Werden die Teublitzer bald wieder ein Kreuzchen setzen?

Weiterbau der Umgehungsstraße Städtedreieck immer noch in der Diskussion

STÄDTEDREIECK (lz). Nach den Ergebnissen innerhalb der sogenannten „Landesplanerischen Beurteilung der Umfahrungsstraße Städtedreieck“ durch die Regierung der Oberpfalz wäre es die Trassenvariante B, die machbar erscheint, obwohl sie durch einen Bürgerentscheid aus dem Jahre 2008 bereits von den Teublitzer*innen mehrheitlich abgelehnt wurde.

Eselweihergebiet zwischen Teublitz und Maxhütte-Haidhof – ein historisch gewachsenes Weihergebiet. Foto: Christian Stierstorfer

Führt sie denn direkt durch das Naherholungsgebiet Eselweiher und sorgt für dessen unwiderrufliche Zerstörung. Warum also wird immer weiter über den „Weiterbau der Umgehungsstraße“ diskutiert?

Der Bund Naturschutz in Bayern (BN) vermutet, dass die Variante B als „politisch motivierte Verlegenheitslösung“ herhalten muss und deshalb wieder aus dem Papierkorb geholt wurde. Die Fachstellen der Regierung wüssten genau, wie zerstörerisch alle Trassenvarianten mit der Natur umgehen „und vermutlich alle nicht durchsetzbar sein werden“, heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung des BN, unterzeichnet von Klaus Pöhler, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Schwandorf und Reinhard Scheuerlein, Regionalreferent für die Oberpfalz/Schwandorf.

„Wer sich die Mühe macht, die knapp 80-seitige Beurteilung zu lesen, wird feststellen, dass z. B. die höhere Naturschutzbehörde der Regierung der Oberpfalz allen Varianten und gerade auch der Variante B ein vernichtendes Urteil ausspricht“, schreiben Pöhler und Scheuerlein. „Es sei mit sehr hohen Hürden zu rechnen. Es wurden wörtlich ‚Zweifel an einer späteren Realisierbarkeit des Vorhabens aus naturschutzfachlicher Sicht zum Ausdruck gebracht‘ worden. Der BN kann deshalb nicht nachvollziehen, weshalb das Vorhaben überhaupt noch weiterverfolgt wird.“

Die Variante B würde dicht im Osten und im Süden an den Teublitzer Häusern vorbeiführen, sodass sie die Bezeichnung „Umfahrung“ nicht mehr verdiene. Der BN bezweifelt zudem, dass die Schäden an Landschaft, Flora und Fauna durch Ausgleichsmaßnahmen wiedergutgemacht werden könnten. „Wissenschaftliche Nachforschungen ergaben, dass bayernweit zahlreiche Ausgleichsflächen nach wenigen Jahren nicht mehr auffindbar waren (…) Im vorliegenden Fall müssten mit hohem zusätzlichem finanziellem Aufwand Feuchtbiotope und Wasserflächen entsprechender Größe erschaffen werden.“ Insgesamt verzerrten die zur Rechtfertigung der geplanten Ortsumgehung vorgebrachten Gründe die Gegebenheiten vor Ort zugunsten des Projekts, so der Bund Naturschutz.

Immense nicht abschätzbare Kosten

Bürgerinitiativen, die gegen den Bau einer Umgehungsstraße sind, wollen neben BN und LBV den Kampf gegen die geplante Umgehung erneut aktiv aufnehmen.

Zunächst wolle man die Bevölkerung umfassend informieren, was eventuell bevorsteht, so Isabella Weingärtner Sprecherin der BI „Klimaschutzwald im Städtedreieck“.

