Die Volkshochschulen bald wieder geöffnet?

SCHWANDORF (sr). „Die Öffnung der Volkshochschulen und der Jugendzentren ist ein Anliegen von mir“, so wird Kultusminister Piazolo im Münchner Merkur vom 13. Mai 2020 zitiert. Dennoch brachte die Kabinettssitzung am 12. Mai für die Volkshochschulen nicht die erhoffte klare Öffnungsperspektive und auch keine Aussagen zu einem mittelfristigen Rettungsschirm oder zur Unterstützung der Dozentinnen und Dozenten. Die vierte Infektionsschutzmaßnahmenverordnung wurde (zunächst) bis 29.05. verlängert, Präsenzveranstaltungen in der Erwachsenenbildung sind bis dahin untersagt und werden wohl auch in der Zeit der anschließenden Pfingstferien (Schulen geschlossen) nicht möglich sein.

Foto: Herbert Bürger

Die Verantwortlichen der Schwandorfer Volkshochschule sind dennoch verhalten optimistisch, dass die seit 14. März andauernde Zeit leerer Kursräume bald zu Ende geht und nach über drei Monaten, also etwa ab 15. Juni, der Kursbetrieb – wenn auch mit Einschränkungen – wieder aufgenommen werden könnte. „Sowohl unsere Kursleiter und Kursleiterinnen als auch Teilnehmer und Teilnehmerinnen würden gerne möglichst bald wieder mit ihren Kursen starten. Es gibt für unser Haus selbstverständlich auch ein Hygienekonzept und wir stehen quasi in den Startlöchern.“, so vhs-Geschäftsführer Erhard Sailer. Auch für die rund 30.000 vhs-Dozentinnen und -Dozenten in Bayern wäre es gut, wenn der Kursbetrieb bald wieder aufgenommen werden könnte, ca. ein Drittel von ihnen verdient seinen Lebensunterhalt mit den vhs-Honoraren, dies gilt natürlich auch für die Dozentinnen und Dozenten an der Schwandorfer vhs und im Landkreis.
„Wir haben im restaurierten Pfleghof wunderschöne Kursräume, in denen sich die Teilnehmer wohlfühlen und in einem einmaligen Ambiente lernen können. Wir vermissen unsere Teilnehmer und es wäre schön, wenn wir sie wenigstens hier im vhs-Gebäude baldmöglichst wieder begrüßen könnten.“, so der Wunsch des vhs-Geschäftsführers.

Insgesamt rechnen die bayerischen Volkshochschulen bis zum Sommer mit einem Minus von 24 Millionen Euro, und auch wenn der Kursbetrieb wieder anlaufen kann, ist für den Rest des Jahres und für 2021 von deutlichen Mindereinnahmen in zweistelligen Millionenbeträgen auszugehen.

Eine Shoppingtour, eine Busreise, ein Besuch in einem Restaurant, eine Demonstration mit tausenden anderen Menschen sind schon jetzt oder in Kürze möglich. Das Lernen Erwachsener hingegen – in kleinen Gruppen, unter Einhaltung geregelter Infektionsschutzmaßnahmen – im Sprachenbereich, in der präventiven Gesundheitsbildung, in der politischen, kulturellen und künstlerischen Bildung hat jedoch aktuell noch keine verbindliche Perspektive.

Diese Situation ist für die knapp 200 Volkshochschulen in Bayern, ihre freiberuflichen Dozentinnen und Dozenten und insbesondere ihre zwei Millionen Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht nachvollziehbar. Obwohl Erwachsenenbildung in Bayern Verfassungsrang hat (Artikel 139 der Bayerischen Verfassung) und in Artikel 1 des Bayerischen Gesetzes zur Förderung der Erwachsenenbildung als gleichberechtigter und eigenständiger Hauptbereich des Bildungswesens definiert ist, erfährt sie in der Öffnungsdebatte und in einer der größten gesellschaftlichen Krisen seit dem 2. Weltkrieg keine angemessene Berücksichtigung.
„Selbstverständlich unterstützen wir die staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie und wir akzeptieren auch die geltenden Hygiene- und Abstandsregeln.“, betont Sailer, „aber es ist nicht schön, die nachfragenden Teilnehmer – auch angesichts der sonstigen Lockerungen – nur auf unbestimmte Zeit vertrösten zu können. Unsere Angebote von vhs-online – vhs.daheim können leider kein adäquater Ersatz für die bestehenden Kurse sein, auch wenn sich ein Klick darauf dennoch lohnt.“

Insgesamt bieten die Volkshochschulen parteipolitische und weltanschauliche Neutralität, und in Zeiten der Hochkonjunktur einer gefährlichen Mischung aus Verschwörungstheorien, politischem Extremismus und demokratiefeindlichem Verhalten bieten sie ein seriöses Diskussionsforum und Orientierung. Einer irritierenden, irrationalen und wissenschaftsverunglimpfenden Entwicklung setzen Volkshochschulen vielfältige Bildungsangebote entgegen, die Orientierungswissen vermitteln und sich deutlich gegen jedwede Form von Ausgrenzung und kruder Wissenschaftskritik positionieren.

Die Planung für das Herbstsemester läuft an der vhs Schwandorf bereits auf Hochtouren, und die Mitarbeiterinnen der Volkshochschule sind weiterhin täglich von 9 bis 12 Uhr telefonisch 09431 45-510, per E-Mail vhs@schwandorf.de und Internet www.vhs.schwandorf.de erreichbar.

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