Landkreisübergreifendes Juradistl-Projekt stärkt den Biotopverbund

Die Beratung von Landwirten spielt dabei eine wichtige Rolle

REGION (sr). Mehr als 2.000 Quadratkilometer und damit den gesamten Oberpfälzer Jura umfasst das Projektgebiet des landkreisübergreifenden Naturschutzprojekts „Juradistl“, das letztes Jahr in eine neue Förderphase startete.

Besuch des projektbegleitenden Arbeitskreises „Juradistl“ am Hof Pretzl, Pöfersdorf (Foto: Landschaftspflegeverband Neumarkt i.d.OPf. e.V.)

Im Zeitraum von 2023 bis 2026 steht im Projektgebiet, das sich über große Teile der vier Landkreise Amberg-Sulzbach, Neumarkt i.d.OPf., Regensburg, Schwandorf sowie über das Gebiet der Städte Amberg und Regensburg erstreckt, das neu im Bayerischen Naturschutzgesetz aufgenommenen Ziel „Stärkung des Biotopverbunds“ im Vordergrund.

In Zusammenarbeit der Trägergemeinschaft, bestehend aus den vier Landschaftspflegeverbänden Amberg-Sulzbach, Neumarkt i.d.OPf., Regensburg und Schwandorf, mit der Höheren Naturschutzbehörde wurde vorab ein Rahmenkonzept entwickelt, das Basis der Umsetzungsarbeit in den nächsten Jahren ist. Der projektbegleitende Arbeitskreis, bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern der vier Landschaftspflegeverbände, der Regierung der Oberpfalz, der Unteren Naturschutzbehörden der Landkreise und Städte und des beauftragen Planungsbüros landimpuls aus Regenstauf traf sich in der Markgemeinde Lupburg, wo Bürgermeister Manfred Hauser die Gäste im Burgsaal begrüßte.

Dr. Maria Hanauer (Regierung der Oberpfalz), Agnes Hofmann (Projektkoordination Juradistl) sowie Thomas Schwarz und Paula Ringshandl (Planungsbüro landimpuls) stellten Projektstruktur, Ziele und Maßnahmen sowie die bereits gestarteten Umsetzungsprojekte vor.

Streuobst-Strukturkartierungen

Einen wichtigen Beitrag zum Biotopverbund leisten Streuobstwiesen in der Landschaft und am Ortsrand. Streuobst-Strukturkartierungen im Juradistl-Gebiet erfassen alle wesentlichen Bestände. Dabei werden Pflegemaßnahmen erarbeitet und zur Umsetzung empfohlen. Im Regensburger Projektgebiet sind die Kartierungen bereits abgeschlossen. Hier laufen bereits umfangreiche Maßnahmen zur Pflege erhaltungswürdiger Streuobstbestände. Im Schwandorfer und Neumarkter Raum starten dieses Jahr die Erhebungen in ausgewählten Gemeinden des Projektgebiets.

Biotopverbund-Modellgemeinden

Ein weiteres wichtiges neues Umsetzungselement sind die Modellkommunen Biotopverbund. Neben dem Aufbau landschafts- und landkreisübergreifender Verbund-Maßnahmen soll in vier ausgewählten Kommunen (Birgland im Landkreis Amberg-Sulzbach, Lupburg im Landkreis Neumarkt, Hemau im Landkreis Regensburg, Burglengenfeld im Landkreis Schwandorf) exemplarisch das Thema Biotopverbund auf kommunaler Ebene angegangen werden.

Die Extensivierung kommunaler Flächen, die gezielte Naturschutzberatung für ausgewählte Schwerpunktgebiete, die Durchführung von Streuobststrukturkartierung oder der Ankauf ökologisch wertvoller Flächen sind hierbei wichtige Themen.

Juradistl-Produkte als Botschafter für den Naturschutz

Auch in der neuen Projektphase spielen die Juradistl-Naturschutzprodukte eine wichtige Rolle, insbesondere dabei, die Themen von Naturschutz und Landschaftspflege im Bewusstsein der Öffentlichkeit zu verankern. Dies gelingt zum Beispiel sehr gut bei den laufenden Aktionen mit den Mensen des Studentenwerks Niederbayern/Oberpfalz, bei denen Gerichte mit Juradistl-Lamm oder Juradistl-Weiderind angeboten werden. Ziel der aktuellen Projektphase ist es auch, weitere neue Juradistl-Produkte zu initiieren und markfähig zu machen.

