LANDKREIS REGENSBURG (lz). „Im Mittelpunkt: Der Mensch. Egal was du tust. Dieser Grundsatz hat mich nie in die Irre geführt.“ So lautet Tobias Gotthardts Lebensphilosophie. Mit seiner Heimat Oberpfalz ist er verwachsen, für die engagiert er sich leidenschaftlich.
Aufgewachsen in Dallackenried und Burglengenfeld studierte er Politikwissenschaft und Germanistik in Regensburg und Freiburg. Bereits als Student arbeitete er als Hilfskraft im Europäischen Parlament, später wurde er parlamentarischer Referent in Brüssel. Seit 2018 sitzt Gotthardt im Bayerischen Landtag, er ist auch Vorsitzender des Ausschusses für Bundes- und Europaangelegenheiten sowie regionale Beziehungen. Außerdem ist er seit April 2021 stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Bildung und Kultus. Bei den Freien Wählern ist er seit 2017 Mitglied im Bundesvorstand.
Gotthardt ist Vater von drei Kindern und lebt in Dallackenried. Er ist Mitglied des Marktgemeinderats Kallmünz und des Kreistages des Landkreises Regensburg. Das ist es, was ihn auszeichnet: Das ganzheitliche Denken von der Heimat bis hin in europäische Zusammenhänge. Jetzt kandidiert er erneut an der Spitze der Freien Wähler für den Bayerischen Landtag. Der LOKAL-Redaktion stand er gerne für ein Interview zur Verfügung.
LOKAL: Herr Gotthardt, fünf Jahre sitzen Sie für die Oberpfalz im Landtag, jetzt gehen Sie als Spitzenkandidat der FREIEN WÄHLER ins Rennen. Auf Ihren Plakaten werben Sie mit „Tatkraft und Erfahrung“ – warum ausgerechnet diese beiden Attribute?
Tobias Gotthardt: Die vergangenen fünf Jahre waren eine auch politisch verdammt harte Zeit, für die es kaum Blaupausen gab. Zuerst die Pandemie: Schwierigste Entscheidungen, Tag für Tag aufs Neue die Verteidigung unserer Freiheit bei gleichzeitig angemessenem Schutz der Gesundheit. Dann der Krieg in der Ukraine, die Flüchtlingswelle, Energiekrise und Inflation – allesamt Dinge, die die Menschen unmittelbar treffen, fordern, viele auch erschüttern. Politik muss jetzt Lösungen für die echten Probleme der Menschen finden – und nicht bloß für Kiffen, Geschlechterwechsel oder Gender-Gaga. Das fordert politische Verantwortung, Tatkraft und Erfahrung.
LOKAL: Vergangene Legislatur haben Sie gleich zwei Ausschüsse – Bildung und Europa – geleitet. Ist das nicht ein krasser Spagat: Die Arbeit daheim, die Arbeit in München, in Europa und der Welt?
Gotthardt: Im Gegenteil! Gerade als eines von vier bayerischen Mitgliedern im Europäischen Ausschuss der Regionen hab ich immer die Fahne unserer Heimat in Brüssel hochgehalten. Kein Brüsseler Blabla – sondern Klartext für Bayern in Europa, das ist meine Devise.
Meine engen, freundschaftlichen Kontakte zu unseren tschechischen Nachbarn helfen ganz konkret unserer Oberpfalz. Und gerade für Bayern als sechstgrößte Wirtschaftskraft Europas hat das „Gewusst-Wie“ auf dem europäischen Parkett eine große Bedeutung. Und dass Bildungspolitik mehr als jede andere Politik direkt und daheim wirkt – das wissen wir alle.
LOKAL: Ein Thema, das viele Menschen bewegt: die Migration. Wie sehen Sie die Situation?
Gotthardt: Auch, wenn’s hart klingt: Europas Migrationspolitik ist krachend gescheitert. Die EU muss wieder Herr über ihre Außengrenzen werden, eine umfassende Kontrolle garantieren, Asylsuchende fair verteilen. Was wir aktuell in Deutschland erleben, überfordert die Integrationsfähigkeit der Menschen, unserer Kommunen weit übers Maß.
Auch Berlin muss endlich konsequenter handeln: Schneller abschieben, Sach- statt Geldleistungen, Asylsuchende in Arbeit bringen, Fehlanreize beseitigen. Wir haben eine Unwucht im Asylsystem – und die muss weg. Schnell.
LOKAL: Ein anderes Sorgenthema ist die Inflation. Was wollen Sie tun, damit die Menschen sich wieder mehr leisten können?
Gotthardt: Ein wichtiger Punkt: Arbeit muss sich lohnen. Wir sagen: 2000 Euro müssen steuerfrei sein, damit dem, der arbeiten geht, mehr bleibt als dem, der Bürgergeld empfängt. Anderes Thema: eine vernünftige Energiepolitik. Die künstliche Verknappung der Energie in dieser unsicheren Zeit – verbunden mit Berliner Irrläufen wie dem Heizungsgesetz – sorgen für schwere Verunsicherung. Auch da brauchen wir mehr denn je Pragmatismus statt Ideologie.
LOKAL: Was wünschen Sie sich konkret für Ihre Heimat, die Oberpfalz?
Gotthardt: Dass sie weiter so erfolgreich und sympathisch bleibt. Dafür müssen wir gemeinsam weiter die Weichen richtig stellen – von der Infrastruktur bis hin zu den Fachkräften. Insgesamt aber seh ich uns bestens gerüstet. Nicht umsonst kennt unser Dialekt diesen wunderbaren Begriff des „Es mou gej“ – da steckt alles drin, von Dickkopf über Tatkraft bis Erfahrung!
LOKAL: Letzte Frage: Einige Medien sprechen Ihnen Aussichten auf eine Regierungsposition in den Bereichen Bildung oder Europa zu …
Gotthardt: (lacht) … das ist das gute Recht der Medien. Ich selber beteilige mich nicht an den Debatten. Meine Devise war schon immer: hart arbeiten in dem Weinberg, der einem zugewiesen ist. Jetzt geht’s darum, am 8. Oktober ein möglichst gutes Ergebnis für die FREIEN WÄHLER zu erzielen, in Koalitionsverhandlungen zu treten, Inhalte zu diskutieren – und erst dann die Personalfragen zu diskutieren.
Aber: Egal, was kommt – ich bin bereit, die Herausforderungen anzunehmen.
LOKAL: Vielen Dank für das Gespräch.