Metzgerei Meindl im Wandel der Zeit

Metzgermeister Martin Zellner modernisiert und übernimmt den Traditionsbetrieb

BURGLENGENFELD/KALLMÜNZ (sr). Alles muss raus! Das gilt in der Metzgerei Meindl nicht nur für Fleisch- und Wurstwaren. Auch Ladeneinrichtung, Fliesen, Böden, Wände und Stromleitungen müssen raus.

Eine starke Familie: Franziska Zellner, Martin Zellner, Mathilde Meindl, Elisabeth Zellner und
Manfred Zellner (v.l.n.r.) freuen sich auf die Zukunft. Foto: Wittmann

Denn: Es bleibt beinahe kein Stein auf dem anderen in den beiden Verkaufsstellen des Traditionsbetriebs in der Friedrich-Friesen-Straße 2 in Burglengenfeld und am Marktplatz 5 in Kallmünz. Sie werden sich ab Mitte November den Kundinnen und Kunden in komplett neuem Gewand präsentieren. Und das aus gutem Grund: Der 28-jährige Metzgermeister Martin Zellner tritt in die Fußstapfen seiner Eltern Elisabeth und Manfred Zellner sowie seiner Großeltern, den Firmengründern Alois und Mathilde Meindl.

„Neue Besen kehren gut“ und „Tradition verpflichtet“
Beide Redewendungen treffen auf Martin Zellner gleichermaßen zu. Der neue Chef verpasst dem Betrieb zwar ein radikal modernes Gesicht, ist sich aber der mehr als sechs Jahrzehnte andauernden Geschichte der 1956 vom Namensgeber Alois Meindl gegründeten Metzgerei durchaus bewusst.
„Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich als kleiner Bub auf dem Schoß vom Opa gesessen bin, und dass wir gemeinsam Kesselfleisch gegessen haben“, sagt Martin Zellner. Keine Frage: Der 2003 verstorbene Großvater wäre stolz darauf, dass sein Enkel nicht nur den gleichen Beruf ergriffen hat, sondern auch alles daransetzt, dass die Metzgerei Meindl fit gemacht wird für die Zukunft.
Man kennt die Schlagzeilen über Traditionsbetriebe, denen gerade in Zeiten der Pandemie die Luft ausgeht, in denen sich „die Jungen“ gegen eine Fortführung dessen entscheiden, was „die Alten“ auf die Beine gestellt haben. Martin Zellner traut sich was – und investiert „einen mittleren sechsstelligen Betrag“.
Sichtbar wird die nicht unerhebliche Summe vor allem im Umbau der beiden Filialen. In Burglengenfeld kommen durch einen Anbau nicht nur rund 21 Quadratmeter Verkaufsfläche hinzu. Zellner hat sich ein ganzes Jahr lang viele Tipps geholt, zum Beispiel von Josef Vogel, Betriebsberater der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz. Und er hat Wert gelegt auf höchste Hygienestandards sowie ein Energie- und CO2-sparendes Gesamtkonzept bei der Neugestaltung der Filialen.
Die Kundinnen und Kunden dürfen sich darüber hinaus auf in der hauseigenen Küche produzierte Fertiggerichte freuen. Los geht’s der Saison angepasst etwa mit Schweinefilets an Champignon-Sauce oder Sauerbraten, Sauerkraut oder Blaukraut, die zuhause nur noch aufgewärmt werden müssen. Alles getreu dem Motto: „Aus der Region, für die Region – bei uns läuft die Ware nicht vom Band, wir schaffen noch mit Herz und Hand.“

„Aus der Region, für die Region“
Das gilt auch für den anstehenden Umbau, für den Martin Zellner ausnahmslos Firmen aus der näheren Umgebung beauftragt hat, von Manfred Rickl Sanitäre Installationen aus Burglengenfeld bis zu Fliesen Haider aus Teublitz. Und die moderne Gesamtkonzeption stammt mit „Ladenbau Hanke – Die Manufaktur“ aus Barbing von genau jener Firma, die bereits vor vielen Jahren erstmals die Verkaufsräume der Metzgerei Meindl gestaltet hatte.
„Wir als Metzger haben eine besondere Verantwortung gegenüber dem Tier, der Umwelt, dem Landwirt und natürlich unseren Kunden. Qualität, Frische und Nachhaltigkeit sind unabdingbar“, betont Martin Zellner. Er bleibt deshalb dem „Schweinebauer“ Bäuml aus dem Burglengenfelder Ortsteil Mühlberg treu, der bereits seit den 1950er Jahren die Metzgerei Meindl beliefert. Auch mit weiteren Lieferanten wie Metzgereibedarf Bergmann aus Regensburg besteht eine lange Partnerschaft, die Bestand haben soll. Und den bekannten Partyservice wird es weiterhin geben. Ebenso dürfen die Schlosswirtschaft Heitzenhofen und der „Goldene Löwe“ in Kallmünz weiter auf die Qualität der Metzgerei Meindl als Lieferant vertrauen.

