Mit einem Citymanager auf Synergien-Suche

Das aktuelle LOKAL-Interview

STÄDTEREIECK (lz). Kein Zweifel – das Wirtschaftsforum Burglengenfeld engagiert sich effektiv für seine Mitglieder, viele Gewerbetreibende der Stadt, und für die Attraktivität der Stadt als Einkaufsziel.

Dazu hat im letzten Jahr auf jeden Fall der Citymanager eine gehörige Portion beigetragen, fungiert er denn als Mittler und Schnittstelle zwischen Wifo und Stadtverwaltung, aber auch zu anderen Standortfaktoren wie Kindergärten oder Ärzten, ist außerdem wertvoller Mitarbeiter im Marketing- oder Tourismus-Bereich. Diese Aufgaben hat Citymanager Wolfgang Dantl, nach Meinung des Wifo mit seinem Vorsitzenden Benedikt Göhr hervorragend gemeistert.

Gerade jetzt in der Corona-Zeit, wo der Schwerpunkt von Marketing und Werbung eher auf „Standort statt Event“ liege, habe Dantl bei der Umsetzung der Lokalkampagne „Sei ein Teil deiner Stadt“ mit kreativen Vorschlägen, Termin-Organisation oder ganz praktisch beim Banner-Aufhängen Top-Arbeit abgeliefert. Bei der Organisation von Aktionen wie Primelgruß oder Schoko-Lotto und Einkaufsgutschein, bei der Erstellung der Standortbroschüre oder von Hygienekonzepten sei er nicht wegzudenken gewesen.

Daneben gehören die Mitarbeit bei Social Media-Auftritten, Stadtrundgängen mit Bürgermeister und Verwaltung, Beantragung von Förderprogrammen, Vorbereitung und Begleiten von Treffen und vieles mehr zu den Aufgaben des Citymanagers. Stichwort: Zusammenarbeit und Synergieeffekte erreichen, und das auf allen Ebenen.
Deshalb stößt es beim Wifo auf Verwunderung, dass Dantls Arbeitsvertrag jetzt ausgelaufen ist und nicht verlängert wird.

Gemeinsame Fachkraft für das Städtedreieck

Laut Tagespresse vom 10.11.2020 hatte sich der Burglengenfelder Bürgermeister Thomas Gesche dahingehend geäußert, dass er in den Stadtrat einen neuen Vorschlag einzubringen gedenke: Burglengenfeld, Maxhütte-Haidhof und Teublitz sollten „gemeinsam eine Stelle für eine entsprechende Fachkraft“ schaffen.
Für Benedikt Göhr muss die Schaffung einer solchen Stelle nicht unbedingt heißen, dass das Citymanagement in Burglengenfeld geopfert wird, heißt es in einem Kommentar des Wifo-Vorsitzenden. Das Wifo suche stets aktiv die Annäherung zu den Entscheidungsträgern der Stadt, mit denen man fachlich diskutieren wolle. Doch den Burglengenfeldern würde „klar die Kinnlade herunterhängen, wäre plötzlich für externe Aufgaben mehr Geld zur Verfügung wie für die eigenen Reihen. Und die Arbeit von Citymanager Dantl muss erst mal getoppt werden“, so Göhr.

Die Diskussion um die Stelle des Citymanagers nahm LOKAL zum Anlass, bei den Bürgermeistern im Städtedreieck nachzufragen.

LOKAL: Herr Bürgermeister Gesche, Sie haben bereits Ende 2020 das Konzept eines Citymanagers für das gesamte Städtedreieck ins Gespräch gebracht. Welche genauen Vorstellungen haben Sie dazu?
Thomas Gesche: Das Städtedreieck ist grade dabei, die Zusammenarbeit auf neue Beine zu stellen – durch einen eventuell zu gründenden Zweckverband.
Eine Möglichkeit ist es, dass hier ein gemeinsamer „Wirtschaftsförderer für das Städtedreieck“ installiert wird.

LOKAL: Welche Aufgaben soll dieser Wirtschaftsförderer übernehmen? Wäre er oder sie als Bindeglied zwischen den Städten, Gewerbetreibenden und Werbegemeinschaften mit den Aufgaben für drei Städte nicht überlastet?
Gesche: Dieser Wirtschaftsförderer soll sich in erster Linie um Gewerbeakquise und um die Betreuung des Bestandsgewerbes kümmern. Bisher wird vom Wifo Burglengenfeld nur ein Citymanager auf Stundenbasis, quasi auf Zuruf, eingesetzt. Nach dem neuen Modell könnte das Städtedreieck einen Gewerbereferenten/in in Vollzeit erhalten, was eine enorme Verbesserung darstellt.

LOKAL: Der Vertrag des Burglengenfelder Citymanagers Wolfgang Dantl soll nicht verlängert werden. Warum nicht – nach dieser für die Gewerbetreibenden erfolgreichen Arbeit?
Gesche: Ich habe dem Wifo-Vorsitzenden signalisiert, dass ich mir eine übergangsweise Verlängerung vorstellen kann, bis der gemeinsame Gewerbereferent installiert ist.

