende Aufklärung weiterhin wichtig, um Schranken in den Köpfen zu senken. Übrigens gibt es auch anonyme und kostenlose HIV-Tests beim Schwandorfer Gesundheitsamt. Termine können unter Telefon 09431-471600 vereinbart werden.