Kurzsichtiger Protektionismus

INGRID LIEZ …

Nach „Drill, Baby, drill“ und „frack, frack, frack“ hat Donald Trump ein neues Lieblingswort: „Tariffs“. Dabei steuert der amerikanische Präsident nicht nur die Welt mit seiner Zollpolitik nach „America First“-Devise in ein wirtschaftliches Chaos, sondern schneidet auch sich und allen US-Amerikanern ins eigene Fleisch.

Zölle – das sind Abgaben, die ein Staat auf importierte Waren erheben kann. Die Unternehmen, die importieren, müssen dann einen vorgeschriebenen Prozentsatz des Werts ihrer Produkte an das Land abführen.

Trump hatte bestimmt, dass Waren, die aus Mexico oder Kanada in die USA importiert werden, mit 25% Zoll belegt werden. Die Zölle für China betragen 10%. Während Trump in Bezug auf Mexico und Kanada nach Verhandlungen zurückruderte und die Zölle zunächst für 30 Tage wieder aussetzte, kündigte er am 10. Februar Stahlzölle in Höhe von 25% an – für Unternehmen auch aus der EU. Auch importiertes Aluminium soll mit diesem Betrag verzollt werden.

Mit diesen Maßnahmen will Trump die eigene Wirtschaft im Land „schützen“. Denn die importierten Waren werden im Handel dann selbstverständlich teurer – die Unternehmen schlagen auf den Verkaufspreis den Zoll obendrauf. Ihre Konkurrenzfähigkeit mit US-eigenen Produkten sinkt, diese werden dann eher gekauft. Zu den Zielen Trumps gehört auch, dass er die Zölle als Druckmittel benutzen will: Er beschuldigt die drei Länder Kanada, China und Mexico, nicht genug gegen den Drogenschmuggel (insbesondere Fentanyl) in die USA zu unternehmen. Außerdem will er seine nördlichen und südlichen Nachbarn zwingen, mehr gegen die illegale Migration zu tun.

Mit den geplanten Zöllen gegen die EU wird er die europäische Wirtschaft treffen, besonders mit den angekündigten Stahlzöllen. Trump will die EU außerdem zwingen, mehr amerikanische Produkte zu kaufen, z. B. mehr Erdgas und Öl, so erklärte David Sauer, ZDF-Korrespondent beim Weltwirtschaftsgipfel in Davos, am 24. 1.25 im ZDF.

Aus der EU wurden 2023 rund 4 Mio. Tonnen Stahl (für Bauwirtschaft, Autoindustrie, Maschinenbau) importiert, davon aus Deutschland 1,1 Mio. t im Wert von 2,1 Milliarden US$, erörtert www.wiwo.de Deutschland ist der größte Exporteur in Sachen Stahl – aber auch andere Länder wie Italien, Niederlande und Schweden sind betroffen. Die US-Zölle können die EU und die deutsche Wirtschaft hart treffen, sagen Experten aus dem BDI. Denn die EU wird mit Gegenzöllen reagieren, wodurch aus den USA importierte Produkte hierzulande teurer werden.

Deutsche Unternehmen, die etwa in Billigländern wie Mexico produzieren, wären ebenfalls von den Zöllen und von Umsatzeinbußen betroffen, wenn sie ihre Produkte in die USA verkaufen, betont www.1wdr.de. Es geht nicht nur um Stahl, sondern etwa auch um Autos: Firmen wie Audi, VW oder BMW, aber auch Siemens gehören zu mehr als 2000 Unternehmen mit deutscher Kapitalbeteiligung, die in Mexiko niedergelassen sind. Die Mehrzahl der Produkte geht in die USA und passiert dabei schon während des Produktionsprozesses die Grenze bis zu achtmal, so heißt es in einem Bericht auf www.deutschlandfunk.de.

Die als Gegenmaßnahmen von der EU, Kanada, Mexico und China dann demnächst verhängten Zölle auf US-Produkte werden der amerikanischen Wirtschaft und den amerikanischen Familien ebenfalls nicht guttun, denn alles wird teurer. Der eskalierende Handelskonflikt treibt dann die Inflation weltweit in die Höhe, lähmt das Wachstum und stellt Lieferketten auf den Kopf.

Hinzu kommen die Effekte, die aus Umleitungen von Waren entstehen: Chinesische Produkte etwa könnten dann verstärkt den Weg in die EU nehmen und dort auch deutschen Produkten Konkurrenz machen.
Die EU hat jetzt angekündigt, schnell Gegenmaßnahmen zu treffen, dabei geht es auch um Verhandlungen. Man vermutet, dass Trump verschiedene, für ihn vorteilhafte Handelsdeals erzwingen will. Aber immer noch besser als ein offener „Handelskrieg“. Auch fraglich, ob Einfuhrzölle auf Harley Davidson und US-Whiskey wie schon 2018 da ausreichen werden.

Hoffentlich sind die vor uns liegenden vier Jahre mit kurzsichtigem „Trumpismus“ schnell vorüber.