Auto-Rasthof statt Klimaschutzwald?

TEUBLITZ (lz). Laut war’s am Abend des 18. Februar 2021 vor der Teublitzer Dreifachsporthalle. Während drinnen der Stadtrat tagte und den Satzungsbeschluss für den Bebauungsplan für das Gewerbegebiet an der A93 fasste, bekundigten etwa 120 Demonstrierende draußen ihr Missfallen durch Trommeln und Skandieren von Rufen wie „Rettet den Wald“.

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Viele waren mit Klappern und Pfeifen gekommen, durch zahlreiche Plakate wie „Stoppt den Flächenfraß in Bayern“, „Gewerbegebiet NEIN“ und „Wald statt Asphalt“ hofften sie, auf die Entscheidung im Stadtrat doch noch Einfluss nehmen zu können.

Mit dabei waren MdB Eva-Maria Schreiber von den Linken ebenso wie Vertreter des Landesbunds für Vogelschutz (LBV), des Bund Naturschutz, von Greenpeace sowie zahlreiche Mitglieder und Unterstützer der Bürgerinitiativen „Schützt unser Wasser“ sowie „Am Schwarzer Berg – schützt Wald und Wasser“.

Bedauerlich war es für die Naturschützer, dass der Stadtrat an seiner Politik festhielt und mit einer Mehrheit von 18:2 Stimmen dem Bebauungsplan zustimmte. Dagegen waren nur die beiden Stadträtinnen der Grünen, Hannah Quaas und Maria Münz. Deren Stellungnahmen bekamen von den anwesenden Zuhörern allerdings Applaus. Maria Münz stellte in ihrem Statement fest: „Da noch nicht alle Kenntnisse und Unterlagen (…) vorliegen, weist das Wasserwirtschaftsamt darauf hin, dass die parallele Weiterführung der Planungen durch die Stadt auf eigenes Risiko erfolgt.“

Ungeachtet dessen wird die Stadt nun weitere Schritte gehen, um das Projekt zu realisieren: Grundstücksverhandlungen mit dem Freistaat sowie Erschließungsmaßnahmen.

Nichtsdestotrotz muss noch ein hydrogeologisches Gutachten abgewartet werden, welches das Wasserwirtschaftsamt angeregt hatte.

Während der erneuten Auslegung der Planungsunterlagen in den letzten Wochen waren weniger Einsprüche bei der Stadt Teublitz eingegangen als während der ersten Phase. Es waren jedoch immerhin noch 617 schriftliche Einwendungen (vorher 1133), von denen 210 aus Teublitz kamen (vorher 279). Einige neue Vorschläge aus der Beteiligung der Öffentlichkeit am Verfahren wurden vom Stadtrat abgewogen, darunter auch Stellungnahmen eines Teichbewirtschafters und des Landesfischereiverbands. Hier ging es insbesondere um die gefährdete Wasserzufuhr zu den Weihern und Fischteichen. Die Entscheidung über den Verkauf der 20 ha Staatswald am Schwarzer Berg liegt nun in den Händen des Bayerischen Landtags.

Bei den Protesten war auch MdB Eva-Maria Schreiber (Partei Die Linke) mit einigen Mitstreiter/innen dabei. „Wenn das Gewerbegebiet nun käme, würde ein wunderbarer und intakter Wald gerodet. Unfassbar in Zeiten des Klimawandels und es zeigt, dass das Gerede von Söder für mehr Klimaschutz nur leere Worte sind“, sagt Schreiber auf ihrer Website www.eva-maria-schreiber.de. Der bayerische Ministerpräsident hatte etwa in einem Interview geäußert, dass man „sich schuldig an der nächsten Generation macht“, wenn man ohne Bedacht Natur zerstöre. Schreiber: „Dazu passt auch die Meldung vom 18.2.21, dass die EU-Kommission Deutschland verklagt, weil es zu wenig für Umwelt und Natur tut.“

„Verantwortungslose Entscheidung“: LBV kritisiert Satzungsbeschluss

„Das starre Festhalten des Teublitzer Stadtrats am Gewerbegebiet widerspricht allen gesellschaftlichen Zielen für eine intakte Umwelt“, so heißt es in einer Presseinformation des LBV. „Die Vernichtung von 20 Hektar gesundem Wald ist ebenso schlimm, wie das Verrohren von Quellen und Grundwasserzügen, die das Teublitzer Weihergebiet versorgen. Seltene Arten und Biotope gehen unwiederbringlich verloren.“ Der angebliche Ausgleich könne diese Verluste nicht annähernd aufwiegen. Außerdem könnten viele bedrohte Arten nicht einfach umziehen. Der Freistaat Bayern habe in diesem Fall eine zentrale Verantwortung: Noch ist er Eigentümer der Fläche. „Es darf nicht sein, dass Staatswaldflächen, also der Wald aller Bürgerinnen und Bürger, zubetoniert werden. Ansonsten sind alle öffentlichen Bekundungen für eine gesunde Umwelt, Klimaschutz und die Artenvielfalt unglaubwürdig.“