Juradistl-Naturschutzberatung

Ein wesentliches Umsetzungsinstrument im Juradistl-Projekt ist die Beratung von Landnutzern für mehr Biodiversität in Feld und Flur. Nur so kann der Biotopverbund auch in der Fläche gelingen.

Die Beratung bezieht sich auf die freiwillige Einbeziehung von landwirtschaftlichen Nutzflächen in Extensivierungsprogramme, z.B. Wiesennutzung ohne Düngung und mit einem späteren ersten Schnittzeitpunkt. Wichtig sind solche Maßnahmen insbesondere an und im Umfeld wertvoller Biotope, in den Talauen oder entlang von Biotopverbundstrukturen wie Gewässer, Waldränder oder Hecken.

Eine Besonderheit ist im Juradistl-Projekt die umfängliche Beratung von Betrieben mit Betrachtung der gesamten landwirtschaftlichen Flächen und der Hofstelle. Dafür wurde eigens das Konzept der „Höfe der Biologischen Vielfalt“ entwickelt.

Exkursion „Hof der Biologischen Vielfalt“

Bei der anschließenden Exkursion konnte ein solcher Hof der Biologischen Vielfalt in Pöfersdorf kennengelernt werden. Der Nebenerwerbsbetrieb Pretzl wurde umfangreich begleitet und hat in vorbildlicher Weise viele Maßnahmen umgesetzt.

Beeindruckend sind die zwei großen Streuobstwiesen mit über 100 Obsthochstämmen, die im Rahmen des Projekts angelegt wurden. Eine wegbegleitende neugepflanzte Linden-Baumreihe verbindet die Obstwiesen mit dem Ortsrand. Herr Pretzl erklärte sich bereit, entlang seiner Ackerflächen ausgedehnte mehrreihige Hecken zu pflanzen. So wurden in den vergangenen Jahren auf einer Länge von rund 650 m Hecken mit über 900 heimischen Sträuchern wie Weißdorn, Schwarzer Holunder, Wolliger Schneeball, Pfaffenhütchen, Heckenrose oder Haselnuss gepflanzt. Diese Hecken sind ideale Rückzugsräume und Wanderungsachsen für die heimische Fauna. Und in ein paar Jahren, wenn die Sträucher noch etwas weitergewachsen sind, werden sie hier in der Feldflur eine große Bereicherung für das Landschaftsbild sein.

Die Wiesen im Betrieb Pretzl werden mittlerweile alle extensiv bewirtschaftet. Auch ein Acker ist in ein Naturschutz-Programm einbezogen. In einem nächsten Schritt sind Maßnahmen für mehr Biodiversität auf der neu angelegten kleinen Beeren-Sträucher-Anlage vorgesehen.

Infos zum Projekt „Juradistl-Biotopverbund im Oberpfälzer Jura“
Projektförderphase 2023 bis 2026 mit Schwerpunkt Biotopverbund Projektträger:
die vier Landschaftspflegeverbände Amberg-Sulzbach, Neumarkt i.d.OPf., Regensburg und Schwandorf
Fachliche Begleitung: Höhere Naturschutzbehörde an der Regierung der Oberpfalz
Projektgebiet: Oberpfälzer Jura (Naturraumeinheit: Mittlere Frankenalb) in den Landkreisen Amberg-Sulzbach, Neumarkt i.d.OPf., Regensburg und Schwandorf und den Städten Amberg und Regensburg; Gebietsgröße rd. 2.000 qkm
Förderung: Landschaftspflege- und Naturpark-Richtlinie (Mittel des Freistaats Bayern) sowie für den Bereich Juradistl-Produktmanagement Mittel des Bayerischen Naturschutzfonds
Aktuelle Schwerpunkt-Handlungsfelder: Streuobst-Strukturkartierungen mit Maßnahmenumsetzung Biotopverbund-Modellkommunen (Beratung und Umsetzung) für Landwirte Juradistl-Naturschutzprodukte als Botschafter für den Naturschutz inkl. Neuentwicklung von Produkten  
www.juradistl.de