„Was bedeutet die Trasse B für die Bürger des Städtedreiecks?“ Da sei auf der einen Seite die Entlastung eines Teils der Teublitzer Bürger, da sei aber auch die Belastung anderer Bürger in Teublitz, in der Hugo-Geiger-Siedlung, der Haugshöhe, Roding und Burglengenfeld. „Zudem wird hier die Erholungsfunktion des Eselweihergebietes, die es weit über Teublitz hinaus hat, durch ein gigantisches Brückenkonstrukt unwiederbringlich vernichtet“, so Weingärtner. „Auf die Naturzerstörung haben der Bund Naturschutz und der LBV bereits aufmerksam gemacht. Nicht vergessen werden dürfen auch die immensen Kosten, die für den Versuch des Ausgleichs der Naturzerstörung und den Bau selbst entstehen. Das können trotz hoher Fördergelder viele, viele Millionen sein, die auf die drei Städte zukommen. Millionen, die an anderer Stelle fehlen werden.“

Fachstellen-Wissen gefragt

Laut Sebastian Hauser vom Zweckverband Städtedreieck werden momentan die bisher bereits beteiligten Ingenieurbüros SRP, Schober Landschaftsplanung und PG-Geoversum damit beauftragt, das Ergebnis des ROV auf Plausibilität zu prüfen. „Gleichzeitig sind wir dabei, mit dem Staatlichen Bauamt Amberg sowie der Regierung der Oberpfalz die Fördermöglichkeiten und die Förderhöhe herauszuarbeiten.

SRP ist des Weiteren damit beauftragt worden, eine aktualisierte Kostenschätzung inklusive der Mehrkosten durch den im ROV geforderten 19-Punkte umfassenden Maßnahmenkatalog sowie sämtlicher Planungskosten herauszuarbeiten“, so Hauser.

Als größte Herausforderung des Projekts sieht Hauser die Umsetzung des besagten Maßnahmenkatalogs. Zu den Kosten selbst sei es noch zu früh, um etwas sagen zu können. „Unser Ziel ist es, im ersten Halbjahr 2023 bei der nächsten Verbandsversammlung des Zweckverbands zur Planung und Errichtung einer Umfahrungsstraße im Städtedreieck Klarheit zu schaffen.“

Ratsbegehren im Gespräch

Der Teublitzer Bürgermeister Thomas Beer sieht den Entscheid für eine mögliche Trasse B positiv. „Grundsätzlich, und ich denke da bin ich mit meiner Meinung nicht allein, ist es wichtig mit der Entscheidung des ROV einen Schlussstrich unter eine 30 Jahre dauernde Debatte über mögliche Varianten zu haben. Mit der Variante B haben wir damit eine, wenn auch mit hohen Auflagen verbundene, mögliche Trasse“, schreibt Beer in einer Stellungnahme.

Neben einer dringend benötigten verkehrstechnischen Entlastung für die Bürgerinnen und Bürger von Teublitz und dem Städtedreieck gelte es aber im weiteren Verlauf des Verfahrens, „die Einschränkungen, aber auch die möglichen Kosten sorgfältig abzuwägen“.

Aktuell würden noch die für eine fundierte Entscheidung nötigen Informationen eingeholt und dann der Zweckverband für die Umgehungsstraße und die Stadtratsgremien im Städtedreieck informiert. Da seit dem Bürgerentscheid 2008 sich „in 15 Jahren vieles ändern kann“, werde er dem Stadtrat von Teublitz vorschlagen, ein Ratsbegehren zu diesem Projekt zu initiieren. „Damit können für Teublitz die Bürgerinnen und Bürger über das Projekt unter Einbeziehung der aktuellen Informationen entscheiden.“

Der Bürgermeister von Maxhütte-Haidhof, Rudolf Seidl, zeigt sich ebenfalls erleichtert, dass „die Fakten jetzt endlich auf dem Tisch liegen“. Als nächsten Schritt sieht er eine Kostenschätzung, die sämtliche Belange und die durch das ROV angesprochenen Einschränkungen miteinschließt. „Den Ball sehe ich aber aktuell eher im Teublitzer Spielfeld.“ Letztendlich werde die Höhe der Baukosten über das Projekt Umgehungsstraße entscheiden. Grundsätzlich sei, wie im ROV nachzulesen, die Verkehrsentlastung für Maxhütte-Haidhof „mit 12 % sehr gering und der Eingriff in die Natur sehr hoch“. Daher werde eine Umsetzung wohl „äußerst schwierig“.

Eine Stellungnahme von Thomas Gesche, Bürgermeister der Stadt Burglengenfeld, lag bis Redaktionsschluss nicht vor.

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