LBV sowie BN (BUND Naturschutz) kämpfen seit Jahren gegen das Vorhaben, mit dem geschützte Arten und Biotope vernichtet würden. Auch der Landesfischereiverband und die Donau-Naab-Regen-Allianz wehren sich gegen das Gewerbegebiet, da Quellgebiete für die Teublitzer Fischteiche verloren gehen, und die Qualität des Wassers bedroht sei, heißt es in der Information weiter. Der Leiter der LBV-Bezirksgeschäftsstelle Christoph Bauer zeigt sich entsetzt: „Für die Natur in der südlichen Oberpfalz ist heute ein schwarzer Tag, verbunden mit einem fatalen Signal an die Gesellschaft und unsere jungen Menschen: Wachstum um jeden Preis ist wichtiger als der Schutz der Lebensgrundlagen von Mensch und Natur. Es ist es verantwortungslos gegenüber künftigen Generationen, einen gesunden Mischwald zu roden! “

Die beiden Naturschutzverbände fordern weiter von der Staatsregierung, dass die betroffene Fläche nicht an die Stadt Teublitz verkauft wird, solange die naturschutzfachlichen Belange, vor allem aber die Frage des Wasserhaushalts, nicht geklärt seien.

Für das hydrogeologische Gutachten, so der LBV weiter, werde ein Zeitraum von einem Jahr angesetzt. „Das Vorhaben kann ohnehin, wenn überhaupt, nur unter Anwendung diverser Ausnahmegenehmigungen verwirklicht werden.“

Der Stadt Teublitz lägen ferner nach eigenen Angaben u.a. Bewerbungen von Autobahnrasthof-Unternehmen vor, über die noch nicht entschieden sei. In einer den öffentlichen Unterlagen beigelegten Standortanalyse werde die Eignung für einen „Autohof“ hervorgehoben. Der LBV fragt: „Soll das die Zukunft sein: LKW-Standplätze statt Klimaschutzwald und Quellen für sauberes Wasser?“

BI „Schützt unser Wasser“: Ein Autohof wird zum Groschengrab

Die Bürgerinitiative „Schützt unser Wasser“ sieht im geplanten Gewerbegebiet eine Bedrohung für das Teublitzer Weihergebiet. Der Waldboden sei ein gigantischer Wasserspeicher, der durch die Rodung wegfalle. Dieser Speicher (eine Fläche von fast 30 Fußballfeldern), lasse sich nicht durch technische Anlagen ersetzen. Man befürchtet auch Folgen für die Trinkwasserversorgung (Brunnen Maxhütte-Verau), da Fragen diesbezüglich nicht hinreichend geklärt seien.

Die BI unterstreicht in einer aktuellen Pressemitteilung, dass ein möglicher Autohof in Konkurrenz zu den innerstädtischen Betrieben wie Tankstellen, Waschanlagen und der Gastronomie stehe. „Er schadet damit der heimischen Wirtschaft, anstatt sie zu stärken.“ Dem Autohof mit nur wenigen Arbeitsplätzen im Niedriglohnsektor und geringen Gewerbesteuereinnahmen stehe ein Berg Schulden gegenüber, der durch die aufwendige Erschließung verursacht werde. Die Flächen könnten trotz der hohen Erschließungskosten nur zu einem marktüblichen Preis verkauft werden, sodass die Stadt auf einem Teil der Schulden sitzen bleibe.

„Ein guter Kompromiss“ sei hingegen die interkommunale Zusammenarbeit, bei der die beiden Nachbarstädte Flächen zur Verfügung stellen, denn: „Teublitz besitzt die mit Abstand ökologisch wertvollsten und wasserreichsten Naherholungsgebiete im Städtedreieck, welche von den Bürgern aller drei Städte genutzt werden. In der Gesamtbetrachtung ist es daher sinnvoll, dass alle drei Städte mit dem Ziel zusammenarbeiten, diese Naherholungsflächen zu erhalten.“
Fotos: BI „Schützt unser Wasser“

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