Alles beim Alten also?
Keineswegs. Martin Zellner hat in den vergangenen Jahren bewiesen, dass er sich nicht nur was traut, sondern auch Innovationen aufgeschlossen gegenübersteht. Etwa mit der Vermarktung von Wildbret in Zusammenarbeit mit dem Forstbetrieb Burglengenfeld der Bayerischen Staatsforsten oder der Gründung seiner Festküche Zellner, mit der er zahlreiche Vereinsfeste in der Region sowie die Bewirtung des Rathaushofes beim Burglengenfelder Bürgerfest 2018 gestemmt hat.
Neue Wege beschreitet Martin Zellner auch jetzt. Nach der Runderneuerung der beiden Filialen wird es bald auch in der Regionalecke des Burglengenfelder REWE-Marktes von Andreas Schmid einen eigenen Kühlschrank mit Produkten der Metzgerei Meindl geben.
Keine Frage: Martin Zellner hat sich ordentlich was vorgenommen. Auf Nachfrage räumt er offen ein: „Natürlich gab es auch Momente, in denen ich gezweifelt habe.“ Er habe Respekt vor der Aufgabe, den Betrieb und die Verantwortung für fast 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu übernehmen. Und eine so große Investition stemme man auch nicht jeden Tag.
„Da geht es um die Existenz“, sagt Zellner nachdenklich. Letztlich aber stellt er zielstrebig fest: „Die Herausforderung gefällt mir.“
Vielleicht auch, weil der junge Metzgermeister auf die Unterstützung seiner Familie setzen kann. Vater Manfred Zellner wird den Schlachthof weiter betreiben, Mutter Elisabeth steht ihrem Sohn in der Metzgerei zu Seite. Die Eltern sagen: „Wir freuen uns, dass Martin die Familientradition in der dritten Generation fortsetzt und werden ihn bei dieser verantwortungsvollen Aufgabe nicht allein lassen.“
Und da ist natürlich auch noch Martin Zellners Ehefrau Franziska. Sie stärkt ihm nicht nur den Rücken, sie schob schon bei der Festküche Zellner mit Herz und Hirn kräftig mit an, sie spielt wie Martin Trompete bei der Musikkapelle St. Vitus, sie teilen als Jäger die Liebe zu ihren Rauhaardackeln Leni und Anni.

Apropos Liebe
Anfang 2022 erwarten Martin und Franziska Zellner ihr erstes Kind. Damit beginnt ein neues Kapitel in der Familiengeschichte Meindl/Zellner. Und vielleicht auch eine neue Aufgabe für Martin Zellners Oma Mathilde Meindl. Die 84-Jährige stand seit über 60 Jahren beinahe täglich 13 Stunden im Dienste der Metzgerei Meindl, tritt mit der Geschäftsübergabe nun deutlich kürzer. Aber das wäre schon wieder eine ganz eigene Geschichte. Jetzt drückt Mathilde Meindl ihrem Enkel Martin die Daumen und sagt Oberpfälzisch kurz und knapp: „Der packt des!“

Gut zu wissen:
Die Filialen der Metzgerei Meindl in Burglengenfeld und Kallmünz sind bis einschließlich Freitag, den 8. Oktober 2021, geöffnet. Was beim Abverkauf nicht über die Ladentheke geht, wird an die Ausgabestelle Städtedreieck der Schwandorfer Tafel gespendet. Fast vier Wochen lang werden die Verkaufsstellen umgebaut.
Wenn alles nach Plan läuft, ist Wiedereröffnung in komplett neuem Gewand am Donnerstag, den 11. November 2021, in Burglengenfeld und am Freitag, den 12. November 2021, in Kallmünz.

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