INGRID LIEZ …
Das Heidelberger Zementwerk in Burglengenfeld ist eine Welt für sich. Einst, vor vielen Jahren, war ich Teil der sogenannten „Heidelberger Familie“. Wir hatten in den Werkswohnungen viele Vorteile zu genießen.
Das ist auch sicher heute noch so. Wenn es allerdings um Entscheidungen ging, da war man von der Heidelberger Zentrale abhängig. Dem hatte sich auch der Werkleiter zu beugen. Jetzt lautet also die Weisung „Steinbrucherweiterung um 45 Hektar“, so wie sie beispielsweise 2002 „Steinbruch-Tieferlegung“ geheißen hatte.
Da ist selbstverständlich alles rechtens und juristisch abgesichert. Der Presse hat man Zahlen um die Ohren geschleudert, Abbaugenehmigung, Abbautiefe, Fördermenge, Jahresziffern. Das war nicht leicht zu durchschauen. Mündliche Aussagen zählen übrigens wenig, und wenn sich noch so viele Leute heute daran erinnern, dass es 2002 wohl in Gesprächen hieß: „Nach der Tieferlegung kein weiterer Abbau in die Breite!“
Warum nur haben die Grundstückseigentümer etwa in Saaß, Bubenhof oder Dirnau vor langer Zeit ihre Grundstücke an Heidelberg Materials verkauft? Sicher werden sich heute einige die Haare raufen, aber gewiss hat man ihnen damals einen guten Preis geboten!
Jetzt haben sie die „A…karte“, wenn zum erweiterten Abbau noch der gesenkte Sprengradius und weitere Belastungen hinzukommen. Die größte A…karte haben mit Sicherheit der Pferdehof in Dirnau und die Tiere – nicht nur Pferde, sondern auch wildes Kleingetier und Insekten. Flächenfraß, belastete Infrastruktur, verlorene landwirtschaftliche Nutzflächen, Staub- und Wasserbelastung – HM hat sich natürlich hieb- und stichfest durch Gutachten abgesichert, dass alles im Rahmen bleibt.
Die Realität jedoch, die den Anwohner/innen bevorsteht, kritisiert der Burglengenfelder evangelische Pfarrer Gottfried Tröbs: „Überdimensioniert und übergriffig“ („Gesamtloch von am Ende 90 Hektar“) nennt er die Planungen in seiner Stellungnahme. Besonders brisant sind für ihn die Sprengungen und damit verbunden die zeitweiligen Straßensperrungen, während denen auch ein Rettungswagen nicht fahren dürfte. Außerdem befürchtet er einen immensen Wertverlust der Immobilien rund um Pottenstetten. Tröbs bringt ebenfalls das Argument früherer Zusicherungen und bezeichnet das jetzige Handeln von HM als „Irreführung“ der Bevölkerung.
Außer dem Pfarrer macht, abgesehen von einigen Burglengenfelder Stadträten, niemand wirklich den Mund auf. Man will es sich mit dem Konzern nicht verscherzen, bietet der denn auch eine eventuelle Wärmeversorgung der Stadt an! Besonders verwunderlich jedoch: Auch aus den Reihen des Bund Naturschutz, Ortsgruppe Städtedreieck, argumentiert man eher „pro-Zementwerk“ und kann die Verantwortlichen von HM verstehen, „die ja verrückt wären, wenn sie die bequeme Situation in einem Vorrang- bzw. Vorbehaltsgebiet nicht nutzen!“
Ich für meinen Teil kann mich noch erinnern, dass der damalige Werkleiter Volker Schneider im Pressegespräch mit LOKAL sagte, dass ohne die Tieferlegung des Steinbruchs das Burglengenfelder Werk bald am Ende sei und die Arbeitsplätze damit verloren.
Dann würde sich das Unternehmen auf andere Standorte konzentrieren, an denen es auch guten Kalkstein gebe, auch im außereuropäischen Raum. Allerdings sei Burglengenfeld ein attraktiver Standort, an dem es nun mal schon ein Werk gebe. So darf man heutzutage folgern, dass Ähnliches gemeint ist, wenn der jetzige Werkleiter Bernhard Reindl in der Tagespresse die Erweiterung als „existentiell“ bezeichnet.
So reden große Konzerne: Seid still und macht, was wir wollen, arrangiert euch mit uns, sonst zieht ihr den Kürzeren. Und mal ehrlich: Das tun ja heutzutage die meisten Leute ohnehin, denn das Hemd ist stets näher als der Rock.
Was sind da schon ein paar läppische Pferde, ein paar Existenzen und ein tapferer Pfarrer?