Erdgas-Krise: Eigenheim-Besitzer sind im Vorteil

LANDKREIS SCHWANDORF (lz). Energiekrise und Erdgas-Notstand: Im Augenblick bringen diese Schlagwörter wohl alle, die nicht über ein Millionenvermögen verfügen, mehr oder weniger um den Schlaf. Fein raus sind neben den Reichen diejenigen, die jetzt schon eine Photovoltaik-Anlage auf dem eigenen Hausdach, einen effektiven Holz- oder Pelletofen oder eine Biogas-Anlage besitzen. Für Menschen, die in Mehrfamilienhäusern zur Miete wohnen oder die sogar von Hartz IV abhängig sind, sieht es eher düster aus.

Nicht alle Alternativen lohnen sich, doch wer eine Solaranlage hat, ist klar im Vorteil. Hier eine Photovoltaik-Anlage auf dem eigenen Carport – Foto: Sommer

Der Verkauf von Holz- und Kaminöfen, die nachträglich eingebaut werden, boomt zurzeit, dabei sind Einbau und Benutzung mit hohen bürokratischen Hürden verbunden. 2020 wurden die Kaminofen-Vorschriften verschärft. Sie enthalten hohe Überprüfungsauflagen und Anforderungen an die zugelassenen Brennstoffe durch das Bundesimmissionsschutzgesetz (BlmSchV). Dabei geht es insbesondere um die Feinstaub- und Kohlenmonoxid-Belastung der Umwelt. Besonders ältere Kaminöfen stehen in der Kritik. Wer plant, einen Ofen einzubauen, sollte nicht einfach kaufen, sondern sich im Vorfeld gut informieren und beraten lassen.

Doch wie soll man also zukünftig das eigene Zuhause heizen? Schon jetzt hat sich der Gaspreis exorbitant über 100% erhöht, ähnliches gilt für Öl als Energielieferant.

Solar- und Windkraft sind beste Alternativen

Kreisrat und Brucker Marktgemeinderat Rudi Sommer von den GRÜNEN macht es seit mehreren Jahrzehnten vor: Sein Eigenheim ist bereits jetzt quasi energieautark, wie er in einem Artikel für www.onetz.de Anfang Juli 2022 verrät. Photovoltaik sorgt für Wärme und auch warmes Wasser, im Winter wird einige Zeit lang mit einem Grundofen, dessen Steine die Wärme aus Holzscheiten speichern, geheizt, und ein Blockheizkraftwerk gibt es auch noch. Schon vor 40 Jahren gehörte Sommer zu den Warnern vor dem Klimawandel und dem Ende des Zeitalters der fossilen Brennstoffe. Aber auch von modernen Kaminöfen hält er nichts – die Energieausbeute sei viel zu gering und die Belastung der Umwelt zu hoch. „Leute mit Haus und Garten oder gar einer Landwirtschaft haben die besten Voraussetzungen, um sich energetisch unabhängiger zu machen und den teuren fossilen Brennstoffen zu entkommen“, sagt Sommer im LOKAL-Gespräch. „Die Menschen, die in Miete wohnen und deren Vermieter keine Energiesparmaßnahmen durchgeführt hat und regenerativen Energien nicht nutzt, haben nur die Chance zu sparen.“ Dafür gebe es viele gute Ratgeber, wichtigste Voraussetzung sei jedoch ein Bewusstsein für den Verbrauch von Energie und Rohstoffen zu haben. Das wird künftig wohl bei allen der Fall sein, weil es stark ans eigene Portemonnaie geht. Sommer: „Eine Energiesparberatung, die Möglichkeiten aufzeigt und mit den Leuten vor Ort bespricht, wäre wohl die effizienteste und schnellste Art der Hilfe. Ansonsten ist natürlich auch der Staat gefordert, alle Maßnahmen, die in diese Richtung zielen, zu unterstützen und letztlich, wenn alle anderen Maßnahmen nicht greifen, das soziale Netz zu stärken, sprich finanzielle Hilfen zu gewähren.“

Eine gute und auch relativ günstige Methode, die eigene Energiebilanz zu verbessern, sieht Sommer in der Anschaffung eines sogenannten Balkon-Kraftwerks – insbesondere für Menschen ohne eigenes Grundstück. „Die Module werden einfach per Stecker ans hauseigene Netz angestöpselt und liefern einen Teil des Stroms. Inzwischen ist das auch legal.“ Die Anschaffungskosten liegen allerdings von 370 Euro (Amazon) bis in den Tausenderbereich.

Gemeinden haben oft „geschlafen“

Auf die Frage hin, welche preisgünstigen und klimaverträglichen Lösungen Gemeinden schnellstmöglich umsetzen könnten, erklärt der GRÜNEN-Kreisrat: „Hier haben viele Kommunen die Umsetzung seit Jahren verschlafen und etwa auch meine Vorschläge nicht ernstgenommen. Jetzt ist es schwer und teuer, die Fehler der Vergangenheit zu korrigieren. Nichtsdestotrotz müssen die Gemeinden versuchen, alle regenerativen Energien zu nutzen.

Windkraftanlagen und Solaranlagen sind dazu das A und O. Wenn Material und Arbeitskräfte da sind und die Genehmigungen zügig abgearbeitet werden, wäre das der Königsweg, um von fossilen Abhängigkeiten wegzukommen. Die Gestehungskosten für Sonnen- und Windstrom liegen deutlich unter 10 Cent pro kWh und sind damit nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch der einzig zukunftsfähige Weg.“ Gestehungskosten bezeichnen alle Aufwendungen, die mit der Produktion eines Wirtschaftsgutes anfallen. Sommer bezieht sich auf die mittlerweile fünfte Auflage der „Studie zu den Gestehungskosten für Strom aus erneuerbaren Energien“ des Fraunhofer Instituts für solare Energiesysteme ISE. Aufgrund der steigenden CO2-Kosten sind etwa Photovoltaik- und auch Windkraftanlagen den konventionellen Kraftwerken immer stärker überlegen (www.ise.fraunhofer.de).

Für Menschen mit schmalem Geldbeutel und ohne Eigenheim bleibt vorerst jedoch nur, Energie einzusparen und sich auf kalte Zeiten einzustimmen. Da hat es sogar sein Gutes, dass durch den Klimawandel die Winter offensichtlich nicht mehr so eisig werden – aber auch das kann ein Trugschluss sein. Am 10 Juli meldete der YouTube-Kanal des Senders WELT, dass die Bundesregierung bereits die Einrichtung von öffentlichen Wärmehallen im Winter erwägt – ehemalige Impfzentren könnten die Räumlichkeiten bieten. Wohl eine Notlösung, die dann wiederum den Viren Tür und Tor öffnet.

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