LOKAL: Das Wirtschaftsforum Burglengenfeld ist mit der Arbeit von Wolfgang Dantl gerade jetzt in der schwierigen Zeit mehr als zufrieden. Dort kann man sich sogar einen Ausbau dieser Fachstelle vorstellen. Stoßen Sie mit Ihrem Konzept nicht die Gewerbetreibenden des Wifo vor den Kopf?
Gesche: In keinster Weise – ich will ja eine Verbesserung hin zu einem Vollzeit-Ansprechpartner für das Städtedreieck.

LOKAL: Herr Bürgermeister Beer, wie stehen Sie zu der Idee Ihres Bürgermeister- und Parteikollegen aus Burglengenfeld, die Stelle eines Citymanagers/einer Citymanagerin für das Städtedreieck zu schaffen?
Thomas Beer: Im Rahmen der geplanten Gründung eines Zweckverbandes unterstütze ich die Schaffung einer gemeinsamen Stelle für Wirtschaftsförderung, einschließlich Fremdenverkehrsförderung sowie Förderung der Naherholungs- und Freizeitgestaltungsmöglichkeiten.
Aufgabenschwerpunkte dieser Stelle sollen unter anderem eine gemeinsame Kommunikation und Marketingstrategie der Verbandsmitglieder zu den Themenstellungen gemeinsame Gewerbeflächen, Gewerbe-Neuansiedelungen, Existenzgründungsberatungen und interkommunale Gewerbeflächen sein. Ziel dieser Stelle ist es, potentielle Investoren und potentiell ansiedlungswillige Unternehmen auf den Bereich Städtedreieck aufmerksam zu machen und diese Ansiedlungsvorhaben zu begleiten. Damit unterscheidet sich das Anforderungsprofil dieser neuen Stelle aus meiner Sicht erheblich von den Aufgaben eines „Citymanagers“ wie wir ihn kennen.

LOKAL: Zur Wirtschaftsförderung stellte der Teublitzer Stadtrat der ITU (Interessensgemeinschaft Teublitzer Unternehmer) im letzten Jahr einen Etat von 5.000 Euro zur Verfügung. Braucht Teublitz Ihrer Meinung nach einen Citymanager, der die (Werbe)-Aktivitäten der ITU zusätzlich unterstützt?
Beer: Die Verantwortlichen der ITU vertreten die Belange der Teublitzer Unternehmen aus meiner Sicht sehr gut. Ich denke nicht, dass Teublitz zum jetzigen Zeitpunkt einen eigenen Citymanager wie z. B. in Burglengenfeld braucht.

LOKAL: Das Burglengenfelder Wifo würde das Citymanagement am liebsten sogar ausgebaut sehen. Wäre diese Fachkraft mit den Aufgaben für drei Städte nicht überfordert?
Beer: Wie gesagt, sehe ich die Aufgabenschwerpunkte in Bezug auf den Citymanager und dem Wirtschaftsförderer unterschiedlich. Selbstverständlich können sich diese beiden Stellen in Zukunft durchaus ergänzen und werden sich sicherlich auch in der Praxis abstimmen. Die Entscheidungen des Wifo bzw. der Stadt Burglengenfeld über die Ausgestaltung der Stelle obliegt ausschließlich diesen. Als Bürgermeister der Nachbarstadt möchte ich mich dazu nicht äußern.

LOKAL: Herr Bürgermeister Seidl, was halten Sie von der Idee Ihres Burglengenfelder Kollegen zu einem Citymanager für das gesamte Städtedreieck?
Rudolf Seidl: Als Bürgermeister von Maxhütte-Haidhof sehe ich keinen Bedarf eines Citymanagers für das gesamte Städtedreieck. Die Arbeit unserer Werbegemeinschaft (MH) wird von mir nicht in Frage gestellt und ist hervorragend.

LOKAL: Könnte Ihrer Meinung nach eine solche Fachstelle dieselbe Arbeit für drei Städte leisten?
Seidl: Jede Stadt hat andere Gewerbestrukturen und wird von den jeweiligen Werbegemeinschaften in Eigeninitiative sehr gut vertreten.

LOKAL: Der Citymanager ist in Burglengenfeld Schnittstelle zwischen der Stadt und den Gewerbetreibenden bzw. deren Verbund. Im Städtedreieck liegen dagegen die Aufgaben anders …
Seidl: In dem geplanten Zweckverband zur Zusammenarbeit der drei Städte wäre ein Wirtschaftsförderer vorgesehen bzw. soll dieser Bereich mit abgedeckt werden. Dessen Tätigkeit darf nicht mit Arbeit der jeweiligen Werbegemeinschaft verwechselt werden. Ein Wirtschaftsförderer hat die Aufgabe, Gewerbe zu akquirieren, soll Beratungsstelle für Firmenneugründungen (Startups) sein, sowie Lehrstands-Management bei Gewerbeimmobilien ausüben.

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