„Die Staatsregierung hat ihre Hausaufgaben gemacht!“

LOKAL im Gespräch mit Autohaus-Inhaber Albert Vetterl

TEUBLITZ (lz). Der Blick zurück gestaltet sich motiviert: In einem aktuellen Interview befragte LOKAL Albert Vetterl, den Chef des gleichnamigen Autohauses in Teublitz, wie er die Zeit des Lockdowns empfand und wie es wirtschaftlich jetzt weitergeht.

Albert Vetterl, Inhaber Autohaus Vetterl in Teublitz, Präsident und Landesinnungsmeister Kfz-Gewerbe Bayern, Mitglied im Vorstand Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe. Foto: Albert Vetterl

Als Autohaus und Werkstattbetrieb gehört Vetterls Unternehmen zu den systemrelevanten Betrieben und war im Shutdown nur teilgeschlossen – die Werkstatt blieb geöffnet. Gegründet 1947 ist die Firma bis heute ein Familienbetrieb und beschäftigt 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Grundsätzlich vertraut man hier den Maßnahmen der Staatsregierung, und ein energisches „Jetzt-erst-recht“ vermag sicherlich den Weg in eine wirtschaftlich stabile Zukunft öffnen.

LOKAL: Herr Vetterl, wie haben Sie persönlich die letzten Wochen und Monate erlebt?
Albert Vetterl: Die vergangenen Monate sind für uns alle außergewöhnlich gewesen und auch an mir nicht spurlos vorübergegangen. Die Corona-Pandemie hat sich quasi aus dem Nichts zur größten Herausforderung entwickelt, der wir uns stellen müssen. Unser Leben, unser Alltag, unsere Gesundheit – das alles ist nicht selbstverständlich, und das ist in dieser Zeit zum Teil auf sehr harte Weise klar geworden.

LOKAL: Was haben Sie gedacht, als Sie hörten, dass im Lockdown alle Geschäfte geschlossen bleiben müssen?
Vetterl: Das ist ein riesiger Einschnitt, wenn es auf einmal heißt: „Lockdown, alles zusperren.“ Aber ich habe immer gesagt: Gesundheit hat höchste Priorität – gerade auch die aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und aller Kundinnen und Kunden.
Trotzdem war aber sofort klar, dass das bei allen bayerischen Kfz-Innungsbetrieben Umsatzeinbußen bedeuten würde, wenn der stationäre Autohandel untersagt wird. Und dann stellt man sich natürlich die Frage: Wie lange geht das so? Das war am Anfang überhaupt nicht absehbar. Und dann geht halt das Rechnen los, gerade mittelständische Familienbetriebe haben ja eine besondere Verantwortung auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, diese durch die Krise zu bringen.

LOKAL: Ihre Autowerkstatt zählt zu den systemrelevanten Betrieben, der Autoverkauf musste eingestellt werden. Welche Auswirkungen hatte dies auf Ihr Unternehmen – die Mitarbeiter und die Kunden?
Vetterl: Das hat für unsere Kunden erstmal auch Verunsicherung bedeutet und für unsere Mitarbeiter viel Erklärungs- und Organisationsaufwand. Darf man die Reifen wechseln lassen? Kann ich das bestellte Auto, das auch schon auf dem Hof steht, abholen – und auch bei der Zulassungsstelle anmelden? Mir hat jemand den Spiegel abgefahren, darf ich das Ersatzteil überhaupt kaufen? Das sind ja Sachen, über die man sonst gar nicht nachdenkt. Und dann die ganz praktischen neuen Alltagsdinge, wie Abstandsbegrenzungen, Plexiglasscheiben: Da haben meine Mitarbeiter kräftig mit angepackt, damit wir nach den Vorgaben des Infektionsschutzes und des Hygienekonzepts arbeiten.

LOKAL: Fühlten Sie sich als Unternehmer in der Corona-Krise mit den Maßnahmen der Staatsregierung gut aufgehoben?
Vetterl: Die bayerische Staatsregierung hat sehr entschlossen auf die Corona-Krise reagiert. Ministerpräsident Söder hat einen sehr vorsichtigen, abe sehr klaren Kurs vorgegeben, um den uns manch anderer in Deutschland sicher beneidet hat.
Die einzelnen Maßnahmen, vor allem auch die Kredit- und Soforthilfeprogramme haben sicher dazu beigetragen, noch Schlimmeres für die bayerische Wirtschaft zu verhindern. Also grundsätzlich hat die Staatsregierung ihre Arbeit sehr gut gemacht.

LOKAL: Sehen Sie die Corona-Pandemie als Chance, die Elektromobilität schneller voranzubringen? Wären Sie für eine Abwrackprämie für Verbrenner gewesen?
Vetterl: Ganz klar: Das bayerische Kraftfahrzeuggewerbe und auch ich persönlich haben eine Prämie generell von Anfang an sehr kritisch gesehen und sie als reine „Innovationsprämie“ für alternative Antriebe abgelehnt.
Uns wäre es lieber gewesen, wenn nach dem Lockdown der Handel auf einem für unsere Kunden attraktiven Preisniveau normal hätte wieder anlaufen können – ohne Prämie. Stattdessen wurden die Kunden mit einer politisch motivierten Prämiendiskussion verunsichert und damit im Mai der Handel quasi lahmgelegt.
Ob die Elektromobilität zusätzlich dauerhaft an Fahrt aufnimmt, hängt aber nicht nur vom Corona-Bonus ab. Zum einen war das Interesse an E-Mobilität auch schon vor Corona spürbar.
Zum anderen braucht es nicht nur Prämien, sondern auch die nötige Infrastruktur, vor allem Ladesäulen, und eine größere Modellpalette mit kürzeren Lieferzeiten. Hier sind also Politik und Autohersteller gefordert – aber auch das galt schon vor Corona.

LOKAL: Herr Vetterl, vielen Dank für das Gespräch!

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