Biergarten in Schmidmühlen eröffnet

SCHMIDMÜHLEN (sr). Er hat eine lange Geschichte und es ist eine lange Geschichte – der Schlossstadel des Hammerschlosses. Er befindet sich seit den 1990er Jahren im Besitz des Marktes Schmidmühlen. Ab dem 17. Jahrhundert als Universalstadel genutzt, später eine Viehstall für Kühe, Pferde und Schweine, dann ein lang leerstehendes Ärgernis ist er seit vier Jahren die am meist besuchteste Lokalität in Schmidmühlen.

Bürgermeister Mathias Huger und Stadelwirtin Gabi Kirschner. Foto: Josef Popp

Nicht nur, dass seit den Coronajahren der Marktgemeinderat regelmäßig seine Marktratssitzungen oder Bürgerversammlungen abhält, vielmehr finden alle wichtigen Veranstaltungen wie Jahreshauptversammlungen oder Faschingsbälle der Vereine hier statt.

Nun wurde ein neues Kapitel der Stadelgeschichte geschrieben: Seit Montag, den 15. August darf der Markt Schmidmühlen mit der Stadelwirtin Gabi Kirschner einen Biergarten betreiben. Auch das war eine lange Geschichte, bis dieser Biergartenbetrieb genehmigt wurde – aber das ist nun eben auch Geschichte. Die vorläufige Genehmigung für den Biergartenbetrieb endet am 31. Oktober. Die Öffnungszeiten sind vorerst Mittwoch und Donnerstag von 17 bis 21 Uhr, Sonntag und feiertags von 14 bis 21 Uhr.

Mit einer frischen halben Bier stießen 3. Bürgermeister Mathias Huger und Gabi Kirschner auf eine gute Zukunft des Biergartens an. Mit dabei hatte der dritte Bürgermeister „pro forma“ auch nochmals den Genehmigungsbescheid. Mathias Huger dankte Gabi Kirschner für ihr Engagement, ohne dabei das ganze Team nicht zu vergessen. Die Bürgerinnen und Bürger haben lange schon auf diesen Augenblick gewartet.

Der Besuch am Eröffnungstag war überwältigend. Auch im Markt Schmidmühlen hat das Gaststättensterben nicht halt gemacht. Zwar gibt es noch Gastronomie – aber Schmidmühlen ist als ein Radler-Kreuzungspunkt im südlichen Landkreis ein bewusst gewähltes Ziel. „Alle Wege führen durch Schmidmühlen“ – so fühlt man sich manchmal an einen alten römischen Spruch erinnert. Mehrere hundert Radtouristen kommen an manchen schönen Tagen in die Lauterachtalgemeinde – aber mit der Bewirtung schaute es meist schlecht aus. Da kommt nun die Genehmigung gerade recht. Dies betonte auch dritter Bürgermeister Mathias Huger in einer kurzen Ansprache. Zudem, so der dritte Bürgermeister, wartet der Bereich mit einem wunderbaren Ambiente auf und ist voll historischer Geschichte.

Gut zu wissen:
Wer das Hammerviertel betritt, trifft quasi auf Schritt und Tritt auf Geschichte. Der Biergarten ist ein Puzzlestück in der Ortsteilentwicklung „Hammerareal“. Diese begann mit der Generalsanierung des Hammerschlosses in den 1990er Jahren. Mit dem Abschluss gingen die Arbeiten weiter. So fand der Heimat- und Volkstrachtenverein im ehemaligen Wohnhaus des „Fochtneranwesens“ seine Bleibe, die Blaskapelle St. Ägidius baute sich in einem Teil der Hammermühle (ehm. Meierkino) sein Musikerheim. In einem Anbau des Hammerschlosses ist der Probenraum des Faschingskomitees, Vereinsstadel im Umfeld bieten Lagermöglichkeiten für die Vereine.

Über zwei Jahre hinweg wurde der Stadel saniert, bis im Juli 2018 die erste Veranstaltung im Stadel abgehalten wurde. Mittlerweile ist der Schlossstadel ein beliebter Ort, um Hochzeiten oder Familienfeiern durchführen zu können. Alles in allem kann man die Gesamtentwicklung als überaus gelungen bezeichnen. In einem nächsten Schritt entsteht der Hopfengarten. Diese Neu- bzw. Umgestaltung hat mittlerweile begonnen.

Geschichtlich ist auch der Schlossstadel überaus interessant. Erstellte Gutachten gehen davon aus, dass der große Stadel in der Zeit von 1696 bis 1700 gebaut wurde. Das verwendete Balkenholz stammt eindeutig aus einer Winterfällung im Jahr 1695/96, für den kleineren Bau konnte anhand der dendrochronologischen Auswertung eine Bauphase um 1760 (Winterfällung 1755/56) ermittelt werden. Als Erbauer kommt hier eigentlich Johann Hektor der Jüngeren von Vischbach in Frage. Er war zu dieser Zeit Schlossherr im Hammerschloss. Er betrieb – wie auch seine beiden Vorgänger Johann Adam von Sengelau und Johann Hektor der Ältere von Vischbach auch die Papiermühle.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass es sich bei dem Stadelkomplex einen historisch wertvollen Baukörper handelt, der sicher immer wieder kleine Veränderungen erfahren hat, letztlich aber auch ein Stück Schmidmühlener Industrie- und Adelsgeschichte darstellt. Allein die Tatsache, dass mit dem Mauerstück samt Schießscharte ein Stück „Stadtmauer“ dokumentiert wurde, macht den Stadel historisch bemerkenswert, zumal im Vilstal keine nennenswerten Stadtmauerreste bekannt sind.

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